Mein Konto
    Final Destination 4
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Final Destination 4
    Von Carsten Baumgardt

    Der Sensenmann ist ein komischer Vogel, der einfach nicht totzukriegen ist - genau wie das Final Destination-Franchise, das sich gerade diesen ominösen Bösewicht zu eigen macht. „Final Destination 4“ wurde wie Teil 2 wieder von Kinokinetiker David R. Ellis inszeniert. Um der dritten Wiederholung des Themas zusätzliche Würze zu verleihen, geben die Protagonisten diesmal in 3D den Löffel ab. Allerdings lenkt dieser Effekt nicht davon ab, dass „Final Destination 4“ im Mittelmaß stecken bleibt.

    Nick O‘Bannon (Bobby Campo) besucht mit seiner Freundin Lori (Shantel VanSanten) und den gemeinsamen Freunden Hunt (Nick Zano) und Janet (Haley Webb) ein NASCAR-Autorennen. Plötzlich wird Nick von einer mysteriösen Vorahnung gepackt. Er bricht in Panik aus und glaubt, dass ein Unfall auf der Rennstrecke eine Kettenreaktion auslösen wird, die in einer Katastrophe endet. Obwohl sein Anhang Nick für verrückt erklärt, kann er seine Leute gerade noch rechtzeitig dazu bewegen, aus dem Stadion zu fliehen. Als dann tatsächlich alles so eintritt, wie Nick es beschrieben hat, ist die Verwunderung groß. Neben dem Quartett sind auch noch eine sexy Mutter (Krista Allen), ein Rassist (Justin Welborn), ein Mechaniker (Andrew Fiscella) und ein Parkplatzwächter (Mykelti Williamson) dem Flammen- und Trümmermeer durch Nicks Tipp entkommen. 52 Menschen sterben bei dem Inferno. Als Nick Nachforschungen zu seinen Visionen anstellt, findet er heraus, dass er nicht der Erste ist, der dem Tod von der Schippe gesprungen ist. Den Berichten zufolge müssen alle, die dank solch einer Vorahnung verschont geblieben sind, trotzdem ihr Leben lassen - und zwar genau in der Reihenfolge, in der sie auch ursprünglich ins Gras gebissen hätten…

    Auf das Konto von Regisseur David R. Ellis gehen Filme wie Waterworld, Der Sturm, Harry Potter und der Stein der Weisen, Matrix Reloaded und Master And Commander – allerdings nur als Second Unit Director. Aussagekräftiger sind da schon Ellis‘ Anfänge als Stuntman und späterer Stunt-Koordinator. Diese Herkunft macht seine Inszenierung, bei der die Kinetik direkt von der Leinwand auf den Zuschauer ohne Reibungsverluste übergeht, plausibel. Bei dem Kalifornier ist keine Szene zu viel, es geht stets gleich zur Sache und direkt zum Wesentlichen, was Ellis‘ Regiearbeiten Snakes On A Plane, Final Call und eben Final Destination 2 beweisen. Mit diesen Fähigkeiten ist er geradezu prädestiniert für die „Final Destination“-Reihe.

    Auf den ersten Blick sind alle drei Fortsetzungen sklavisch dem Erfolgskonzept des Originals unterworfen. Der dramaturgische Aufbau ist so starr, dass er sich bestimmt schon patentieren ließe – erst die spektakuläre Auftaktsequenz, dann wird dem jeweiligen Seher und seinem Gefolge klar, dass der Tod ein unnachgiebiger Geselle ist, und schließlich wird einer nach dem anderen optisch aufsehenerregend gemeuchelt. Wer jedoch genauer hinsieht, stellt fest, dass Ellis sich neben den Variationen der Tode noch eine weitere Freiheit herausnimmt. Während James Wong die Teile 1 und 3 jeweils als reinen Horror-Thriller inszeniert hat, legt Ellis seine Beiträge eher als schwarze Komödie an, die den Eventcharakter der Todesarten als Schauwert bis zum Geht-nicht-mehr ausschlachtet und weniger bis gar keinen Wert auf Horror-Thrill legt. Die Todesszenen werden nicht zu Schockmomenten, stattdessen darf sich der Zuschauer an den ausgefeilten Todesarten nach Herzenslust ergötzen. Dieser Ansatz ist zwar verdammt zynisch, aber eben auch ziemlich spaßig. Allerdings gibt es einen Pferdefuß bei der Ellis’schen Pracht. Dialoge und Charaktere spielen bei ihm – um es höflich zu formulieren - nur eine untergeordnete Rolle.

