“Das ist kein depperter Film. Das ist echt!" - eine kreischende Schülerin aus „In 3 Tagen bist Du tot“.
Natürlich sind die Amerikaner, wenn es zur blutigen Ausbeutung sich dämlich verhaltener Teenies in Highschool-Horrorfilmen kommt, absolute Vorreiter auf diesem Gebiet. Dennoch bleibt der deutsche Kinobesucher bei diesen Streifen immer ein wenig außen vor – durch das fremdartige Schulsystem, die immense Bedeutung der Cliquenwirtschaft und 16-Jährige mit Führerschein liegen bei den US-Produktionen zwischen dem Zuschauer und den Opfern doch meist kulturelle Welten, die den Horror und damit auch die Angst weit weniger greifbar machen. Da hilft es manchmal schon, wenn diese Alltagsdifferenzen mit Hilfe von Kleinigkeiten überbrückt werden: So klaut Regisseur Andreas Prochaska für seinen österreichischen Teenie-Slasher „In 3 Tagen bist Du tot“ zwar nach Lust und Laune bei seinen amerikanischen Vorbildern, aber dennoch ist uns der Horror zum Beispiel Dank der lustigen „Rauchen macht impotent“-Sprüche auf den Zigarettenschachteln einfach ein ganzes Stück näher.
Gerade haben Nina (Sabrina Reiter) und ihre Freunde ihre Maturaprüfung bestanden, da fahren sie auf dem Nachhauseweg nicht nur ein unschuldiges Reh über den Haufen, sondern erhalten auch noch alle die gleiche merkwürdige SMS mit der morbiden Ankündigung: „In 3 Tagen bist Du tot“. Auf der Abschlussparty verschwindet dann auch schon Ninas Freund Martin (Laurence Rupp), der erst am nächsten Morgen - am Grund des örtlichen Sees an einen Gullydeckel gefesselt - wieder auftaucht. Der erste Verdacht fällt auf Schulfreak Patrick (Julian Sharp), der heimlich in Nina verschossen ist. Doch während dieser noch beim Verhör sitzt, attackiert der geheimnisvolle Killer schon seine nächsten Opfer. Während Nina, Clemens (Michael Steinocher), Alex (Nadja Vogel) und Mona (Julia Rosa Stöckl), nun unter Polizeischutz stehend, die nächsten drei Tage zu überleben versuchen, denken sie gemeinsam darüber nach, wer denn einen triftigen Grund haben könnte, sie allesamt umzubringen – da kommen die verdrängten Erinnerungen an ein schreckliches Ereignis aus ihrer Kindheit wieder hoch...
Ein Mädchen stolpert blutüberströmt einen Schotterweg entlang, bis es endlich an die Rettung versprechende Landstraße gelangt – die Eröffnungssequenz von „In 3 Tagen bist Du tot“ ist von ihrem Look her nicht von vergleichbaren US-Produktionen zu unterscheiden. Und auch im weiteren Verlauf des Films kommen einem von der Story („Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“) über die sehr vorsichtig offenherzigen Sexszenchen bis hin zur englischsprachigen Rockmusik-Unterlegung alle Elemente ausgesprochen bekannt vor. Das stört aber gar nicht mal weiter: Nachdem das Mädchen nämlich an die Landstraße gelangt ist, folgt ein Schnitt auf den in seiner mündlichen Maturaprüfung schwitzenden Martin, wo dieser äußerst holprig ein Gedicht vorträgt – natürlich inklusive einem wunderbaren österreichischen Akzent. Und allein diese spezielle Dialekt-Würze reicht schon aus, um all die altbekannten Themen für den interessierten Zuschauer, der im Horrorgenre ja eh seit langem nur noch mit kleineren Neuerungen rechnen darf, ausreichend zu variieren.
„In 3 Tagen bis Du tot“ kommt zwar mit einem etwas dörflich-behäbigen Killer im allseits bekannten Regenmantel (zum Beispiel: „Düstere Legenden“) und ohne sonderlich viel Blut daher, kann dafür aber mit einigen funktionierenden Schockeffekten und einer fast durchgängig stimmigen Atmosphäre überzeugen. Nur eine etwas Gore-haltigere Aquariums-Szene, die leise Erinnerungen an das Final Destination-Franchise wachrüttelt, fällt hier mit ihrem übertriebenen Blutgespritze etwas aus dem Rahmen, macht dann aber wiederum auch viel zu viel Spaß, als dass man diesen kleinen Ausrutscher nicht schnell wieder verziehen hätte. Die Auflösung hätte zwar ruhig etwas überraschender, vielleicht sogar spektakulärer sein dürfen, ist aber in sich schlüssig und hinterlässt so zumindest keinen ärgerlichen Nachgeschmack. Und zwischendurch punktet Prochaska, wenn er dem zu Beginn sehr arroganten, später dann fast bemitleidenswerten Dorfpolizisten indirekt die Schuld an allen Todesfällen zuschiebt, sogar mit nicht allzu lauter Ironie.
Auch wenn sich Prochaskas inszenatorische Finesse in relativ engen Grenzen halten mag, können die technischen Credits doch auf der ganzen Linie überzeugen. Zumindest im Vergleich mit den zweistelligen Millionenbudgets der Hollywood-Streifen muss sich dieses österreichische Pendant mit seinem geschätzten Budget von gerade einmal zwei Millionen Euro auf keinen Fall verstecken. Insgesamt hat der Film damit qualitativ wesentlich mehr mit seinen amerikanischen Vorgängern denn solchem Euro-Horrormüll wie Swimming Pool (2001) gemein. Und so funktioniert „In 3 Tagen bist Du tot“ nach dem Motto „Gut geklaut ist besser als schlecht selbst gemacht“, wobei sich der auf den ersten Blick so unpassende Ösi-Akzent und die kleinbürgerliche Behäbigkeit des urigen Dorfes als überraschende Pluspunkte herausstellen.