Regisseur und Produzent Wolfgang Reitherman, verantwortlich für einige der beliebtesten Filme aus Disneys Werkstatt (Das Dschungelbuch, Bernard und Bianca) gelang mit der Zeichentrickversion über die Legende von „Robin Hood" ein tierisches Vergnügen.
Die Geschichte vom Rächer der Armen, der stahl von den Reichen, ist bekannt. Auch in dieser Zeichentrickversion legt sich Robin von Locksley, genannt Robin Hood, mit dem Sheriff von Nottingham und Prinz John an, verliebt sich in die holde Maid Marian und nimmt an einem Bogenschützenturnier teil. Zusammen mit Bruder Tuck, Little John und vielen anderen Getreuen erlebt Robin gefährliche Abenteuer bis zur Rückkehr von König Richard Löwenherz.
Mit weltweit großem Erfolg kam „Robin Hood" 1973 in die Kinos. Die Idee, die Geschichte von Robin Hood ins Tierreich zu verlegen, geht prächtig auf und beschert dem Publikum wunderbare Unterhaltung für jung und alt. Robin Hood als Fuchs, Little John als Bär, Lady Marion als Füchsin oder Prinz John als komplexbeladener Löwe ohne Mähne. Die Tiere mit ihren bekannten Charaktereigenschaften entsprechen denen der literarischen Vorlage, was nicht nur die filmische Charakterisierung erleichtert, sondern auch witzig anzuschauen ist.
Die meisten Lacher gehen auf das Konto von Bär Little John und Huhn Lady Kluck. Little John hat auf die Zofe von Marion ein Auge geworfen und die zwei witzigsten Charaktere zusammen in Aktion zu sehen, macht besonderen Spaß. Aber auch über Prinz John, herrlich synchronisiert von Sir Peter Ustinov (sowohl in der englischen also auch in der deutschen Fassung) kann viel und gerne gelacht werden. Überhaupt funktioniert der Trickfilm wunderbar als Komödie und Parodie auf Robin Hood, in der vor allem der grandiose Mantel- und Degenfilm „Robin Hood, König der Vagabunden", auch bekannt unter „Die Abenteuer des Robin Hood" mit Errol Flynn, gleichermaßen persifliert wie gehuldigt wird.
In „Robin Hood" trifft der Betrachter auf viel Altbekanntes, ohne dass dabei der Eindruck entstehen müsste, der Film sei nur ein müdes Repetieren vergangener, glorreicher Zeiten. Im Gegenteil, gerade die Selbstzitate machen Spaß und funktionieren, weil sie sich innerhalb eigenständiger Ideen gut einfügen. Es ist, als würde man alte Bekannte wieder treffen. Das Publikum stößt auf die Geier aus Das Dschungelbuch während z. B. Little John an Balou erinnert, und das nicht nur wegen derselben Synchronstimme. So dient als Animationsvorlage seines Tanzes mit Lady Kluck nach dem Bogenschützenfest der Tanz von Balou und King Louie, genauso wie die Bewegungsabläufe einer tanzenden Katze oder eines trommelnde Kaninchens aus „Aristocats" entnommen sind und Lady Marion mit den gleichen Bewegungen wie Schneewittchen in „Schneewittchen und die sieben Zwerge" tanzt.
Gelegentlich wird zu arg auf die Tränendrüse gedrückt, aber die Balance zwischen süßlicher Disney'scher Gefühlsduselei und schon fast abgedrehtem Witz gelingt doch erstaunlich gut. Es sind nicht die spektakulären Bilder, die den Film tragen, sondern es ist die Geschichte, mit ihren interessanten und sympathischen Figuren. Insgesamt kommt „Robin Hood" trotz - tadelloser Animationen - nämlich in einer wesentlich einfacheren, zeichnerischen Qualität als andere Paradevertreter aus der berühmten Werkstatt daher. „Robin Hood" bietet als familiengerechte Heldenballade eine nette Liebesgeschichte, ein wenig Action, viel Witz und ist damit perfekt arrangierte Kinderunterhaltung.
Die obligaten, oft witzigen Gesangs- und Tanzeinlagen passen und das sentimentale Liebeslied „Love" wurde auch mit einer Oscarnominierung bedacht. An der musikalischen Umrahmung lässt sich ohnehin nichts aussetzen, welche obendrein nachträglich Publicity erlangte: Die berühmt-berüchtigte „Hamster Dance"-Website benutzt die Eröffnungsmusik des Films und spielt sie in doppelter Geschwindigkeit ab. Wer die tanzenden Hamster tatsächlich noch nicht kennen sollte, hier sind sie:
Hamster-Link