Erfolg ist Erfolg und Franchise ist Franchise. Und so konnte die Konsequenz nur heißen: Nach den künstlerischen wie kommerziellen Erfolgen von Rocky und Rocky II musste es auch einen dritten Teil geben. Sylvester Stallone hatte wieder alle Zügel in der Hand, produzierte, schrieb das Drehbuch, führte Regie und übernahm die Hauptrolle. Von der ehrlichen, schmutzigen Milieustudie des Originals hat „Rocky III“ zwar nichts mehr, aber extrem unterhaltsam ist das Boxer-Drama trotzdem.
Nachdem Rocky Balboa (Sylvester Stallone) den WM-Titel im Schwergewicht gegen Apollo Creed (Carl Weathers) in einem dramatischen 15-Rundenkampf gewonnen hat, ist er am Ziel seiner Träume. Zehn Mal verteidigt der ehemalige Underdog anschließend ohne Mühe seinen Gürtel. Bei einem Wohltätigkeitskampf gegen den Wrestling-Weltmeister Thunderlips (Hulk Hogan) kommt es zu Tumulten, als der Catcher die Sache allzu ernst nimmt, doch der Champ meistert auch diese Herausforderung, unterschätzt die nächste aber kapital. Das begnadete Großmaul Clubber Lang (Mr. T) arbeitet sich in der Weltrangliste auf die Position eins der Herausforderer vor und pocht auf einen Kampf gegen den neuen Superstar Rocky, der sich eigentlich zur Ruhe setzen will. Dessen Coach Mickey (Burgess Meredith) will den Fight verhindern, weil er weiß, dass Lang zu stark ist für Rocky. Gegen den Willen seines herzkranken Trainers steigt Balboa in den Ring und verliert nicht nur den Kampf. Während der Veranstaltung erleidet Mickey einen Herzanfall und stirbt. Apollo Creed bietet sich an, Rocky wieder auf die Beine zu helfen und für einen Rückkampf zu trainieren. Nach anfänglichem Zögern willigt der entthronte Champion ein...
Das Image der „Rocky“-Reihe ist nicht unbedingt das allerbeste. Dabei wird gern vergessen, dass Teil 1 sowie 2 mit Abstrichen herausragende Milieustudien mit viel Herz und Glaubwürdigkeit waren. Dieser schleichende Verfall der künstlerischen Integrität, der bereits mit dem ersten Sequel langsam einsetzte, führt sich in „Rocky III“ rasend fort. Die Charaktere, die sonst so fein herausgearbeitet waren, mutieren immer mehr zu Genre-Stereotypen. Das Schlimmste: Der Rocky aus Teil 3 hat mit dem aus dem ersten Film kaum noch etwas gemein. Gewiss ist jeder Mensch lernfähig, aber der Weg vom zwar gutherzigen, aber ungebildeten, ungeschickten Underdog aus den Vorstadtghettos von Philadelphia zum souveränen Weltmann Rocky entbehrt jeder Glaubwürdigkeit und erfüllt hier nur dramaturgische Funktionen.
Die Handlung ist einfach gestrickt und hält sich in jeder Phase an die klassische Sportfilmdramaturgie. Die Erzählweise des Rocky'schen American Dream ist nicht unbedingt originell, sie stellt aber die Fans zufrieden, während die Kritiker bei diesem Teil begannen zu murren, was dem kommerziellen Erfolg jedoch keinerlei Abbruch tat. Das Fahren dieser ganz sicheren Nummer ist nicht verwerflich, sie legt aber den Verdacht nahe, dass Stallone langsam die Ideen ausgingen bzw. dass er einfach nichts Wichtiges mehr zu erzählen hatte.
Die Action ist selbstverständlich wie bei den Vorgängern wieder erstklassig, die Kämpfe packend choreographiert, wobei die Überzeichnung der Dramatik und die Anzahl der Treffer wohlwollend in Kauf genommen werden müssen. Für Freunde der Reihe ist diese Übertreibung auch ein liebgewonnenes Markenzeichen, wenn Rocky sich zum Beispiel die grandiose Taktik zurechtlegt, sich von seinem Gegner solange malträtieren zu lassen, bis dieser müde wird. Rockys Eisenschädel nimmt dabei zum Glück keinerlei Schaden. Das gehört schließlich auch zum Mythos Rocky dazu.
Schauspielerisch nehmen die Aufgaben auch immer weiter ab und es sind nur noch Anforderungen eines handelsüblichen Actionfilms zu befriedigen. Stallone ist in der Rolle seines Lebens wie bereits beschrieben zwar charakterlich kaum mehr glaubwürdig, aber die Präsenz der Figur hat er nach wie vor aus dem FF drauf. Mit Hulk Hogan und Mr T. sind gut gewählte prominente Gegenspieler am Werk und auch die Beförderung von Carl Weathers zum Rocky-Kumpel macht sich bezahlt. Trotz allen Nachlässigkeiten, die der Film bietet, unterhält der Box-Actioner bestens und macht durchgehend gute Laune, was sich als Erfolgsrezept herausstellt. Anspruch weiter runter, Spaßwerte rauf. Dazu schmettern Survivor gegen Ende noch den kultigen Titelsong „The eye of the tiger“ und das Feel-Good-Movie hat seinen Dienst getan.