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    Doom
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Doom
    Von Carsten Baumgardt

    Die Geschichte der Videospielverfilmungen ist eine lange Geschichte voller Missverständnisse. Zumeist stöhnen die Fans der Vorlage, weil Film und Spiel eben doch zwei paar Schuhe sind und entsprechend anders umgesetzt werden müssen. Auf der anderen Seiten nörgeln die Nicht-Kenner der Spiele, warum es denn nun das x-te C-Movie noch auf die große Leinwand schaffen muss und nicht direkt in die Videotheken wandert, wo es sich sowieso wohler fühlen sollte. All dies trifft leider auch auf die mit Spannung erwartete Verfilmung des legendären Ego Shooters „Doom“ zu. Von der Revolution, die das Spiel 1993 auslöste, ist die Leinwandadaption Lichtjahre entfernt. Regisseur Andrzej Bartkowiak verpulvert ein 70-Millionen-Dollar-Budget ideenlos zu einer lahmenden Ballerorgie: Sci-Fi-Actionhorror der überflüssigen Sorte.

    In einer näheren Zukunft: Das Tor zur Hölle ist geöffnet. Der Stützpunkt der Menschen auf dem unwirtlichen Mars wird von einer gewaltigen Invasion der Dämonen heimgesucht. Fehlgeschlagene Genexperimente verwandeln die Wissenschaftler vor Ort in menschenfressende Zombies. Sarge (Dwayne Johnson), der Kommandant ein Spezialeinheit, führt seine Männer (Deobio Oparei, Ben Daniels, Razaaq Adoti, Richard Brake, Al Weaver, Yao Chin) in den Kampf gegen das Böse. Für John „Reaper“ Grimm (Karl Urban) wird die Mission besonders heikel. Er hat schlimme persönliche Erinnerungen an den Mars, entschließt sich aber dennoch, sich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen. Zu seiner Überraschung muss er feststellen, dass seine Schwester Samantha Dr. Grimm (Rosamund Pike) zu den Wissenschaftlern gehört, die auf dem Mars experimentieren. Die vermeintliche Rettungsaktion entpuppt sich jedoch als Himmelfahrtskommando und die Zahl der Soldaten verringert sich recht bald...

    Als id Software am 10. Dezember 1993 den Ego Shooter „Doom“ auf den Markt brachte, glich das Ergebnis einer Revolution. Die Verbesserungen von 3D-Grafik und Gameplay waren gegenüber dem inoffiziellen Vorgänger „Wolfenstein 3D“ bahnbrechend – ebenso wie der kommerzielle Erfolg, der zwei Nachfolger („Doom II: Hell On Earth“, „Final Doom“) sowie ein Remake („Doom 3“) hervorbrachte. Daneben setzte das Computerspiel auch neue Maßstäbe in Sachen Brutalität. Es landete auf dem Index und durfte Jugendlichen nicht zugänglich gemacht werden. Eine monströse Fangemeinde machte die Spielserie zum Kult und auf genau dieses Potenzial setzen die Produzenten der Kinoversion.

    Besonders die Tücken einer Videospielverfilmung machen Krawallexperte Andrzej Bartkowiak (Exit Wounds, Born 2 Die, „Romeo Must Die“) bei seiner „Doom“-Umsetzung schwer zu schaffen. Bei einem Ego Shooter mag der dezente Hauch von Story nicht stören, es geht schließlich ums Ballern und nicht um eine intelligente Handlung. Auf der Leinwand wirkt dieses Prinzip allerdings rasch ermüdend. Lediglich John „Reaper“ Grimm, solide gespielt von Karl Urban („Herr der Ringe“-Trilogie, Riddick, Die Bourne Verschwörung), bekommt einen minimalen, grob geschnitzten charakterlichen Hintergrund verpasst. Der ist zwar alles andere als originell, aber immerhin vorhanden. Alle anderen Charaktere sind einfach im Spiel – bis zu ihrem Ausscheiden. Während sich Urban und auch Rosamund Pike (James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag, Stolz und Vorurteil) noch recht wacker schlagen, ist der Rest der Crew keiner Erwähnung wert. Mit einer Ausnahme: Dwayne „The Rock“ Johnson (Welcome To The Jungle, Walking Tall, The Scorpion King, Be Cool). Der Ex-Wrestler, der sich zum B-Movie-Star aufschwingt, hat scheinbar alles, was er in Sachen Schauspielerei dazugelernt hat, vergessen. Sein stoischer Sarge ist eher eine Karikatur als eine Filmfigur. Johnson kämpft sich mit anderthalb Gesichtsausdrücken inspirationslos durch das Inferno. Sein „Schauspiel“ erinnert an die finstersten Tage eines Steven Seagal oder Jean-Claude van Damme.

    Was „Doom“ aber wirklich ärgerlich macht, ist nicht die superdünne, wirre Story. Dem gebürtigen Polen Bartkowiak gelingt es einfach nicht, einen straffen Spannungsbogen aufzubauen. Das blutige Gemetzel, das zumeist im Halbdunkeln über die Leinwand plätschert, ist in seiner Ideenlosigkeit bereits nach kurzer Zeit ermüdend und eintönig. Dazu nerven die miesen Dialoge aus der Feder von Dave Callaham und Wesley Strick (Kap der Angst, Wolf, „Für das Leben eines Freundes“, „The Saint“). Inhaltlich weicht die „Doom“-Verfilmung ein wenig von den Spielen ab. Dämonentore sind nicht zu sehen, stattdessen „borgten“ sich Callaham und Strick die Genmanimpulationsidee von Resident Evil. Bei der Injektion eines 24. Chromosoms verwandelt sich der Proband entweder in einen Supermenschen oder eine (nicht mehr menschliche) Höllenmaschine, wobei selbstverständlich den Guten ersteres widerfährt und es die Bösen fies erwischt. Gähn...

    Erfreulich für die Fans der Vorlage ist sicherlich der kompromisslose Blutgehalt des Films. Es geht zur Sache, geschont wird keiner der Protagonisten. Alle Hauptwaffen der Spiele kommen zum Einsatz: Schlagringe, Pistolen, Maschinengewehre, Raketenwerfer und die legendäre Kettensäge. Und natürlich das BFG 9000, die Big Fucking Gun. Nachdem sich die Spezialeinheit anfangs nicht unbedingt erfolgreich schlägt, wechselt „Reaper“ Grimm später für einige Minuten in die Ego-Shooter-Perspektive und mäht alles nieder, was ihm vor die Wumme kommt. Was im Spiel funktioniert, wirkt im Film grenzwertig. Das Schlachtfest mit reichlich umherfliegenden, abgetrennten Gliedmaßen wird wie üblich durch einen wuchtigen Industrial-Sound unterstützt.

    Den letzten Zahn zieht Regisseur Bartkowiak seinem spannungsarmen Machwerk im völlig einfallslosen Finale, wenn er plötzlich Gut gegen Böse, Mann gegen Mann, ohne Waffen gegeneinander antreten lässt. Das ist nicht nur dumm, sondern passt auch nicht ansatzweise zu den zuvor entwickelten Handlungsweisen der Charaktere. Aber was soll’s, „das gehört halt so in einem Actionfilm“. Wie das feudale Budget von 70 Millionen Dollar verdampft ist, ist auch schwer nachvollziehbar. Die Spezialeffekte sind solide, aber keinesfalls überragend oder gar aufregend. Als Direct-To-Video-Produktion wäre „Doom“ sicherlich besser aufgehoben...

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