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    TV-Tipp: Dieses Gangster-Meisterwerk mit Al Pacino ist viel zu unbekannt – und besser als "Scarface"!
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    Während „Scarface“ wirklich jedem Filmfan ein Begriff ist, fristet „Carlito's Way“ bis heute ein Schattendasein. Zu Unrecht! Wer den meisterhaften Gangsterfilm noch nicht gesehen hat, kann ihn am heutigen Donnerstag im TV nachholen.

    Wenn wir an Al Pacino denken, dann kommen uns zwangsläufig seine legendären Performances in Gangster-Meilensteinen wie der „Pate“-Trilogie oder „Scarface“ in den Sinn. Etwas unter den Tisch dabei fällt aber immer wieder „Carlito's Way“ aus dem Jahre 1993. Dieser wurde nicht nur wie schon „Scarface“ erneut von Brian De Palma inszeniert, sondern ist auch noch einmal ein Stückchen besser als der schillernde Klassiker um den Kokainbaron Tony Montana aus den 1980er-Jahren.

    Auch ihr habt „Carlito's Way“ bislang noch nicht gesehen, wollt eure Wissenslücke aber schnellstmöglich schließen? Dann müsst ihr heute, am 5. Januar 2022, um 22.00 Uhr Tele 5 einschalten. Dort läuft das von einem erneut brillant aufspielenden Al Pacino getragene Gangster-Drama nämlich ungekürzt im TV. Und das Einschalten lohnt sich richtig: Bislang nämlich gibt es keine deutsche Blu-ray von „Carlito's Way“. Die DVD ist inzwischen weitreichend vergriffen und hat ohnehin schon ein paar Jahre zu viel auf dem Buckel, um viel Geld für diese auf den Tisch zu legen.

    Darum geht's in "Carlito's Way"

    Mit der Unterstützung des korrupten und wieselhaften Anwalts David Kleinfeld (Sean Penn) wird der Ex-Killer Carlito Brigante (Al Pacino) nach fünf Jahren in der Haftanstalt vorzeitig entlassen. Auf freiem Fuß möchte sich der ehemalige Gangster eigentlich nur zur Ruhe setzen und versucht, ein Geschäft auf legalem Wege aufzubauen. Doch so nobel der Gedanke von Carlito auch sein mag, so schwierig erweist sich die Umsetzung.

    Denn seitdem er aus dem Knast ist, zieht er das Verbrechen quasi magnetisch an und bekommt keine rechte Chance, sich wirklich rechtschaffen niederzulassen. Als dann auch noch Kleinfeld in Bedrängnis gerät, steht ihm Carlito aus Dankbarkeit zur Seite – ohne zu ahnen, dass der Advokat ihn hier gnadenlos hintergehen möchte. Plötzlich befindet sich Carlito auf der Flucht vor brutalen Mafiakillern...

    Besser als "Scarface"

    Es steht außer Frage, dass „Scarface“ ein stilprägendes Ausnahmewerk ist, welches viele Menschen – oftmals auch aus den völlig falschen Gründen – nachhaltig beeinflussen sollte. Was Al Pacino in dem flamboyanten Gangster-Epos abzieht, ist noch heute bahnbrechend. Und über die virtuosen Inszenierungskünste eines Brian De Palma müssen wir ohnehin nicht viele Worte verlieren. In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es für „Scarface“ daher auch grandiose 4,5 von 5 möglichen Sternen. Außerdem haben wir uns im Leinwandliebe-Podcast über den Film ausgetauscht – und ihn gnadenlos abgefeiert:

    „Carlito's Way“ allerdings hat es geschafft, sich in der FILMSTARTS-Kritik die absolute Bestwertung zu schnappen und zählt mit 5 von 5 Sternen nicht nur zu den besten Filmen aller Zeiten, sondern hat auch „Scarface“ abgehängt. Das melancholische Gangster-Drama aus den 1990er-Jahren ist nicht an grellen Farben und großen Gesten inszeniert. Stattdessen hat Brian De Palma hier wohl seinen erwachsensten Film abgeliefert und damit auch einen direkt ins Gegenteil verkehrten „Scarface“: Hier nämlich liegt in der Stille die Kraft.

    Die FILMSTARTS-Kritik zu "Carlitos's Way"

    Brian De Palma baut in „Carlito's Way“ nicht auf einen postmodernen Stil, sondern begibt sich regelrecht in die Tradition klassischer Gangsterfilme zurück und erzählt von einem Mann, der es einfach nicht schafft, der Halbwelt zu entfliehen, egal, wie sehr er es auch versucht. Al Pacino spielt diesen Carlito Brigante mit verletzlicher Maskulinität. Es sind nicht die temperamentvollen Ausbrüche, die seinen Charakter ausmachen, sondern die traurigen Augen des meisterhaften Schauspielers, die sich nach Liebe, nach Ehrlichkeit, nach Ruhe sehnen. Es ist wohl eine der bewegendsten Performances seitens Pacinos.

    Brian De Palma, der „Carlito's Way“ selbst als seine beste Regiearbeit bezeichnet, erzählt hier aber keine reine Gangster-Geschichte, obgleich der Film natürlich in diesem Milieu angesiedelt ist. Stattdessen geht es um Chancen, die einem zur Freiheit verhelfen oder gnadenlos verschlingen. In der Kritik von Ulrich Behrens heißt es diesbezüglich: „De Palma erzählt nicht vom unabwendbaren Schicksal. Es sind im Film immer wieder kleine Schlitze offen, Ritzen, durch die Licht hineinfällt, Chancen, nicht einfach des Entkommens, sondern des anderen Lebens. Carlito verschließt sich ihnen. Erst dadurch ist sein Schicksal besiegelt.“

    Wer Gangsterfilme mag, die sich nicht an coolen Posen abarbeiten, sondern tatsächlich auch einige profunde Erkenntnisse über das Leben bereithalten und darüber hinaus hervorragend gespielt und exzellent inszeniert sind, der darf sich „Carlito's Way“ keinesfalls entgehen lassen: „Ein intensiver, entsetzlich beeindruckender Film, in dem de Palma die Kamera durch die kalte Künstlichkeit der Szene streifen lässt, deren Gesetze niemand hintergehen kann.“

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