Ensemblekomödien haben immer ein großes Problem. Regisseur und Drehbuchautor müssen es verstehen, jedem der Darsteller genug Raum zu geben, um seine Stärken auszuspielen. Dabei muss aber verhindert werden, dass der Film zu einem Flickenteppich wird. Die verschiedenen Humorstile müssen ineinander verwoben werden, so dass man einen runden und ganzen Film bekommt. Neuling Michael Clancy hat dies als Regisseur und Autor in Personalunion bei seinem Debüt „Eulogy“ versucht. Trotz vieler guter Ansätze und starker Einzelszenen scheitert er leider genau an der erläuterten Problematik.
Edmund Collins (Rip Torn, Men In Black II, Insider) hat das Zeitliche gesegnet. Ein schwerer Schlag ist dies allerdings erst einmal nur für seine Ehefrau Charlotte (Piper Laurie, Haie der Großstadt) und Enkelin Katie (Zooey Deschanel, Per Anhalter durch die Galaxis, Almost Famous). Seine Kinder hatten kaum eine tiefere Beziehung zu dem Vater, der als Handlungsreisender selten zu Hause war. Zur Beerdigung reisen sie natürlich trotzdem alle an. Katies Vater Daniel (Hank Azaria, America´s Sweethearts, Celebrity) hatte als Kind mit einem Werbespot Erfolg, danach ist er aber ins Pornogeschäft gerutscht. Sein Bruder, der allein erziehende Anwalt Skip (Ray Romano, „Alle lieben Raymond“, Willkommen in Mooseport), ist mit seinen beiden Zwillingssöhnen (Curtis Garcia, Keith Garcia) mehr als überfordert, seit seine Ehefrau von den Kindern in die Flucht geschlagen wurde. Ihre Kinder deutlich besser im Griff hat Schwester Alice (Debra Winger, Sie nennen ihn Radio). Die kontrolliert nämlich nicht nur die drei Kinder, sondern auch Ehemann Burt (Mark Harelik, Jurassic Park 3), was soweit geht, dass keiner der drei jemals ein Wort sagt. Ein Versuch würde wahrscheinlich auch fehlschlagen, denn Alice hört niemals auf zu reden. Schließlich ist da noch Lucy (Kelly Preston, Jerry Maguire, Sky High), die zur Beerdigung eine Überraschung mitgebracht hat. Ihre Freundin Judy (Famke Janssen, X-Men, X-Men 2, X-Men: Der letzte Widerstand), welche sie, wie sie der überraschten Familie ankündigt, bald zu heiraten gedenkt.
Eine ganz und gar nicht normale Familie, wie Katie immer wieder feststellen muss. Denn dass ist ja erst der Anfang. Katie selbst muss nämlich noch die Grabrede schreiben, ihre Mutter durch ein Pornovideo kennen lernen und dann ist da noch ihr Jugendfreund Ryan (Jesse Bradford, Swimfan), den sie wieder sieht. Für noch mehr Turbulenzen sorgen Krankenschwester Samantha (Glenne Headly, Schlimmer geht´s immer, Bekenntnisse einer Highschool Diva), die beste Freundin von Alice in Jugendtagen, und eine Entdeckung über das Leben des Verstorbenen.
Es ist schon erstaunlich, was für eine Besetzung Michael Clancy für seinen Erstling auftreiben konnte. Nicht alle der namhaften Darsteller sind Comedians, alle haben aber große Erfahrungen auf diesem Gebiet. Sei es durch Auftritte in einschlägigen Shows wie „Saturday Night Live“, Jay Leno und Konsorten, der eigenen Sitcom oder auch nur durch andere gedrehte Komödien. Alle Darsteller haben also an sich das Potential, komisch zu sein und so den Zuschauer zu unterhalten. Das merkt man auch immer mal wieder, hat „Eulogy“ doch eine Menge amüsanter Einzelszenen, die dann auch richtig gut inszeniert sind. Clancy besitzt das Gespür für das richtige Timing. Der Schnitt kommt an der passenden Stelle, die Dialoge sind großartig. Leider reicht dieses Können noch nicht für die Inszenierung eines gesamten Films, sondern nur für die Inszenierung solcher einzelnen Szenen. Man wird das Gefühl nicht los, es wären erst einige lustige Szenen geschrieben worden und danach wurden diese mit einer notdürftigen Story zusammen gefügt.
So schaut „Eulogy“ im Ergebnis aus, wie der eingangs angesprochene Flickenteppich. Man bekommt eine lustige Szene zu sehen, lacht, dann geht der Film ein wenig weiter, bis irgendwann mal wieder eine lustige Szene zu sehen ist. Die amüsanten Szenen sind dabei leider von unterschiedlicher Qualität. Den angesprochenen sehr gut getimten Szenen stehen leider auch eine Menge platter Witze gegenüber, mit denen man heute kaum noch Leute hinter dem Ofen vorlockt. Dazu trägt bei, dass der Humor in verschiedenen Ausgestaltungen daher kommt. Mal etwas subtiler und mit Dialogwitz, dann mal wieder der Brachialhumor, bei welchem die Oma durch die Gegend katapultiert wird. Das unterstützt den unrunden Eindruck, der beim Zuschauer zurückbleibt. Das Ganze fügt sich nie zufrieden stellend zusammen.
Weiter verstärkt wird dieser negative Eindruck durch die recht platten Charaktere. Obwohl sie allesamt Potential haben, sind sie nie wirklich interessant. Stattdessen werden sie vernachlässigt und ihre Eigenheiten so wie ein wenig Charakterentwicklung spielen meist nur dann eine Rolle, wenn es gerade einer komischen Szene dienen soll. Darunter leidet auch die sowieso nur mäßige vorhandene Story. Ein bisschen Aufflammen der alten Jugendliebe, ein bisschen Familienzusammenführung, das Ablegen von Homophobie und ein Geheimnis in der Vergangenheit des Vaters, allesamt eher bieder vorgetragen, müssen im Großen und Ganzen für die Storyentwicklung reichen.
Den Darstellern ist ihre Lust am Spiel in den „Sketch-Szenen“ zwar anzumerken und teilweise harmonieren sie auch sehr gut. Viel zu oft findet aber auch ein nebeneinander her spielen statt. Die Stärken der Darsteller hätten besser gebündelt und kombiniert werden müssen. So ist man schlussendlich von fast keinem enttäuscht (nur Famke Janssen bleibt recht blass, was aber vor allem an ihrer Rolle liegt), denkt sich aber immer wieder, da war einfach mehr drin. Ausgenommen davon ist Hank Azaria, der die besten komischen Szenen hat und dessen Minenspiel einmal mehr exzellent ist.
Da war einfach mehr drin, funktioniert auch als Sinnbild für den ganzen Film. Bei „Eulogy“ kann man mehrere Male herzhaft lachen, doch das war´s auch schon. Dazwischen herrscht zu viel Leerlauf und am Ende bleibt der Eindruck, dass man schlussendlich nur ein paar gute Sketche verpackt in einen Film gesehen hat.