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    Fremd Fischen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Fremd Fischen
    Von Christian Horn

    Der gewöhnliche Ablauf einer romantischen Hollywood-Komödie ist wohl fast jedem Mainstream-Kinogänger wohlbekannt: Nach einer kurzen Vorstellung der Figuren beginnt die Erzählung mit der Einführung des zentralen Liebespaars. Hier haben sich zwei gefunden, das merkt man gleich; und das ist keineswegs nur Schwärmerei, sondern die große, wahre Liebe mit Zukunft. Doch es wäre keine typische Romantik-Komödie, würden die Turteltauben ohne Schwierigkeiten zusammen finden – vielmehr muss das künftige Paar erst alle möglichen soziale Hindernisse überwinden. Im letzten Akt macht einer der beiden Liebenden irgendetwas himmelschreiend Dummes, so dass es zu fatalen Missverständnissen kommt und das große Glück in Gefahr gerät – freilich nur zum Schein. Das Happy End gehört nämlich zur Romantik-Komödie wie die Einschusslöcher zum Actionfilm. Nur selten durchbricht ein Filmemacher diesen Standard – zumindest ganz sicher nicht bei „Fremd Fischen" von Regisseur Luke Greenfield („Animal - Das Tier im Manne"). Dieses müde Geplänkel ist handwerklich solide aber ernüchternd überraschungsarme Genre-Stangenware.

    Rachel (Ginnifer Goodwin, „Er steht einfach nicht auf Dich!") und Darcy (Kate Hudson, „Bride Wars") sind seit einer halben Ewigkeit beste Freundinnen, obwohl beide ein recht unterschiedliches Temperament haben: Während Rachel eher zurückhaltend agiert, ist Darcy eine äußerst extravertierte Persönlichkeit. Auf einer Geburtstagsfeier kurz vor der Hochzeit ihrer besten Freundin landet Rachel mit Dex (Colin Egglesfield) im Bett. Dass Dex der Verlobte von Darcy ist, sorgt für emotionale Verwirrung und einen Gewissenskonflikt. Denn schon seit College-Zeiten schwärmen Dex und Rachel füreinander; es schlichtweg unglückliches Timing, dass die beiden kein Paar wurden und der schicke Kerl ausgerechnet in Darcys Armen landete. Gemeinsame Ausflüge entwickeln sich aufgrund der notwendigen Geheimnistuerei fortan zu regelrechten Nervenkriegen. Dabei ist doch längst klar, wer hier besser zu wem passt...

    In erster Linie ist „Fremd Fischen" die Geschichte einer Emanzipation. Rachel muss aus dem Schatten ihrer bisweilen selbstsüchtigen Freundin treten, für die sie in der Regel ihre eigenen Belange zurückstellt. Doch die Gefühle für Dex sind so stark, dass die zuvorkommende Dame lernen muss, ihr eigenes Glück nicht länger hintenan zu stellen, sondern dafür zu kämpfen. Das sieht auch ihr bester Freund Ethan (John Krasinski, „Jarhead - Willkommen im Dreck") so und repräsentiert damit – auch in seiner Rolle als Beobachter von außen – den Konsens zur Beziehungslage der Figuren, der längst auch im Publikum bestehen dürfte. „Soll ich mein eigenes Glück für das der besten Freundin opfern?" Viel mehr als die Formulierung dieser Frage, dieses Talkshow-Klassikers, gewinnt Luke Greenfield seiner Erzählung nicht ab.

    Greenfields unaufgeregte Inszenierung sorgt dafür, dass „Fremd Fischen" jederzeit leicht konsumierbar bleibt. Weil eigentlich aber nicht allzu viel passiert und die Handlung im Mittelteil zu stagnieren droht, können auch die sympathischen Protagonistin nicht davon ablenken, dass hier phasenweise gepflegte Langeweile vorherrscht. Die Nebenfiguren, etwa ein selbsternannter Don Juan, lockern das harmlose Treiben zumindest punktuell auf. Ein Ärgernis ist „Fremd Fischen" nicht, irgendwie geartete Überraschungen oder erzählerische Raffinessen aber bietet Greenfield aber ebenso wenig. Deswegen ist „Fremd Fischen" nicht mehr – und nicht weniger – als eine romantische Komödie vom Fließband, die wenige Minuten nach der Sichtung schon wieder verpufft.

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