Die Ausschlachtung von Horrorfilmen der 70er und 80er Jahre geht weiter. Diesmal trifft es Paul Lynchs „Prom Night“ von 1980. Im Gegensatz zu sehr harten Remakes wie The Hills Have Eyes oder The Texas Chainsaw Massacre schlägt Regisseur Nelson McCormick (Alias - Die Agentin - 2. Staffel, „Tip/Tuck“, “ER” u.a.) allerdings einen anderen Weg ein: „Prom Night“ ist ein im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich blutleeres Stück.
Die junge Donna Keppel (Brittany Snow) überlebte die grausame Bluttat ihres Lehrers Robert Fenton (Johnathon Schaech). Fenton war besessen von der schönen Donna. Als ihre Eltern einen Gerichtsbeschluss erwirkten und Fenton sich nicht mehr dem Objekt seiner Begierde nähern durfte, rastete dieser aus und brachte ihre Eltern sowie ihren Bruder um. Donna überlebte. Fenton kam in ein Hochsicherheitsgefängnis für geistesgestörte Kriminelle. Auch drei Jahre später leidet Donna immer noch unter dem traumatischen Erlebnis. Doch nun steht der Highschool-Abschlussball bevor und die dunklen Ereignisse der Vergangenheit rücken in den Hintergrund. In einem Nobelhotel erwartet Donna zusammen mit ihren Freundinnen Lisa (Dana Davis) und Claire (Jessica Stroup) die Nacht der Nächte. Die Frage, wer die Ballkönigin wird, rückt allerdings in den Hintergrund als bekannt wird, dass es Fenton gelungen ist, aus dem Hochsicherheitstrakt auszubrechen. Es dauert nicht lange und es gibt die ersten Toten…
Die Prom Night – der Abschlussball der Highschool – zählt für viele amerikanische Teenager zu den wichtigsten Ereignissen ihres noch jungen Lebens. Sie ist eine entscheidende Zäsur in der Entwicklung der Heranreifenden, welche die Schule beenden, sich von ihren Freunden trennen und ihren eigenen Weg ins Unbekannte beginnen. Insofern passt es natürlich, dieses Ereignis mit dem Slasher-Genre, das vielfach als eine Chiffre für das Ende der Kindheit, verstanden wird, zu koppeln. Und in gewisser Weise wirkt Nelson McCormicks Art, wie er diesen Teenietraum auf ganzvolle Oberflächen reduziert und alles tiefer liegende, ja sogar alle Körpersäfte in den Hintergrund verbannt, wie ein ironischer Kommentar zur amerikanischen Seele. Doch wäre es zu weit gegriffen, TV-Mann McCormick allzu viel Hintersinn zu unterstellen, wenn er den emotionalen Höhepunkt der amerikanischen Jugend als septische Oberflächenshow inszeniert – dies ist wohl eher der angestrebten Altersfreigabe PG 13 geschuldet.
Den stärksten Moment hat „Prom Night“ gleich zu Beginn. Doch nach einem sehr stimmungsvollen Intro – eine Kamerafahrt über eine Brücke zum Ben Taylors „Time Of The Seasons“ in der Dämmerung – geht es im Eiltempo bergab. Hat nach dem Vorspann der Regisseur gewechselt? Zwar lässt McCormick durchaus Stilwillen erkennen, Tiefen wie bei der Schlaftablette Unbekannter Anrufer werden zum Glück nicht erreicht, doch auch die gelungene Optik machen die zahlreichen Missgriffe des Regisseurs sowie die spannungsfreie Vorlage des Autors J.S. Cardone (der als Regisseur 8mm 2 verbrochen hat) nicht ungeschehen. „Prom Night“ ist, um es auf den Punkt zu bringen, in seinen besseren Momenten einfach nur langweilig. Das hat man alles schon gesehen. Doch viel zu oft nerven die sich ständig wiederholenden Stilmittel, die immergleiche Perspektive des Täters, wie er zum Beispiel hinter einer Säule hervorlugt oder überraschend hinter den Opfern auftaucht. Da wird es auch noch ärgerlich. Dass der Film so wenig unterhaltsam geraten ist, liegt übrigens nicht nur an der völlig uninspirierten Inszenierung der Slasher-Szenen, sondern auch daran, dass sofort bekannt wird, wer der Täter ist. So bleibt dem Zuschauer auch noch das Mörderraten verwehrt. Die durchweg glanzlosen Darsteller tun ihr Übriges, um den Film zu einem äußerst lauen Vergnügen zu machen. Brittany Snow, die der Zuschauer aus Filmen wie Babynator oder Rache ist sexy kennen könnte, ist als Donna Keppel absolut austauschbar. Gleiches gilt für ihre Tussifreundinnen gespielt von Jessica Stroup (The Hills Have Eyes 2) und aus der Serie „Heroes“ bekannten Dana Davis genauso für deren männliche Begleitung. Lediglich Nebendarsteller Idris Elba (American Gangster, 28 Weeks Later) als verantwortungsbewusster Detective Winn bringt etwas Schwung in die Story.
Und wieso reden eigentlich auf einmal alle davon, dass „Prom Night“ das Remake eines Klassikers sei? „Prom Night - Grauen Ohne Namen“ – die Version von 1980 mit der einstigen Screem Queen Jamie Lee Curtis – mag seine Daseinsberechtigung haben, zu den Highlights des Genres gehört der aber mit Sicherheit nicht. Insofern steht McCormicks Film dem Original um wenig nach, hat hier und da sogar die Nase vorn. Warum sich das Produzententeam Marc Forby und Neal H. Moritz aber gerade für ein Remake dieser schon an sich nicht so spannenden Vorlage entschlossen haben, bleibt ein Rätsel. Wenigstens gab es nicht viel kaputt zu machen…
Fazit: „Prom Night“, das Remake, ist bis auf vereinzelte visuelle Glückstreffer ein in jeder Hinsicht unterdurchschnittlicher Film. Da er sich in Sachen expliziter Gewalt zurück hält, dürfte er aber zumindest für schreckhafte Neueinsteiger ins Slasher-Genre einen gewissen Unterhaltungswert haben.