Fortsetzungen sind immer schlechter als das Original. Das wissen schon die Protagonisten in Wes Cravens Horrorfilm „Scream 2“ und reiten ganz explizit darauf rum. Denn als ein Killer plötzlich auftaucht und nach bekannten Mustern rumschlitzt, steht für die unerschrockenen (Anti-)Helden, insbesondere dem Filmfreak Randy Meeks (Jamie Kennedy), fest, dass es jemand nach einer Fortsetzung verlangt. Der Pate II, der sei besser als der Vorgänger, können sich Meeks und einige Mitstudenten einigen. Es gibt also noch Hoffnung für „Scream 2“…
Zwei Jahre sind seit den blutigen Ereignissen in Woodsboro vergangen. Gale Weathers (Courteney Cox-Arquette) hat Profit aus dem Geschehen geschlagen. Die Verfilmung ihres Bestellers zur ganzen Geschichte läuft gerade im Kino an. Doch während der Premiere schlägt ein maskierter Killer zu. Er tötet ein Studentenpaar und wenig später wird der verkleidete Psychopath in Sidney Prescotts (Neve Campbell) Nähe gesichtet. Er hat es auf das Mädchen abgesehen. Sidney und die Überlebenden der Woodsboro-Morde sagen dem maskierten Killer den Kampf an.
Tatsächlich ist für einige Fans der zweite Teil der bessere von beiden. Wie es sich gehört und im Film von Meeks (Jamie Kennedy) schön und richtig aufgezählt wird, haben Fortsetzungen größer und brutaler als die Vorgänger zu sein. Also gibt es mehr Leichen, mehr Humor - und der Betrachter staune, tatsächlich mehr Anspruch, welcher sich in den intelligenten Dialogen manifestiert, die eines - wenn auch sehr leichten - philosophischen Untertons nicht entbehren. „Scream 2“ spinnt die Gedanken des Vorgängers konsequent weiter und beschäftigt sich eingehend mit der Frage, wer oder ob nun die Medien für Psychopathen und Bluttaten verantwortlich sind.
Trotzdem, Scream bleibt der bessere Film. Trotz selber Crew, vor und hinter der Kamera, mit den entsprechenden Sinn machenden Ergänzungen, kann „Scream 2“ nicht wirklich an das maßstabsetzende Original heranreichen. Zum einen ist dafür zweifellos die Tatsache verantwortlich, dass, was in „Scream“ noch neu und frisch war, in „Scream 2“ zwangsläufig nicht mehr so gut funktionieren kann. In diesem Sinne macht die Fortsetzung das Beste daraus und baut mit noch mehr Witz so konsequent auf den ersten Teil auf, dass am Ende der eine oder andere Betrachter überrascht sein wird. Andererseits, Genreveteranen werden schnell merken, wo der Hase im Pfeffer begraben liegt. Der geschwätzige Schlusstwist wird das Publikum sicherlich spalten. Die einen mögen’s genial finden, die anderen ziemlich hanebüchen oder sogar dämlich. Was diese finale Schlusspointe nun wirklich ist, das sei mal dahingestellt. Dass man sich aber darüber Gedanken machen kann, beweist zumindest, dass das Ende nicht ganz so elegant und schlüssig wie im Vorgänger daher kommt.
In sich bleibt „Scream 2“ genrebedingt relativ schlüssig, wenngleich weniger als der Vorgänger. Die Musik ist wieder die gleiche, die Songwahl von „Scream“ stach etwas mehr hervor. Settings und Locations sind ähnlich gut gewählt, aber weniger markant. Gegen Teil 1 kann die Fortsetzung aber einige noch spannendere Szenen vorweisen. Seien es nun Sidney und ihre Freundin im Auto oder Gale alleine in einem Tonstudio. Was genau da geschieht, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Der Bodycount ist gestiegen, wie es sich für eine richtige Fortsetzung geziemt, der Splattergehalt aber nicht unbedingt. „Scream 2“ mag gegenüber der Kinofassung blutiger ausgefallen sein; werden aber Director’s Cut des ersten Teils und die FSK-18-Fassung von „Scream 2“ miteinander verglichen, fällt auf, dass der Nachfolger wesentlich öfter wegblendet und insgesamt zahmer erscheint. Die Opfer finden schneller ihren Tod, was den Film weniger intensiv oder - je nach Betrachtungsweise - bizarr macht. Das ist der Fortsetzung nicht unbedingt negativ auszulegen.
Die selben Darsteller fallen in ihren Leistungen nicht ab und bauen ihre vom Zuschauer schon längst ins Herz geschlossene Charaktere gut aus. Es ist einfach eine Freude, David Arquette, Courteney Cox-Arquette, Neve Campbell und Jamie Kennedy wieder vereint auf Killerjagd zu sehen. Etwas blass bleiben dagegen die weiteren Nebendarsteller, außer die - im wahrsten Sinne des Wortes - Farbigen, die als neues Kanonenfutter eingeführt werden. Was es mit ihrer Rolle in solchen Filmen auf sich hat, bzw. wieso es eigentlich kaum Afro-Amerikaner in Slasher-Movies gibt, darüber sinniert übrigens Jada Pinkett Smith zu Beginn, bevor sie ganz fachgerecht ins Jenseits befördert wird. Hübsch anzuschauen ist Sarah Michelle Gellar; dem Betrachter wird aber schnell klar, dass die knackige Blondine nur zu einem Zweck im Film ihr Entree hat. Ansonsten müssen Sidneys neue Freunde gegenüber ihre alten, bereits unter der Erde liegenden etwas zurückstecken, insbesondere ihr „Boyfriend“ bleibt erschreckend profillos.
Trotz der kleineren Unzulänglichkeiten, die im Hinblick auf Teil 1 gefunden werden können, ist „Scream 2“ für sich betrachtet doch ein sehr starkes Genrestück. Erneut werden die Slasher-Mechanismen überdehnt, zitiert oder gebrochen und die bewusste Klischeepflege, bzw. ein beabsichtigtes Auslassen gewisser anderer Klischees (z. B. keine dummen Frauen, die halbnackt durch den Flur rennen) macht einfach Spaß. Atmosphäre und Setting stimmen, „Scream 2“ präsentiert sich von einer ähnlich edel ausschauenden Seite wie „Scream“. Das ist schön, erfreut das Herz nicht nur von Horrorfans und macht aus der Fortsetzung einen überraschend gut gelungenen Metzelspaß mit ein bisschen Anspruch.