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    Mein Kampf
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Mein Kampf
    Von Christian Horn

    Was sich wohl hinter dem Filmtitel „Mein Kampf" verbergen mag? Eine Verfilmung des als verfassungsfeindlich eingestuften Adolf-Hitler-Buches kann es ja wohl kaum sein – aber zumindest Hitler ist schon mal richtig: Der Schweizer Regisseur Urs Odermatt („Gekauftes Glück") legt eine Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von George Tabori aus dem Jahr 1987 vor, in der Tom Schilling („Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe") den jungen Adolf Hitler spielt und Götz George („Die Katze") den fiktiven jüdischen Buchhändler Schlomo Herzl, der den erfolglosen Möchtegernkünstler unter seine Fittiche nimmt und so quasi als Geburtshelfer des Monsters fungiert. Leider entfernt Urs Odermatt sich dabei allzu weit von der spannenden Vorlage, die durch ihre ätzende, groteske und subversive Komik überzeugt, und verfranzt sich stattdessen in einer banalen Psychologisierung Hitlers.

    Wien im Jahr 1910: Der 21-jährige Adolf Hitler (Tom Schilling) lebt in einem ärmlichen Männerheim in der Blutgasse. Sein Ziel ist es, an der Wiener Akademie der Künste angenommen zu werden, doch der nur mäßig talentierte Maler scheitert und fristet fortan ein perspektivloses, von Depressionen begleitetes Dasein. Es ist schließlich der Jude Schlomo Herzl (Götz George), der den jungen Mann aus seiner misslichen Lage befreit und moralisch aufbaut: Nicht nur stutzt Schlomo den Bart in die historisch bekannte Form, er bringt Hitler auch zur Politik. Ausgerechnet ein jüdischer Mann, der stets das Gute im Menschen sucht, spielt also eine nicht unwesentliche Rolle in den frühen Jahren des späteren Nazi-Diktators...

    Urs Odermatt ersetzt die satirische und mit jüdischem Witz durchsetzte Bühnenvorlage des 2007 verstorbenen George Tabori weitgehend durch einen halbgaren psychologischen Realismus. Da gleichzeitig Dialoge aus der Vorlage zitiert werden, entsteht eine unausgegorene Melange aus Satire und Historiendrama, an der „Mein Kampf" letztlich scheitert: Das Eine steht dem Anderen entschieden im Weg. Der Versuch, die Motive für Hitlers spätere Gräueltaten in seiner Jugendzeit zu suchen, scheitert ebenfalls an der Banalität der von Odermatt betriebenen Sinnsuche: Traumatische Kindheitserinnerungen Hitlers oder sein Unmut über die gescheiterte Bewerbung an der Kunstakademie erscheinen als Erklärungsmodelle schlicht zu platt. Auch die engagierte Performance von Tom Schilling, der seine Rolle als heranwachsender Hitler gut meistert, und das insgesamt gelungene Zusammenspiel mit Götz George können da über den unglücklichen Ansatz des Films nicht hinwegtäuschen.

    Hitler bedauert weinend, dass ihn niemand liebt, gestikuliert in wilder Ekstase vor einer Schattenwand, entwirft den Hitlergruß in seinem Skizzenbuch und erscheint dabei immer fanatischer: Die in „Mein Kampf" unternommene Coming-of-Age-Geschichte des Tyrannen liefert viele solcher plakativen Momente, die letztlich verpuffen. Dass „Mein Kampf" an Originalschauplätzen gedreht wurde, großen Wert auf die korrekte Sprechweise der Figuren legt und sich an einer schlüssigen Erklärung der Hitler-Figur versucht, ist gewissermaßen der Stolperstein des Films, in dem die aus dem Theaterstück übernommenen Textstellen wie Fremdkörper wirken. Der Kontext war bei Tabori eben ein gänzlich anderer, ein beißend satirischer nämlich – Odermatt hätte seinerseits gut daran getan, dieser Perspektive zu trauen, statt auf abgedroschene Erklärungsmuster zu setzen.

    „Der kürzeste deutsche Witz ist Auschwitz", hat George Tabori einmal gesagt: Dieser schwarzhumorige Sarkasmus geht der Erzählung von Odermatt völlig ab – gleichzeitig fügt sein Film dem Originaltext nichts Neues hinzu. So verbirgt sich hinter dem Filmtitel „Mein Kampf" eine fade Theater-Adaption, die den explosiven Tabori-Text in eine allzu zahme Form zwingt und so mit der „realistischen" Annäherung an Hitlers Jugendjahre zwangsläufig scheitert.

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