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    Was das Herz begehrt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Was das Herz begehrt
    Von Carsten Baumgardt

    Schon mit ihrem Vorgänger-Film „Was Frauen wollen" bewies Regisseurin Nancy Meyers ein feines Gespür für spitzzüngige Dialoge und amüsante Situationskomik. Mit der Unterstützung der Superstars Mel Gibson und Helen Hunt landete sie einen echten Blockbuster (US-Einspiel: 182 Mio. Dollar). Die gleichen Grundzutaten mengt Meyers in der romantischen Komödie „Was das Herz begehrt“ zusammen: gut aufgelegte Stars, pointierte Dialoge und frecher Witz. Doch genau wie „Was Frauen wollen" ist ihr neuestes Werk leicht überschätzt und nicht frei von Schwächen.

    Die Star-Autorin Erica Barry (Diane Keaton) staunt nicht schlecht, als sie mit ihrer Schwester Zoe (Frances McDormand) einen älteren, spärlich bekleideten Mann in ihrem Landhaus vorfindet. Die Aufregung legt sich schnell. HipHop-Produzent Harry Sanborn (Jack Nicholson) ist der neue Freund von Ericas Tochter Marin (Amanda Peet), die die Situation aufklärt. Ausgerechnet bei der ersten Liebesnacht mit Marin macht der 63-jährige Harry schlapp, landet mit einem Herzanfall im Krankenhaus. Auf dem Landsitz der attraktiven Mitfünfzigerin Erica soll sich Harry erholen. Obwohl der Womanzier bisher nur Blicke für Frauen unter 30 hatte, verliebt er sich in sie. Erica wird allerdings auch heftigst von Harrys behandelndem Arzt Julien (Keanu Reeves) umworben. Komplikationen sind vorprogrammiert...

    Nancy Meyers setzt in der Romantik-Komödie „Was das Herz begehrt“ wieder ganz auf die Magie ihres versammelten Star-Ensembles. Mit der Golden-Globe-Gewinnerin und Oscarnominierten Diane Keaton („Der Pate", „Vater der Braut“) kann in dieser Rolle nur wenig schief gehen. Die Tour-de-Force, die Regisseurin und Drehbuchautorin Nancy Meyers („Ein Zwilling kommt selten allein“) Keaton auf den Leib schrieb, wird die Mitglieder der Oscar-Academy begeistern und beweist zudem, dass es auch jenseits der 40 noch gute Frauenrollen geben kann. Keaton spielt die ganze Klaviatur der Emotionen rauf und runter. Sie heult, kreischt, zetert, wenn nötig und ist in der restlichen Zeit einfach nur charmant. Ob diese gute Leistung allerdings einen Golden Globe bzw. Oscar wert ist, sei an dieser Stelle leise bezweifelt, die Nominierunge ist allerdings gerechtfertigt. Gegenüber ihrer Konkurrentin Scarlett Johansson aus „Lost In Translation" zieht Keaton mit ihrer Performance den Kürzeren, nutzt aber ihren deutlichen „Altersvorteil“ gegenüber der 19-Jährigen, die skandalöserweise bei den Oscarnominierungen übergangen wurde.

    In dem dreifachen Oscar-Gewinnner Jack Nicholson („Besser geht´s nicht", „About Schmidt") findet Keaton den richtigen Spielpartner, der sich natürlich nicht an die Wand drücken lässt. Die beiden Altstars, denen eine frühere Affäre miteinander nachgesagt wird, spielen sich die Bälle zu und sorgen dafür, dass „Was das Herz begehrt“ funktioniert. Ihre Streitereien und Liebeleien sind durchgehend komisch. Die beste Szene des Films geht dann auch auf Nicholsons Konto. Flankiert von der dreiköpfigen Damenriege muss er bei seinem Herzanfall zähneknirschend zugeben, Viagra geschluckt zu haben. Auch Nicholsons „Verblendung“ als er aus Versehen das erste Mal eine Frau über 30 nackt sieht, ist köstlich.

    Neben den beiden Superstars spielt die exzellent besetzte Nebendarstellerriege naturgemäß nur die zweite Geige. Die bildschöne Amanda Peet („Identität", „Igby") macht das beste daraus und glänzt mit Charme. Genauso wie Keanu Reeves, dem seine Rolle als Arzt zwar nicht hundertprozentig abzunehmen ist, aber dafür ist es erfrischend, ihn einmal wieder abseits der „Matrix"-Trilogie in einer sympathischen Rolle zu sehen. Definitiv zu kurz kommt der Auftritt der großartigen Frances McDormand (Fargo,„Almost Famous", „Wonder Boys"). Als Vollblut-Emanze hat sie zwar ein paar nette Textzeilen, aber insgesamt bleiben ihre überragenden Fähigkeiten ungenutzt, weil ihr Part zu klein ausfällt.

    Die Qualität der Dialoge macht es den Stars leicht, zu überzeugen. Dennoch müssen sie gegen die schablonenhafte Dramaturgie anspielen. Dass hier nichts wirklich Überrraschendes passiert, sollte jedem klar sein. Ein deutliches Defizit zeichnet sich gegen Ende ab. Mit knapp zwei Stunden Spielzeit ist „Was das Herz begehrt“ schlicht zu lang geraten. Auch die Stars können das nicht ganz ausgleichen. Mit ein wenig Straffung im Schlussteil wäre der Film ein rundum gelungenes Vergnügen geworden, aber die kleinen Schwächen führen dazu, dass „Was das Herz begehrt“ zwar ein guter, netter Film ist, aber auch nichts Außergewöhnliches. Dafür ist die Struktur zu simpel gestrickt und jeglicher Tiefgang nicht vorhanden. Zudem übertreibt Jack Nicholson mit seiner Koketterie auf sein phänomenales Frauen-Image gelegentlich etwas, sodass er sich in die Nähe der eigenen Karikatur spielt. Andere mögen es Selbstironie nennen, aber etwas weniger Jack wäre mehr gewesen.

    Um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: „Was das Herz begehrt“ ist auf alle Fälle sehenswert, aber die vielen Vorschusslorbeeren der US-Presse und des Berlinale-Rummels wird der Film auf die gesamte Dauer nicht ganz gerecht. Das ist schade, wird den Erfolg aber nicht mindern. In den USA spielte „Something’s Gotta Give“ 125 Millionen Dollar ein.

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