    Der vierte Teil krankt vornehmlich am Personal. Die vier Schlüsselfiguren Nick, Lori, Hunt und Janet sind die bisher blassesten Protagonisten der Reihe. Hauptperson Nick wird von Bobby Campo („Legally Blondes“) allzu glatt und ohne erkennbare Konturen gespielt. Shantel VanSanten („One Tree Hill“) übernimmt pflichtbewusst die Aufgabe des Hot-Pants-tragenden Eye Candys. Haley Webb („Big Game“) ist einfach nur zum Auffüllen der Gruppe dabei und Nick Zano (Beverly Hills Chihuahua, JoyRide 2) dazu verdammt, einen arg eindimensionalen Kotzbrocken als bloße Karikatur zu geben, um den Hass des Publikums auf sich zu potenzieren. Aber der Mitfühlwert der Charaktere dümpelt auf unterem Niveau vor sich hin, weil die No-Name-Darsteller leider keinerlei Talent erkennen lassen. Somit konzentriert sich wieder alles auf die Schauwerte, die wiederum ohne eine emotionale Anteilnahme an den Opfern nur die Hälfte wert sind. Dazu kommen teils unfreiwillig komische Dialoge, die für peinlich berührte Heiterkeit sorgen, aber noch nicht die Barriere zur Satire durchbrechen. „Ist schon in Ordnung. Ich bin bereit, zu gehen“, kommentiert der von Mykelti Williamson (Forrest Gump, Heat) gespielte trockene Alkoholiker, der seine Familie bei einem von ihm verschuldeten Autounfall verloren hat, sein offenbar bevorstehendes Ableben. Er hat eben seinen Frieden mit der Welt gemacht. Kurios sind jedoch seine weiteren Handlungen, die diesen merkwürdigen Aussagen folgen und den Charakter im Endeffekt völlig wirr dastehen lassen.

    3D ist in. Die neuen Big-Budget-Animationsfilme wie Ice Age 3, Oben oder Bolt sind allesamt in 3D ins Kino gekommen, aber wirklich spannend ist die Technik erst, seitdem sie für abendfüllende Realspielfilme entdeckt wurde. Patrick Lussier wertete sein an sich mittelmäßiges Horror-Remake My Bloody Valentine 3D durch eine konsequente Ausnutzung der 3D-Bilder unheimlich auf. Bei „Final Destination“ ist dieser Schritt nur logisch. Sicherlich ist 3D hier eine nette Spielerei, aber so richtig Kapital schlagen kann Regisseur Ellis daraus nur bedingt. Der Zuschauer erschreckt sich ab und zu, wenn ihm zumeist scharfkantige Gegenstände direkt „ins Gesicht“ fliegen, einen nachhaltigen Mehrwert entwickeln die 3D-Szenen jedoch nicht.

    Allgemein bewegt sich die Inszenierung der Tötungsszenarien in etwa auf dem konstant guten Niveau der Vorgänger. Das besondere Leckerli, die stets aufwendige Auftaktkettenreaktion, gelingt Ellis auch diesmal exzellent. Schon sein Sattelzug-Crash aus Teil 2 war ein Highlight, an den das Inferno auf der Autorennbahn nun zwar nicht ganz heranreicht (besonders die Explosionen können bei aller handgemachten Action einen gewissen CGI-Anteil nicht verbergen), aber nichtsdestotrotz ist es ein schönes Spektakel.

    Regisseur Ellis ist schon irgendwie ein Fuchs. Obwohl er mit seinem Film keinerlei Anspruch erhebt und einfach nur die Bedürfnisse der Fangemeinde befriedigen will, mischt er kleine Botschaften in die Handlung. Etwa stilisiert er den Rassisten in dessen Todesszene, in der er erst sein Kreuz in den Vorgarten eines Schwarzen schleppt und anschließend brennend, mit einem Abschlepphaken durch sein Fußgelenk gebohrt durch die Straßen geschleift wird, zu einer Art Jesusfigur. An anderer Stelle ist Ellis dann unheimlich selbstreferenziell, etwa wenn er auf der Leinwand ein Kino zerstört, in dem das bebrillte Publikum gerade einer 3D-Vorstellung folgt. Das alles unterstreicht den Spaßansatz des Filmemachers, der sich seinen besten Gag allerdings für den Abspann aufhebt. Dort wird der Charakter der von Krista Allen (Paycheck) gespielten Mutter nämlich kurzerhand als MILF / Samantha ausgeweisen (MILF = „Mother I like to fuck“).

    Fazit: Eine weitere Portion Gedärmesalat, bitte. Der dritte Nachschlag zu „Final Destination“ bietet die gewohnte Hausmannskost. Schmeckt ein wenig fade, ist aber für Anhänger des Gerichts noch genießbar. Und ein Ende der Fahnenstange ist auch nicht in Sicht. Gevatter Tod ist im Horrorgenre schließlich keine Modeerscheinung.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top