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    Sind wir endlich fertig?
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Sind wir endlich fertig?
    Von Andreas Staben

    Die Renovierungs-Komödie „Sind wir endlich fertig?“ ist ein gutes Beispiel für die Art von Filmproduktion, die komplett den Berechnungen der Marketingstrategen zu folgen scheint und das Geschichtenerzählen auf Formeln und Versatzstücke reduziert. Als Ice Cube (Three Kings, Hart am Limit) und seine Mitstreiter Anfang 2005 die filmische Frage Sind wir schon da? an das deutsche Kinopublikum stellten, war die Resonanz überschaubar und die Kritik an dem Familien-Klamauk erbarmungslos. Der Erfolg in den USA reichte aber aus, um nach ehernem Hollywood-Gesetz nun eine Fortsetzung in die Kinos zu bringen. Und das Sequel ist zur Sicherheit auch gleich noch ein Remake. Der Cary-Grant-Klassiker „Nur meiner Frau zuliebe“ aus dem Jahr 1948 gehört zu den zeitlosen Screwball-Komödien und vereint bissigen Wortwitz mit handfester Körperkomik. Wie einst Grants Mr. Blandings, der auf dem Weg zum Traumhaus mit der Tücke des Objekts im Allgemeinen und mit allerlei windigen Geschäftemachern im Besonderen zu kämpfen hatte, versucht nun Ice Cube ein angemessenes Heim für seine Familie zu schaffen. Es vermag kaum zu überraschen, dass sich die Fußstapfen des Vorbilds als mehrere Nummern zu groß erweisen. Dies gilt nicht nur für den steifen Hauptdarsteller, sondern insbesondere auch für die uninspirierte Regie von Steve Carr (Dr. Dolittle 2, Der Kindergarten Daddy).

    Nach erfolgreich bestandenem Höllentrip in Sind wir schon da? lebt Mick Persons (Ice Cube) mit seiner frisch angetrauten Ehefrau Suzanne (Nia Long), den beiden Stiefkindern Lindsey (Aleisha Allen) und Kevin (Philip Daniel Bolden) und Hund in seiner viel zu kleinen Eigentumswohnung. Die Anteile an einem Geschäft für Sport-Memorabilia hat Mick verkauft, um sich mit einem Magazin selbstständig zu machen, dessen Startfinanzierung auf wackligen Beinen steht. Konzentriertes Arbeiten ist jedoch unter den beengten Umständen unmöglich und als Suzanne verkündet, dass sie Zwillinge erwartet, steht endgültig fest, dass die Familie ein neues Zuhause braucht. Draußen auf dem Land, wo Handy-Empfang reine Glückssache ist, finden die Persons schließlich ein großes Haus auf einem attraktiven Grundstück. Trotz offensichtlicher Mängel lässt sich Mick vom Makler Chuck (John C. McGinley) überzeugen und kauft es. Die Instandsetzungsarbeiten werden zu einem finanziellen und persönlichen Albtraum für Mick, das Haus fällt buchstäblich auseinander und der Familie droht ein ähnliches Schicksal. Aber wie es sich gehört, werden alle Prüfungen bestanden und einige Lektionen gelernt.

    Slapstick ist eine hohe Kunst und ihre Geheimnisse heißen Timing und Körperbeherrschung. Sicher gibt es Zuschauer, denen sich nie erschließen wird, warum viele Menschen etwa bei Laurel-und-Hardy-Filmen vor Lachen auf dem Boden liegen. Und doch kann jeder ihre Choreographie und ihren Rhythmus bewundern. Im Gegenzug strapaziert kaum etwas die Nerven des Publikums mehr als ständiges Krachen, Stolpern und Kreischen, wenn dabei jegliches Gefühl für Spannungsbögen und Dosierung fehlt. „Sind wir endlich fertig?“ ist einer dieser bedauerlichen, lauten Filme, bei denen die Maxime der ständigen Wiederholung und Steigerung im Laufe der ersten Hälfte fast eine Art Betäubungswirkung erzielt. Garniert wird der Kampf gegen marode Leitungen, morsches Mauerwerk und einen renitenten Waschbären mit halbgaren Witzen. Wer Spaß dran hat, versuche nur einmal die unappetitlichen Fische zu zählen, die den Neuhinzugezogenen von den Einheimischen kredenzt werden – immer mit der wenig ermunternden Zusicherung, sie schmeckten wie Hühnchen.

    Während zu Beginn der Bogen des vermeintlich Komischen beharrlich überspannt wird, verschieben Carr und Autor Hank Nelken, dessen Beitrag zu „Zickenterror“ im Vergleich zu diesem Film der gehobenen Humor-Klasse angehört, den Akzent allmählich und wechseln ins Fach der dick aufgetragenen Sentimentalitäten und moralischen Lektionen. Das Haus wird zum Heim, Mick lernt seine Vaterrolle verantwortungsvoll auszufüllen und im Gegenzug wird seine Autorität als Familienoberhaupt untermauert. Der „American Way of Life“, der uns nicht zuletzt durch die Filme Hollywoods oft so attraktiv und verführerisch erscheint, wird unausgegoren und übertrieben porträtiert wie hier unbeabsichtigt zum Schreckgespenst.

    Und doch gibt es inmitten der unzähligen filmischen Unzulänglichkeiten Ansätze von Interesse und Spuren von Witz, die „Sind wir schon fertig?“ von seinem Vorgänger abheben. Dafür verantwortlich ist die erstaunliche Figur des Chuck Mitchell, Jr. Mit Verve stürzt sich John C. McGinley (Platoon, Wall Street) in die im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtige Rolle. Chuck scheint auf fast jedes Gewerbe ein lokales Monopol zu besitzen und mit dem Aufgabenbereich wechselt er auch die Persönlichkeit. Diese ungewöhnliche Form multipler Identität wird in den besten Momenten zur Karikatur bürokratischer Schikanen und rücksichtsloser Profitgier. Wenn Chuck als Makler keine Skrupel hat, das baufällige Haus zu verkaufen und wenig später als Bauunternehmer genüßlich die zu erwartenden horrenden Kosten zu taxieren, ist dies einer der wenigen treffenden komischen Momente. Auch hier wird ein wenig das rechte Maß aus den Augen verloren, wenn Chuck nicht nur als städtischer Offizieller, sondern auch noch als Paar-Therapeut und Teilzeit-Hebamme auftritt. McGinley gibt dem Affen zudem reichlich Zucker, aber wer Gefallen an seinen Tiraden als Dr. Cox in der Ärzte-Sitcom „Scrubs – Die Anfänger“ findet, der vermag vielleicht auch hier echte Verletzlichkeit hinter der überdrehten Fassade zu erkennen.

    „I can fix that!“ Immer wieder behauptet Mick, ein Problem lösen oder einen Schaden reparieren zu können und jedes Mal wird er widerlegt. Man vermeint fast, die Autoren des Films anstelle von Ice Cube zu hören und wird in der Hoffnung auf gute Einfälle so oft enttäuscht, bis einem die Gegenfrage auf der Zunge liegt: „Sind wir endlich fertig?“

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