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    How to Rob a Bank
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    How to Rob a Bank
    Von Nicole Kühn

    So viel Potenzial die absurde Ausgangssituation von Andrews Jenkins´ „How To Rob A Bank“ für spannende Psychoduelle und hintergründige Komik auch haben mag – nur selten wird es voll ausgeschöpft. Stattdessen beißt sich die Handlung an der einen Idee eines Bankräubers wider Willen fest und kreist mir ihr um den Aufhänger der vielen kaum spürbaren Gebühren, die sich an den vermeintlichen Schaltzentren der Macht und Gier zu Milliarden auftürmen, während sie den kleinen Mann am Monatsende mit leeren Taschen im Regen stehen lassen. Drehbuch und Regie verlassen sich dabei so sehr auf die Zugkraft dieses auslösenden Moments, dass die anderen Figuren und ihre Beziehungen zueinander blass bleiben. Obwohl sehr schnell klar ist, worauf die Story vom unfreiwilligen Bankräuber hinausläuft, wartet der Weg dahin aber dennoch mit genügend Winkelzügen auf, um über knapp anderthalb Stunden hinweg zumindest ordentlich zu unterhalten.

    Eigentlich wollte der gewiefte Lebenskünstler Jinx (Nick Stahl) in der Bank nur Geld abheben, weil ihm der Automat den Zugriff auf seine letzten 20 Dollar wegen einer Bearbeitungsgebühr verwehrt hat. Dabei gerät Jinx mitten in den Überfall einiger offensichtlich ziemlich skrupelloser Gesellen. Unversehens findet sich der junge Mann gemeinsam mit der schnippischen und hübschen Bankangestellten Jessica (Erika Christensen) im Herzen der Bank, dem Tresorraum samt Zentralrechner, wieder. Vor der verschlossenen Tresortür steht Bankräuber Simon (Gavin Rossdale) mit seinen Komplizen, die auch hinein wollen. Vor der Bank bezieht derweil die Polizei um Officer Degepse (Terra Crews) Stellung. Und zwischenrein funkt auch noch der große Unbekannte, der in dem ganzen Spiel eigentlich die Fäden ziehen wollte, dem aber einige unglückliche Zufälle dazwischen gekommen sind. Jinx beginnt langsam, die Schachzüge im Spiel um das große Geld zu begreifen und fleißig mitzumischen – schließlich sitzt er selbst an der Schaltstelle…

    Der Gangster wider Willen, der als lachender Dritter aus dem Rennen geht, der spitzbübische Raubzug des kleinen Mannes gegen die großen Abzocker, die Substanzlosigkeit der modernen Medien- und Kommunikationswelt, die Phantasielosigkeit des Polizeiapparates – keine dieser Ideen von Andrews Jenkins ist neu. Sicherlich entstehen aus ihnen mit einer durchdachten Story und dem richtigen Gefühl fürs Weglassen immer wieder mal erstaunlich spannende und unterhaltsame Thriller. Jenkins wollte jedoch gleich den ganz großen Wurf landen und hat deshalb von allem etwas in seinen Erstling eingebracht. Mit dem Ergebnis, dass sich die Handlung durch erklärende Kommentare zur Gesellschaft und ihrem Funktionieren zerfasert und die Figuren Stereotype bleiben. Ein wenig mehr Kreativität in Sachen Charakterzeichnung wäre hier sicherlich angebracht gewesen – so bekommt man doch wieder nur die üblichen Verdächtigen und ihre üblichen Geschichten serviert. Vieles ist deshalb vorhersehbar und man fiebert nur selten mit, wenn die Protagonisten nach und nach ihre Situation einzuschätzen lernen und erst zaghafte, dann immer forschere Versuche unternehmen, ihrer Herr zu werden. Immerhin legt die Dramaturgie ein hohes Tempo vor, das die Show dann doch noch auf einem recht unterhaltsamen Niveau hält.

    Die klaustrophobische Enge des Spielortes scheint den Protagonisten kaum etwas auszumachen. Abgesehen von rein körperlichen Beschwerden fühlen sich die beiden in dem hermetisch abgeriegelten Raum ohne Aussicht auf ein heiles Entkommen offenbar recht wohl. Die Sterilität des Raumes bleibt bloße Kulisse statt die Gefühle der Menschen darin Achterbahn fahren zu lassen. Kameramann Joe Meades wagt einige ungewöhnliche Perspektiven, die zwar einen gewissen Schauwert haben, darüber hinaus jedoch keine eigene Bildsprache entwickeln. Die Dialoge sind dafür recht umfangreich und erklären, wie die Bankgeschäfte laufen – eine visuelle Umsetzung der Abläufe wäre aber sicherlich deutlich weniger trocken gewesen: So werden zwar die Produktionskosten niedrig gehalten, dafür wähnt sich der Zuschauer bisweilen aber in einer ziemlich theoretischen und oft auch verwirrenden Lehrstunde in Wirtschaftslehre. Zum Glück ist die Zielrichtung der gesamten Aktion klar genug, so dass das Nichtverstehen einiger Details sich nicht gleich auf das Verständnis des Coups als Ganzes auswirkt.

    Mit Nick Stahl (Dich kriegen wir auch noch, Terminator 3) und Erika Christensen (Traffic, Voll gepunktet) haben zwei Darsteller die Hauptrollen übernommen, die in den vergangenen Jahren von Hollywood ziemlich vernachlässigt wurden. Leider stimmt die Chemie zwischen beiden überhaupt nicht, so dass selbst in dem hermetisch abgeriegelten Tresorraum keine wirkliche Spannung entsteht. So sehr sich das Drehbuch auch bemüht, ein undurchsichtiges Duell in Gang zu setzen, bei dem man bis zum Schluss nicht weiß, wer nun der Schlauere ist, wirkt es doch fast durchweg bemüht und verspielt so seine Glaubwürdigkeit. Dass beide Schauspieler es eigentlich besser können, scheint leider nur an vereinzelten Stellen durch. Auf der anderen Seite der unüberwindbaren Tür steht mit Gavin Rossdale ein Mime, der für die große Bühne geschaffen ist, auf der er als Sänger der Band „Bush“ meist auch steht. Es ist eher die dramatische Geste, die ihm liegt, und so entwickelt er auf engem Raum auch eine Energie, vor deren Ausbrechen man sich durchaus fürchten kann. Wer im Übrigen auf den prominent angepriesenen Auftritt von David Carradine (American Monster, Hexenkessel) wartet, kommt erst am Ende des Films in nur einer einzigen Szene auf seine Kosten.

    Mit seinem kühlen Look und ansprechendem Tempo liefert „How To Rob A Bank“ durchaus passable Direct-to-DVD-Unterhaltung, bleibt aber hinter seinem eigenen gesellschaftskritischen Anspruch zurück, weil er formal zu sehr an Genrekonventionen und inhaltlich zu sehr an der Oberfläche hängen bleibt.

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