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    Der Flug des Phönix
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    5,0
    Meisterwerk
    Der Flug des Phönix
    Von Ulrich Behrens

    Katastrophenfilme überschwemmten ab Anfang der 70-er Jahre die Kinos und das Fernsehen. Flugzeugunglücke, gepaart mit allerlei menschlichen Dramen mehr oder weniger glaubwürdiger Art, und andere technische Katastrophen waren en vogue. Aldrichs Drama „The Flight of the Phoenix“ könnte man als eine Art Vorläufer solcher Filme betrachten; doch das wäre zu einfach. Denn im Mittelpunkt dieses Films stehen ein Dutzend Männer und deren Konflikte und Auseinandersetzungen, die angesichts einer Notlandung in der Wüste aufbrechen und durchaus überzeugend dargestellt werden. Die Besetzung des Films mit hochkarätigen Schauspielern sorgt für Spannung über mehr als zwei Stunden.

    Irgendwo über der Sahara fliegt Captain Frank Towns (James Stewart) mit 13 Passagieren in einen Sandsturm, der ihn dazu zwingt, eine gewagte Notlandung zu riskieren, nachdem er zuvor vergeblich versucht hatte, durch eine Kursänderung dem Sandsturm zu entkommen. So landet Towns 150 km vom Kurs entfernt im heißen Sand. Zwei Passagiere kommen während des Landeanflugs ums Leben, ein dritter, Gabriel (Gabriele Tinti) wird so schwer verletzt, dass er nur wenig Chancen hat zu überleben.

    50 Grad im Schatten, Wasser für vielleicht zwölf Tage. Eine schier aussichtslose Situation. Nach fünf Tagen unter diesen Bedingungen glaubt niemand mehr, dass ein Rettungsflugzeug noch auftauchen wird. Der britische Captain Harris (Peter Finch) beschließt, mit seinem Untergebenen, Sergeant Watson (Ronald Fraser), die nächste Wasserstelle zu suchen. Fraser jedoch täuscht einen Sturz und eine Knöchelverletzung vor, um nicht in die Wüste hinausgehen zu müssen. Dem psychisch erschöpften Amerikaner Cobb (Ernest Borgnine) verbieten Towns und der französische Arzt Dr. Renaud (Christian Marquand), Harris zu begleiten. Der marschiert mit Carlos (Alex Montoya) los. Cobb folgt den beiden heimlich und wird am nächsten Tag von Towns tot aufgefunden.

    Inzwischen hat der deutsche Flugzeugkonstrukteur Heinrich Dorfmann (Hardy Krüger) Lew Moran (Richard Attenborough), dem Navigator der Maschine und alten Freund von Towns, seinen Plan unterbreitet, aus den Restbeständen des Flugzeugs ein neues zu bauen. Towns hält Dorfmann für verrückt. Doch nach einem Streit zwischen beiden fangen die verbliebenen Männer, darunter noch Crow (Ian Bannen), Standish (Dan Duryea) und Bellamy (George Kennedy), in der Nacht mit den Arbeiten an. Am nächsten Morgen finden die Männer Captain Harris völlig erschöpft in der Nähe der Absturzstelle. Carlos ist tot, und wenig später nimmt sich der schwerverletzte Gabriel das Leben.

    Hoffnung keimt noch einmal auf, als Araber auf Kamelen in der Nähe auftauchen. Doch Harris und Dr. Renaud müssen mit ihrem Leben bezahlen, als sie versuchen, Wasser von ihnen zu bekommen. Die letzte Hoffnung der verbliebenen sieben Männer ist der Bau des Flugzeugs ...

    Ein „Katastrophenfilm“, aber mit viel Spannung und vor allem mit Charakteren, die es in sich haben, ist Aldrich gelungen. James Stewart spielt den alten Flieger-Haudegen, dem niemand etwas vormachen kann und der sich nichts sagen lassen will – schon gar nicht von dem Deutschen Dorfmann, den er als „Rechenschieber“ bezeichnet. Außerdem hat Towns mit Schuldgefühlen zu kämpfen, denn er sieht bei sich die Verantwortung für den Tod der fünf Männer. Dorfmann, kühl, pedantisch, hoch intelligent und ebenso von sich und seinen Plänen überzeugt, wird von Hardy Krüger gespielt, und zwar exzellent. Der Zusammenstoß der beiden Männer ist einer der Konflikte, die Aldrich in die Geschichte überzeugend eingebaut hat. Richard Attenborough spielt Towns alten Freund Moran, einen alkoholabhängigen Mann, der nichts mehr zu trinken hat, dem jetzt die Rolle des Vermittlers, einer Integrationsfigur zukommt. Und Attenborough spielt diese Rolle mit allem Können, das ein Schauspieler aufbringen kann. Immer wieder muss er zwischen Dorfmann und Towns vermitteln.

    Ein weiterer Konflikt beherrscht die Szenerie. Sergeant Watson hat eine schon lange schwelende Wut auf sein Soldatendasein. Sein Vater hatte ihn zum Militär gesteckt, und seit diesem Zeitpunkt gefällt sich Watson in der Rolle, jeden Vorgesetzten zu hassen und zu verachten. Er entzieht sich nicht nur dem Befehl, mit Harris nach einer Wasserstelle zu suchen; er lässt ihn auch des nachts liegen, als Harris völlig am Ende die anderen wiedergefunden hat, und er verweigert den Befehl, als Harris ihn mit zu den Arabern nehmen will. Daneben trifft man auf E. Cobb, einen unter Erschöpfung leidenden Mann, für den diese Situation katastrophal ist. Ernst Borgnine spielt ihn gewohnt gut, ebenso gut wie Ian Bannen den Zyniker Crow.

    Etwas unterbeschäftigt sind Christian Marquand als Arzt, Dan Duryea als Versicherungsagent von Aramco und vor allem George Kennedy, der eine krasse Nebenrolle abbekam.

    Von der Bruchlandung bis zum Showdown wird man jedoch nicht nur mit diesen Konflikten konfrontiert. Der Film lebt vor allem auch von überraschenden Wendungen, von denen hier natürlich nichts verraten sei. „Der Flug des Phoenix“ ist summa summarum ein exzellentes Drama. Und wer nicht glauben kann, dass man aus den Resten eines Flugzeugs unter extrem schwierigen Bedingungen eine Art Hilfsflugzeug bauen kann, der wird durch diesen Streifen eines besseren belehrt.

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