Vor zwei Jahren feierte Regie-Handwerker Rob Cohen („xXx - Triple X" ) mit dem Adrenalin-Reißer „The Fast And The Furious" seinen ersten großen Hit in Hollywood. Der Star, der ihm dies ermöglichte: Vin Diesel. Dumm nur, dass der charismatische Glatzkopf für das Sequel „2 Fast 2 Furious" zu viel Geld verlangte und aus dem Projekt flog. Deswegen suchte auch Cohen das Weite und wurde durch „Shaft"-Regisseur John Singleton ersetzt. Und das war schon der Anfang vom Ende. Singleton gelang nur ein enttäuschender Aufguss des PS-Spektakels. Er scheitert vor allem an einer müden Story und flachen Charakteren. Die soliden Action-Szenen können den Film auch nicht mehr retten, der B-Movie-Charme des Originals fehlt gänzlich.
Am Ende von „The Fast And The Furious“ traf Undercover-Cop Brian O’Conner (Paul Walker) eine Entscheidung. Er ließ den Gangster Dominic (Vin Diesel) laufen. Das rettete seinen Kumpel zwar vor dem Knast, kostete O’Conner aber seine Polizeimarke. Der Cop war selbst dem Rausch der Geschwindigkeit und dem Kick der illegalen Autorennen auf den Straßen L.A.s verfallen. Nun hat er sich nach Miami abgesetzt und ist dort Teil der PS-Szene im fernen Florida. Das FBI versucht seit einem Jahr vergeblich, dem Geschäftsmann Carter Verone (Cole Hauser) seine kriminellen Machenschaften nachzuweisen. Zwar hat die US-Bundespolizei die Agentin Monica Clemente (Eva Mendes) undercover eingeschleust, aber der rechte Erfolg lässt auf sich warten. Da Verone, der seine Import/Export-Firma zur Geldwäsche benutzt, sich auch für die illegalen Straßenrennen begeistert, gibt das FBI O’Conner eine letzte Chance und setzt ihn auf Verone an. Zusammen mit seinem alten Freund, dem Ex-Häftling Roman Pearce (Tyrese Gibson), erwirbt er sich durch ein halsbrecherisches Rennen das Vertrauen des Gangsterbosses – so scheint es jedenfalls...
Ein ungeschriebenes Gesetz in Hollywood besagt, dass ein Film mit einem Einspiel über 100 Millionen Dollar fortgesetzt wird. So war es keine Frage, dass „The Fast And The Furious" (142 Mio Dollar) in die zweite Runde geht. Zwar kann man Actionstar Vin Diesel eine gewisse Geldgierigkeit unterstellen – deswegen verzichteten die Produzenten auch auf seine Dienste – aber das Dilemma bleibt. Der Film würde ohne Regisseur Rob Cohen funktionieren, aber nicht ohne Vin Diesel. Er dominierte den ersten Teil und gab dem Beau Paul Walker die Chance, in seinem Schatten eine gute Figur zu machen. In „2 Fast 2 Furious“ muss Walker den Actioner tragen. Zwar steht ihm mit dem Sänger, Model und Aushilfsschauspieler Tyrese Gibson („Baby Boy") ein Partner zur Seite, aber die Hauptlast muss er stemmen. Der bullige Gibson gibt eine ordentliche Vorstellung ab, fällt aber im Vergleich zu Vin Diesel deutlich ab.
Actiontechnisch orientiert sich Nachfolge-Regisseur John Singleton exakt am Vorgänger. Allerdings toppt er „The Fast And The Furious“ keineswegs, obwohl das Budget mit 76 Millionen Dollar fast verdoppelt wurde. Teil 2 wirkt vielmehr wie eine Kopie - bis hin zur Kamerafahrt durch den Motorblock. Das war bei Teil 1 noch originell, aber als Wiederholung wirkt es nur noch fade. Der Film startet gleich mit Vollgas. Bei einem Rennen beweist O’Conner, dass er nichts verlernt hat und gewinnt durch einen spektakulären Brückensprung. Auch wenn im Finale viel Blech zerbeult wird, ist das fast schon der Höhepunkt von „2 Fast 2 Furious“. Dazu gibt es noch ein paar nette Kameraperspektiven. Das größte Problem neben der fehlenden Präsenz von Diesel ist jedoch die tiefergelegte Story. Im Original gibt es zumindest den Hauch einer halbwegs ernsthaften Geschichte, im Nachfolger reiht sich nur ein Klischee an das nächste. Als weiblicher Blickfang wurden Michelle Rodriguez und Jordana Brewster abgelöst und durch Eva Mendes („Training Day“, „Exit Wounds") und Model Devon Aoki ersetzt – ebenfalls ein Rückschritt. Mendes bleibt als verführerische Undercover-Polizistin blass und Aoki sieht eher aus, als wäre ein Mitglied der Barbie-Kollektion Fleisch und Blut geworden - vom nicht vorhandenen schauspielerischen Talent ganz zu schweigen.
Völlig deplatziert ist die Folterszene, in der wohl die Boshaftigkeit von Drogenboss Verone demonstriert werden soll. Warum sich Eva Mendes als Agentin mit dem schmierigen und gewalttätigen Gangstermacho einlassen sollte, ist unklar. Nach einem Jahr hat sie nichts erreicht, wird nicht abgelöst und muss es mit dem Widerling aushalten. Völlig unlogisch. Wenn wenigstens die Action über alles hinwegtäuschen würde, wäre „2 Fast 2 Furious“ vielleicht noch zu retten. Da Singleton aber nichts Neues, sondern nur Aufgewärmtes bietet, scheitert er mit dem Versuch, den Adrenalin-Zerrer würdig fortzusetzen. Zumal der schräge 70er Jahre Exploitation-Charme, den Teil 1 auszeichnete, nicht vorhanden ist. Ein Film ohne Seele, eine einfallslose Materialschlacht auf mittelprächtigem Niveau.