„Ali G. Indahouse“ als die englische Rache für „Erkan und Stefan“ zu bezeichnen, wird dem Film nicht gerecht; hier wird wesentlich humorvoller geblödelt; dennoch scheint sich zu bewahrheiten, dass die meisten TV-Formate im Kino nichts verloren haben. Wer dennoch im Kinosessel platz nimmt, der wird mit einem guten Dutzend an sehenswerten Szenen belohnt, bekommt aber trotz des Verzichts auf pures Prollkino nur eine durchschnittliche Komödie zu sehen.
Ali G. (Sacha Baron Cohen) wohnt in Staines und ist der Anführer seiner Gang „West Staines Massive“. Stets in Markenklamotten gepresst und mit Ghetto-Sprüchen auf der losen Zunge ist er aber nicht nur in seinem Prollo-Mobil unterwegs, sondern hat auch so etwas wie eine soziale Ader. Die Kinder des John Nike-Freizeitcenter liegen ihm sehr am Herzen und so ist es für ihn selbstverständlich, auf die Barrikaden zu gehen, als er erfährt, dass die Regierung das Zentrum schließen will.
Durch seine Protestaktionen wird Schatzkanzler David Carlton (Charles Dance) auf den krassen Typen aufmerksam und spannt ihn in den Wahlkampf ein, um den amtierenden Premierminister (Michael Gambon) bis auf die Knochen zu blamieren und selbst die politische Macht zu übernehmen. Doch mit einem hat er nicht gerechnet: Mit Ali G.’s Fähigkeiten. Als Sacha Baron Cohen die Figur Ali G. erfand, wird er von der heutigen Popularität des Charakters allerhöchstens geträumt haben. Neben diversen Auszeichnungen unter anderen bei den „British Academy Awards“ war es also nur eine Frage der Zeit, bis der englische Kollege von Erkan und Stefan auf der großen Leinwand zu sehen sein würde. Nun ist es also soweit und das Ergebnis fällt überraschenderweise weniger verheerend aus, als man annehmen könnte.
Da sich nicht irgendwelche fremden Autoren dem Stoff annahmen, sondern die Erfinder und Macher der Fernsehserie, bleibt die Authentizität des Charakters gewahrt und das macht den Reiz des Filmes aus. „Ali G. Indahouse“ demontiert die heutige Jugendkultur auf eine liebenswerte Art und Weise. Ali G. hält sich für den englischen P. Diddy und sieht sich selbst als „black man“. Eine wenig subtile aber umso treffendere Art und Weise, den Teil der Jugendlichen durch den Kakao zu ziehen, der seine Hosen bevorzugt in den Kniekehlen trägt und lieber abstrakte Bilder mit zu absurden Figuren verkrampften Fingern in die Luft malt, anstatt sich die Hand zu geben. Komplettiert wird das genial ausgeklügelte Gesamtbild dadurch, dass genau diese pubertierenden Rentenlöcher für Ali G. den Fernseher einschalten oder ins Kino gehen. Tragische Ironie oder gesellschaftlicher Galgenhumor?
Ob Sacha Baron Cohen an der Beantwortung dieser Frage wirklich etwas liegt, vermag niemand zu sagen; als Tatsache steht hingegen fest, dass sich „Ali G. Indahouse“ bei aller Eigenleistung gerne bei Genre-Kollegen bedient und stellenweise gar an alte Produktionen von Jerry Zucker erinnert. Der Verlauf der Geschichte ist dabei so vorhersehbar wie belanglos: Trotz vieler Stolpersteine begeistert Ali G. das englische Volk mit seinen unkonventionellen Ideen zu Bildungs- oder Zuwanderungspolitik. Beeindruckend, mit wie viel Feingefühl das Autorengespann dabei dieser Brachialkomödie immer wieder satirischen Charakter gibt.
Doch nach einer halben Stunde dreht sich der Film immer schneller im Kreis, greift Gags wieder auf und versieht so manchen potentiellen Lacher mit einem derart langen Vorlauf, dass dem Zuschauer das Lachen letztendlich doch im Halse stecken bleibt. Da sich in regelmäßigen Abständen aber immer wieder brauchbare Witze im Drehbuch finden, bleibt der Film seine gesamte Laufzeit über erträglich. Trotzdem ist ein 90-minütiger Spielfilm ein anderes Kaliber als eine TV-Show und so stellt die Ideenarmut auf der Kinoleinwand einen weitaus größeren Kritikpunkt dar, als sie es eventuell auf der Mattscheibe getan hätte. Eigentlich schade um die durchaus sehenswerte Figur des Ali G., aber der Film muss sich trotz gelungener Szenen die existentielle Frage gefallen lassen, ob die Welt ihn wirklich braucht.