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    Percy Jackson – Diebe im Olymp
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Percy Jackson – Diebe im Olymp
    Von Christoph Petersen

    Die Zeit wird knapp. Voraussichtlich im Mai 2011 startet mit Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2 der letzte Film der Zauberlehrlings-Saga in den Kinos – und ein legitimer Nachfolger als Genre-Krösus ist nach dem Scheitern von angefangenen, aber unvollendet gebliebenen Fantasy-Franchises wie Eragon, Der Goldene Kompass, Tintenherz oder Mitternachtszirkus noch immer nicht gefunden. Nach all diesen Fehlschlägen zeigt sich die 20th Century Fox nun ganz gewitzt und hat sich für „Percy Jackson – Diebe im Olymp“, der auf dem ersten von fünf Percy-Jackson-Bestsellern aus der Feder von Rick Riordian beruht, kurzerhand den Regisseur der Konkurrenz geschnappt: Chris Columbus, der Mann hinter Harry Potter und der Stein der Weisen und Harry Potter und die Kammer des Schreckens, hat ein Fantasy-Spektakel inszeniert, bei dem er viele Stationen des Romans zu Gunsten einer flotten Dramaturgie und einiger kurzweiliger Passagen einfach weglässt.

    Percy Jackson (Logan Lerman) ist ein ganz normaler Schüler mit ADS und einer Leseschwäche. Das dachte er zumindest immer. Diese Einschätzung ändert sich jedoch schlagartig, als sich seine Mathelehrerin Mrs. Dodds (Maria Olsen) vor seinen Augen in eine leibhaftige Furie verwandelt und hinterrücks über ihn herfällt. Percy ist in Wahrheit der Sohn des Meeresgottes Poseidon (Kevin McKidd). Nachdem Zeus (Sean Bean) sein Herrscherblitz gestohlen wurde, gilt Percy plötzlich als Hauptverdächtiger. Deshalb ist es nun an Percy, seine Unschuld zu beweisen. Gemeinsam mit seinen Freunden, dem Satyr Grover (Brandon T. Jackson) und der Athene-Tochter Annabeth (Alexandra Daddario), die er beide in einem Trainingscamp für Halbgötter kennengelernt hat, reist er quer durch die Vereinigten Staaten und bis in Hades‘ (Steve Coogan) Unterwelt, um den wahren Schuldigen ausfindig zu machen…

    Ganz oder gar nicht – nach diesem Motto stürzt sich Chris Columbus (Kevin – Allein zu Haus, Rent), der zumindest seinem ersten Harry-Potter-Film noch eine verhältnismäßig ausführliche Exposition vorangestellt hat, diesmal direkt ins Getümmel. Sowieso gibt es in „Percy Jackson – Diebe im Olymp“ kaum Leerlauf. Stattdessen reiht sich ein vermeintlicher Höhepunkt an den nächsten. Das geht auf Kosten der Charakterzeichnung und auch die Story als Ganzes leidet darunter, aber dafür gibt es immer was zu sehen. Langeweile will bei all diesem Krachbumm zumindest keine aufkommen. Die vielen Auslassungen, die hier noch um einiges extremer ausfallen als bei der Potter-Konkurrenz, sollten zumindest dem deutschen Kinopublikum keine allzu großen Kopfschmerzen bereiten – schließlich ist die Romanreihe hierzulande bei Weitem nicht so verbreitet wie in den USA, wo der erste Teil bei seinem Erscheinen 2005 von der New York Times zu einem der bemerkenswertesten Bücher des Jahres gekürt wurde.

    Auch wenn sich „Percy Jackson“ nicht wie „Harry Potter“ mit der Zauberei, sondern mit der griechischen Mythologie beschäftigt, ist das Personal doch ähnlich. Im Mittelpunkt steht ein Teenager, der plötzlich aus seinem bisherigen Leben herausgerissen und in eine Heldenrolle hineingepresst wird, mit der er fortan irgendwie klarkommen muss. Logan Lerman, der sich mit Nebelrollen in Todeszug nach Yuma und Gamer schon erste Hollywood-Sporen verdient hat und kürzlich sogar als Nachfolger von Tobey Maguire für den angekündigten Spider-Man-Reboot gehandelt wurde, leistet gute Arbeit und sieht zudem um einiges besser aus als Daniel Radcliffe, so dass einem Siegeszug bei der (weiblichen) Zielgruppe eigentlich nichts mehr im Wege stehen sollte.

    An Lermans Seite stehen der für die Oneliner zuständige Comedian Brandon T. Jackson (Tropic Thunder, Fast & Furious) als Satyr Rover und die das Publikum mit ihren stechenden blauen Augen für sich einnehmende Newcomerin Alexandra Daddario (Jonas Brothers – Das ultimative 3D Konzerterlebnis) als furchtlose Schwertschwingerin Annabeth Chase. Gemeinsam nimmt es das Trio – von einer vielköpfigen Hydra über ein Rudel Höllenhunde bis zur Medusa (Uma Thurman, Pulp Fiction) mit ihrem Schlangenhaar - mit allerlei in der griechischen Mythologie verankerten Monstern auf. Die CGI-Animationen entsprechen dabei mit Ausnahme von Zentaur Chiron (Pierce Brosnan, Die Thomas Crown Affäre), dessen menschlicher Oberkörper nicht immer ganz übergangslos auf seinem vierbeinigen Unterkörper sitzt, dem gängigen Standard. In dieser Hinsicht erfindet „Percy Jackson“ das Kino zwar nicht neu, bietet aber durchgängig solide Effektkost.

    Die Götter, zwischen denen ein verheerender Krieg ausbrechen würde, wenn Percy mit seiner Mission keinen Erfolg haben sollte, sind typengerecht mit durchweg ausdruckstarken Charaktermimen besetzt. Schließlich sollte ein mächtiger Gott schon mit seiner schieren Präsenz ordentlich Eindruck schinden. Diese Aufgabe meistern Sean Bean (Der Herr der Ringe – Die Gefährten, Troja) und Kevin McKidd (Königreich der Himmel, Die letzte Legion) auch mühelos – so dass die Szenen, in denen sie in 50er-Jahre-Trashfilm-Manier als Riesen durch die Szenerie marschieren, bevor sie sich auf Menschengröße niederschrumpfen, wahrlich nicht notgetan hätten. Am besten von den Götterdarstellern gefällt trotzdem Steve Coogan (In 80 Tagen um die Welt, Nachts im Museum). Als Unterwelt-Boss Hades, der mit seiner versklavten Frau Persephone (Rosaria Dawson, Death Proof, Sieben Leben) im Dauerclinch liegt, punktet er mit einer gehörigen Portion Selbstironie.

    Fazit: Als harmloser Fantasy-Snack für zwischendurch macht „Percy Jackson – Diebe im Olymp“ mit Tempo und Abwechslung halbwegs wieder wett, was ihm an Charakterzeichnung und Storyentwicklung fehlt. Fortsetzung nicht ausgeschlossen…

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