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    Der Sinn des Lebens
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    Der Sinn des Lebens
    Von Sven Maier

    Ist es wirklich so schwer, die Frage nach dem Sinn des Lebens zu beantworten? Warum sind wir denn auf der Welt, welcher Zweck hat unsere Existenz? Die legendäre britische Komikertruppe Monty Python versucht, in der Groteske „Der Sinn des Lebens“ eine Antwort zu finden. Ob sie uns ohne Weiteres gefällt, ist eine andere Frage …

    Die Monty Pythons, bestehend aus Graham Chapman (ein General), John Cleese (Der Tod), Terry Gilliam (ein Fensterputzer), Eric Idle (ein Mann in Pink), Terry Jones (Mr. Creosote) und Michael Pallin (ein katholischer Vater), spielen in vielen Einzelsketchen jeweils verschiedene Rollen. Oberflächlich betrachtet ist ihr Film eine Ansammlung dieser Sketche, die wenig inhaltlichen Bezug haben. Aber sie alle drehen sich um einen bestimmten Aspekt des Lebens. Durch die Anordnung wird der Kreislauf von der Geburt, über das Altwerden, den Tod und die verschiedenen Ansichten darüber hinaus dargestellt.

    Die von Autor Douglas Adams formulierte Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ (Per Anhalter durch die Galaxis) ist in ihrer Schlichtheit nicht zu beantworten. Es gibt keine knappe und bequeme Lösung. Darin sollte man sich einig sein: Das Leben, dazu noch das menschliche, ist zu komplex, um eine einfache Antwort zu geben. Wir alle werden zwar geboren und wir werden irgendwann sterben, soviel ist uns klar. Was dazwischen liegt, ist uns ein Stück weit selbst überlassen. Aber es spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle, in welche Gesellschaft wir hineingeboren werden und damit fangen die Probleme auch schon an. Welche Hautfarbe haben wir? Welchem Glauben gehören unsere Eltern an? Wie arm oder wie reich ist unsere Familie?

    Die Monty Pythons prangern gesellschaftliche Missstände an. Die Sinnlosigkeit der Kriege ist ein wichtiges Thema, dem eine ganze Episode („Gegeneinander kämpfen“) gewidmet wird. Ohne die Hintergründe einzeln zu betrachten, ist festzustellen, dass Kriege aufgrund von Meinungsverschiedenheiten entstehen und durch Hass auf andere Bevölkerungsgruppen geschürt werden. Warum sollte man dafür sterben wollen? Die Tatsache, dass es Menschen gibt, die es tun, zeigt, wie schwer eine Antwort wirklich ist.

    Der praktische Lebenssinn für die einen besteht darin, sich fortzupflanzen, für die anderen eben darin, ihr Land zu verteidigen. Es gibt Menschen, die ihre Arbeit der Gesundheit widmen, der Unterhaltung oder der Bildung. Wieder andere verbringen ihr Leben damit, der Völlerei zu frönen. In der wohl einprägsamsten und gleichzeitig ekelhaftesten Szene im Restaurant platzt „Mr. Creosote“ (Terry Jones) sprichwörtlich aus allen Nähten.

    Sehr ausführlich widmen sich die Briten außerdem dem gesellschaftliche Tabuthema Sexualität. Im Sexualkundeunterricht am lebenden Objekt werden die Schüler gezwungen aufzupassen. Und mit dem Lied „Every sperm is sacred“ (Jeder Samen ist heilig) kritisieren die Pythons die abneigende Haltung der Katholischen Kirche gegenüber Präservativen, die sich bis heute nicht geändert hat. Genauso werden aber die protestantischen Ansichten aufs Korn genommen, wenn gezeigt wird, wie ein Mann seiner Frau erklären muss, warum er keine Kondome benutzt, obwohl er es von seiner Kirche aus könnte.

    Der Vorfilm, „The Crimson Permanent Assurance“ (Die GmbH) richtet sich an die unsozialen Entwicklungen durch die Marktwirtschaft. Arbeiter werden wie Sklaven auf einer Galeere gehalten und wenn sie ihre Arbeit nicht zu aller Zufriedenheit erfüllen, werden sie gefeuert. Doch sie schaffen es, sich von der Obrigkeit zu befreien und segeln mit dem Gebäude in den Sonnenuntergang. Der Teil ragt eindeutig aus den anderen Episoden hinaus, nicht nur was die Effekte anbelangt, und wurde während den Dreharbeiten, was Regisseur Terry Gilliam nicht bedacht hatte, immer teurer.

    Während „Der Sinn des Lebens“ nicht so durchgehend wirkt wie „Die Ritter der Kokosnuss“; 1975) oder „Das Leben des Brian“; 1979), hat er dennoch seine Vorzüge. Denn ein stringenter Film wäre dem Thema nicht gerecht geworden. Die Form, als Präsentation mehrerer Sketch-Episoden, ist notwendig und passt sehr gut zum Inhalt. Es gibt zu viele Unter-Themen, zu viele Ansichten, um sie alle in eine Handlung packen zu können.

    Die Gruppe lässt es sich schließlich nicht nehmen, die Frage selbst – nicht nur den Film, dass sollte man von ihnen bereits gewohnt sein – ins Absurde zu führen, wenn ein unbeholfenes Pärchen in einem „Folterkeller mit Südseeatmosphäre“ über Philosophen zu diskutieren versucht. Wenn die Namen von Philosophen wichtiger werden als das, was sie zu sagen haben, dann muss einem klar werden, dass man sein Ziel aus den Augen verloren hat.

    Well, that's the end of the film. Now, here's the meaning of life.

    Wer in faustischer Besessenheit eine einzige befriedigende Antwort auf die eine Frage finden will, der muss am Ende scheitern. Im Endeffekt sind wir alle nur Fische in einem engen Tank, aus dem wir die Welt betrachten. Durch den glasigen Schleier können wir nicht wirklich erkennen, was da vor sich geht. Alles was wir wissen ist, dass es einen Sinn geben muss. Das Leben wird doch wohl nicht umsonst gewesen sein, oder?

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