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    Slasher
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Slasher
    Von Christoph Petersen

    Im Jahr 2005 setzten sich die angehenden Filmemacher Frank W. Montag und Jörn Doring zusammen, um das Skript zu dem Horrorfilm „Slasher“ zu verfassen. Eine Szene, wie sie wohl jeden Tag irgendwo in der Bundesrepublik zu beobachten ist. Doch es gibt einen gewichtigen Unterschied zwischen diesen beiden und dem großen Rest der ambitionierten Jungfilmer - „Slasher“ stürmt nun, gerade einmal zwei Jahre nach der ersten beschriebenen Skriptseite, mit stolzen 46 Kopien in die deutschen Kinos, wofür Montag nebenbei auch noch seine eigene Produktions- und Verleih-Firma „mondaymovies“ gründete. Allein für das konsequente Begehen dieses steinigen Weges gebührt den Machern gehöriger Respekt, gerade weil der Film auch produktionstechnisch Beachtliches auf die Beine stellt. Und die erste Hälfte bietet dann auch noch genau jene unverkrampfte Lockerheit, die man von einem solchen Indie-Projekt erwartet. Ist „Slasher“ also ein deutscher Genre-Kultfilm geworden? Die Antwort ist leider ein eindeutiges Nein, denn die an allen Ecken und Enden schwächelnde zweite Hälfte verspielt den Großteil des gewonnenen Kredits gleich wieder.

    Endlich Semesterferien, auch die letzte Vorlesung über blutrünstige Serienkiller haben die beiden Psychologie-Studentinnen Erin (Christine Imdahl) und Julie (Pia De Buhr) tapfer abgesessen. Nun wollen sie die nächsten Tage mit ein paar Freunden campend in einem einsamen, abgelegenen Waldstück verbringen. Vorher werden noch ausreichend Spaghetti und Marshmallows im Supermarkt, und in der Disco eine Frischfleisch-Blondine für Obermacho Tom (Heiko Lange) klar gemacht – und schon kann es los gehen. Zwar müssen die Tweens auf dem Weg noch eine unangenehme Begegnung mit einem inzestiös anmutenden Bauern-Clan überstehen, aber schließlich erreichen sie doch gesund und munter ihr Ziel. Nachdem das Zelt endlich steht, verwenden Tom und seine Eroberung vom Vorabend ihre Zeit zunächst einmal auf ausufernden Matratzensport, während der Rest der Truppe sich am nahen Strand vergnügt – Spring-Break im Ruhrpott. Doch die ausgelassene Stimmung ist trügerisch. In den Wäldern treibt ein geisteskranker Frauenmörder seit Jahren sein Unwesen. Und auch der Großteil der urlaubenden Studenten wird seinem reichhaltigen Waffenarsenal zum Opfer fallen...

    Ein Pärchen fährt im Cabrio zum Picknick in den Wald, doch noch bevor er den mit allerlei Leckereien gefüllten Korb aus dem Kofferraum pflücken kann, beginnt sie auch schon mit einer heißen Striptease-Show. Aber schon nachdem sie sich oben herum frei gemacht hat, wird sie von den Zähnen einer surrenden Motorsäge angeknabbert. Es vergehen nur wenige Sekunden, bis man sich als eingefleischter Fan der 70er- und 80er-Jahre-Horror-Klassiker wie The Texas Chainsaw Massacre oder „Freitag, der 13.“ auch in Montags moderner „Slasher“-Variation heimisch fühlt. Die altbekannten Regeln und Abläufe der amerikanischen Originale werden von ihm, mit Ausnahme einer hier wesentlich höheren Quote an blanken Brüsten, 1 zu 1 übernommen. Dies macht vor allem immer dann Laune, wenn die Kulturunterschiede zwischen den USA und Deutschland besonders groß werden – so ist die Idee eines inzestiösen Redneck-Clans, wie er in den US-Vorbildern (Wrong Turn, Das Haus der 1000 Leichen) Gang und Gebe ist, übertragen auf einen deutschen Bio-Bauernhof doch weniger erschreckend, als vielmehr ziemlich amüsant. Auch die Inszenierung ist gefällig geraten, der Amateurstatus der Produktion fällt zwar immer wieder auf, stört aber kaum, trägt sogar noch zum speziellen Charme des Projekts bei. Da fallen einige von den nicht durchgehend talentierten Darstellern eher holprig vorgetragenen Dialoge, vor allem jener, in dem die Bedeutung des Begriffs „Slasher“ näher erläutert wird, schon eher negativ ins Gewicht.

    Die erste Hälfte von „Slasher“ bringt also genau jenes Maß an augenzwinkernder Unterhaltung, welche man sich von einem Projekt dieser Art erhofft. Doch dann bricht der Film mit einem Mal vollkommen auseinander. Zunächst kommt eine superperverse Torture-Porn-Sequenz, die nicht nur unnötig aus dem unterhaltsamen Rahmen fällt, sondern aufgrund der schwächelnden Gore-Effekte nicht einmal als Schock-Kino richtig funktionieren will. Darauf folgt die finale Verfolgungsjagd durch den Wald, die allen ernstes mehr als 24 (!) erzählte Stunden in Anspruch nimmt, ohne dass dabei großartig neue Ideen ins Spiel kommen: Erin läuft weg, der Killer jagt mit seiner Motorsäge hinterher, und Erin versteckt sich hinter einem Baum – wie kommt man nur auf die Idee, sich dieses redundante Spielchen über einen Tag und zwei Nächste erstrecken zu lassen? Auch die Auflösung haut einfach nicht hin. Natürlich ist die „überraschende“ Wendung eine Hommage an so manch schwachsinnige Auflösung, welche sich nun einmal massenweise in den Annalen der Horror-Historie finden lassen. Doch hier wirkt die Wendung leider nicht unfreiwillig komisch, womit die Macher ihr Ziel wohl erreicht hätten, sondern in erster Linie überkonstruiert und angestrengt.

    Fazit: Für jeden angehenden Indie-Regisseur erweist sich Frank W. Montags Genre-Thriller als gehörige Motivationsspritze – hier bekommt man gezeigt, was auch ohne Fördermittel oder Studiofinanzierung, nur mit einem unbedingten Willen produktionstechnisch alles zu erreichen ist. Aufgrund der angestrengt wirkenden, tempoarmen zweiten Hälfte ist „Slasher“ für den gemeinen Horror-Fan allerdings nur sehr eingeschränkt empfehlenswert.

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