Daran, dass Luis Llosas „Anaconda“ Ende der 90er Jahre nicht wirklich überzeugte, konnten auch die üppigen Reize von Jennifer Lopez nichts ändern. Die Fortsetzung Anacondas misslang 2004 ebenfalls. Nun wurde die Reihe im TV mit David Hasselhoff in der Hauptrolle fortgesetzt. Natürlich funktioniert auch das nicht. Don E. FauntLeRoys (Lightspeed, Urban Justice) Schlangen-Thriller „Anaconda: Offspring“ kommt mit amateurhaften Schauspielern daher, die auf einer Schulbühne besser aufgehoben wären. Dazu gibt es groteske CGI-Animationen, die den riesigen Reptilien jeglichen Schrecken rauben. So endet der dritte Teil des Schlangenfranchises als lächerliches TV-Schauspiel, das nicht einmal kleinen Kindern mehr Angst einjagen könnte.
Der Milliardär Murdoch (John Rhys-Davies, Jäger des verlorenen Schatzes) möchte Krankheiten wie Krebs und Alzheimer besiegen. Dazu lässt er seine Mitarbeiter Experimente mit einer Anakonda anstellen, die in einem riesigen Terrarium gehalten wird. Forscherin Amanda (Crystal Allen, Manhattan Love Story) ist mit der Gesamtsituation unzufrieden. Sie fordert mehr Personal und stabileres Panzerglas. Statt diese Wünsche zu erfüllen, kommt Murdoch auf die geniale Idee, mit einer Taschenlampe in das Terrarium zu strahlen. Das verärgert die Riesenschlange, die daraufhin ausbüchst. Sie tötet den größten Teil der Forschungscrew und verschwindet in den Weiten des umliegenden Waldes. Nun tritt Söldner Hammet (David Hasselhoff) mit seiner Crew auf den Plan. Er soll die schwangere Anakonda unschädlich machen. Doch schnell wird klar, dass der geldgierige Murdoch ganz andere Pläne mit seiner knuddeligen Monsterschlange im Sinn hat…
„Anaconda: Offspring“ steht mit den Storys der ersten beiden Teile in keinem Zusammenhang. Die Geschichte ist vorhersehbar und einfallslos. Die Schauplätze in Rumänien, wo aus Kostengründen gedreht wurde, passen nicht zur Riesenschlange, die im Dschungel deutlich besser aufgehoben gewesen wäre. Die Darsteller wirken derart unmotiviert, dass sie sich schon die Frage gefallen lassen müssen, warum sie sich überhaupt dazu erbarmt haben, das grottige Drehbuch mit Leben zu füllen. Wer hier auf einen trashigen Horrorfilm ohne Anspruch, dafür aber mit Spaß und Spannung hofft, wird bitter enttäuscht. „Anaconda 3“ ist so schlecht, dass das Zuschauen weh tut.
Warum hat man sich nur auf den Charme eines abgehalfterten Serienstars verlassen? Die Zeiten eines David Hasselhoffs sind längst vorüber. Die Ex-„Baywatch“-Ikone besitzt nicht ansatzweise das Talent oder die Ausstrahlung, um ein eigentlich von vorneherein zum Scheitern verurteiltes Projekt wie „Anaconda 3“ doch noch irgendwie erträglich zu machen. Zudem erscheint er auch erst in der zweiten Hälfte des Films, weil er zur Schlangenhatz zu spät kommt. Bis dahin hat die Schlange, die neuerdings auch mit einem gigantischen Stachel ausgestattet ist, bereits fleißig gemordet: Einen Doktor umklammert sie mit ihrem tödlichen Würgegriff, Forschungsassistenten beißt sie ihre Köpfe und Gliedmaßen ab und einen Farmer verschlingt sie bei lebendigem Leibe. All diese auf dem Papier interessant klingenden Tötungsszenarien entpuppen sich im Endeffekt aber als so unspektakulär und öde, dass es ein Rätsel bleibt, warum Sony sich für eine zweite Fortsetzung der Reihe entschieden hat. Haben die Produzenten tatsächlich damit gerechnet, dass „Knight Rider“-Star Hasselhoff ihren Film rettet?
In diesem Fall von Schauspielleistungen zu sprechen, käme bereits einer maßlosen Übertreibung gleich. Sämtliche Nebenrollen sind mit unfähigen Amateurdarstellern besetzt, die meist derart dämlich aus der Wäsche gucken, dass der Zuschauer gar nicht anders kann, als seine Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Crystal Allen gefällt in ihrer engen Jeans und mit knappem weißem Top zumindest optisch. David Hasselhoff (Klick, Voll auf die Nüsse) neigt zwar stets zum Overacting, doch wäre dies in einem trashigen Horror-Sequel ja auch gar nicht mal unbedingt fehl am Platz. Allerdings ist auch seine Performance so sterbenslangweilig, dass man betet, die Anakonda würde auch ihm möglichst bald den Garaus machen.
Apropos Anakonda: Die Riesenschlange ist schlechter animiert als Toy Story vor 13 Jahren. Es ist mehr als fraglich, ob dieses giftgrüne CGI-Monster überhaupt jemandem auf diesem Planeten Angst einjagen könnte. Abgesehen von den Tötungsszenen flitzt die Anakonda vergnügt durch den Laubwald. Auch auf Amanda schlängelt sie mehrere Male zu, zögert dann aber stets kurz vor ihrem Ziel. Warum? Keine Ahnung! Mit diesem billigen Trick gelingt es Regisseur FauntLeRoy, der Back-to-Back auch gleichen einen vierten Film (Anaconda 4: Trail Of Blood) mitdrehte, zumindest nicht, irgendeine Art von Spannung zu erzeugen. Einziger Clou ist die Snake-Cam. Die filmt mit den Augen der Anakonda und lässt so zumindest einen Funken Interesse beim Zuschauer aufkeimen. Die Chancen, dass dieser mit fortlaufender Spieldauer entschlummert, stehen gut. Denn eines ist sicher: zu verpassen gibt es hier eh nichts.
Fazit: Der Fortsetzungswahn greift weiter um sich. „Anaconda: Offspring“ ist in jeder Hinsicht eine Zumutung. Die CGI-Effekte stammen aus Atari-Zeiten und die Schauspieler hatten offensichtlich keinen Bock, ihrem Job nachzugehen. Als Film eine Nullnummer, als Stoff für den nächsten bierseeligen DVD-Abend (Minimum: 2,5 Promille) unbezahlbar.