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    Trommeln am Mohawk
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Trommeln am Mohawk
    Von René Malgo

    Nach einem schlicht gestalteten Intro zum Film gibt es erst einmal eine kleine Überraschung. Da strahlt dem Betrachter „Trommeln am Mohawk“ in schönsten Technicolor-Farben entgegen, wo doch eigentlich mit einem Schwarz-Weiß-Film gerechnet wurde. Das zumindest will die DVD zum Film mit den schwarz-weißen Bildern auf Cover und entsprechenden Angaben dazu suggerieren. Eine schöne, in diesem Falle höchst angenehme Wendung also, die den Abenteuerfilm nur reizvoller macht.

    Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges kann Großbritannien die Indianer des Mohawk-Tales für sich gewinnen und mobilisiert sie gegen die dort lebenden Siedler. Unter ihnen auch das frisch verheiratete Ehepaar Lana (Claudette Colbert) und Gilbert Martin (Henry Fonda). Ihr Haus wird niedergebrannt und die schwangere Lana verliert ob all der Aufregung ihr Kind. Sie werden nun von der alten Witwe Mrs. McKlennan (Edna May Oliver) als Hilfskräfte für ihre Farm aufgenommen. Dort fühlen sie sich schnell heimisch, bis Gilbert in den Krieg ziehen muss.

    Wer mal wieder ein gutes, klassisches Abenteuer-Drama sehen will, dem sei John Fords „Trommeln am Mohawk“ empfohlen. Der oscarnominierte Film bietet alles, was der Genrefan begehrt: große Gefühle, humorvolle Szenen, schöne Bilder und spannende Geschehnisse, deren Höhepunkt zweifellos der Indianerangriff auf ein Frontier-Fort ist. „Trommeln am Mohawk“ erzählt die Geschichte der Frontiers. Einfache Bauern, meist arme Leute, welche die gefährlichsten Gebiete der Neuen Welt besiedelten, wo die Grundstücke weit und billig waren und kein Kolonialherr sie belästigte. Die Geschichte setzt bei der Heirat zwischen Lana (Claudette Colbert) und Gilbert (Henry Fonda) im behüteten Vaterhaus des Mädchens in Albany an. Dann geht es in die Wildnis und gleich in der ersten Nacht erhält Lana den Kulturschock ihres Lebens. Sie treffen auf einen nicht allzu netten Herrn mit Augenklappe, der von plündernden Indianern erzählt. Dann erreichen sie bei Blitz und Donner Gilberts Blockhütte. Es ist sein ganzer Stolz, denn er hat es selbst gebaut. Doch Lana, noch an den weiträumigen Gemächern ihres heimatlichen Herrenhauses gewohnt, hat Mühe, die Enttäuschung zu unterdrücken. Als dann auch noch ein grimmig schauender Indianer die Hütte betritt, hat sie endgültig genug und möchte am liebsten wieder heim.

    Es ist interessant zu sehen, wie John Ford den Kulturschock für die städtische, junge Dame darstellt. Gekonnt macht er deutlich, wie es sein muss, vom Regen plötzlich in die Traufe zu geraten. Auch wenn Lana ihre melodramatische Ader hat (was am Alter des Werks liegen mag), sorgt der Film so für Identifikationspotenzial beim Zuschauer. Natürlich entpuppt sich der Indianer als Freund der Familie und gewöhnt sich Lana nach dem ersten Schock bald an die neuen Umstände. Das geht sogar soweit, dass sie nach den ersten Rückschlägen mehr Zuversicht als ihr Mann an den Tag legt. Dieser Mann übrigens, könnte ein Verwandter von Benjamin Martin sein. Benjamin Martin, das ist die fiktive Heldenperson aus „Der Patriot“. Mehr als einmal fühlt sich der „Der Patriot“ kennende Zuschauer an Mel Gibson erinnert, schaut er Henry Fonda bei der Verrichtung seines Tagwerks zu. Obgleich „Der Patriot“ schändlicherweise die Indianer in der Geschichte außen vor gelassen hat, die bei „Trommeln am Mohawk“ einen wesentlichen Bestandteil darstellen, kann doch davon ausgegangen werden, dass Roland Emmerichs Blockbuster seine Inspiration auch von diesem besseren Abenteuerfilm aus dem Jahre 1939 hatte. In „Trommeln am Mohawk“ prägt Henry Fonda erstmals sein Image des aufrechten, edlen Amerikaners und füllt dieses mit viel Wärme und Menschlichkeit aus.

    Trotz schöner Bilder und ansehnlicher Kulissen ist „Trommeln am Mohawk“ ein bescheidener, fast schlichter Film und das macht ihn umso persönlicher. Als Gilbert in den Krieg zieht, muss das Publikum auf ausufernde Schlachten verzichten. Der Film interessiert sich viel mehr für die zurückgebliebenen Damen daheim. Gerade dieser Umstand erhöht die Spannung und wenn die vermeintlichen Kriegshelden dann zurückkehren, werden die Schrecken des Krieges effektiver spürbar als bei „Der Patriot“ mit all seinen blutigen Kriegsszenarien. Desillusioniert und als gebrochene Männer sind sie zurückgekehrt, auch Gilbert. Zurückgekommen erzählt er ununterbrochen von der Brutalität auf den Schlachtfeldern und lässt kein Detail aus. Sein Blick, seine Stimme, manifestiert in der außergewöhnlichen Schauspielkunst Henry Fondas lassen das Erzählte unter die Haut gehen und nehmen den Zuschauer mehr mit, als wenn er tatsächlich die kriegerische Auseinandersetzung gesehen hätte. In dieser Szene ist „Trommeln am Mohawk“ mehr Drama als Abenteuerfilm, doch ihm gelingt der Spagat zwischen beiden Genres gut. Es ist nicht die einzige Szene, in die der Film nachdenklich wird.

    Das heißt aber nicht, dass „Trommeln am Mohawk“ gänzlich an Actionszenen gespart hätte. Das Finale im Fort, das von Indianern angegriffen wird, entschädigt den auf Action Wert legenden Abenteuerfilm-Fan für vermeintliche, vorhergehende Längen. Die durch die Kämpfe in und um das Fort entstandenen Schauwerte können auch heute noch überzeugen. Dieser Showdown dokumentiert die Regiekunst von John Ford, der sein Metier genauso in Actionszenen wie in ruhigen Szenen beherrscht.

    „Trommeln am Mohawk“ ist spannend und dramatisch, aber deswegen keineswegs schwerfällig. Im Gegenteil. Leichtfüßig führt der Film durch die Geschichte, wobei „Trommeln am Mohawk“ vom hintergründigen, ironischen Humor der Drehbuchvorlage profitieren kann. Edna May Oliver hat als scharfzüngige Witwe Mrs. McKlennan die Lacher auf ihrer Seite und auch sonst spart der Film nicht an witzigen Einlagen spritziger Aussagen und Situationskomik. Im Dienste des Humors wird die Realität trotz eines weitgehend authentischen Bildes der Frontiers zuweilen ein bisschen außen vorgelassen. Wenn nämlich zwei betrunkene Indianer das Haus der Witwe stürmen und dieses anzünden und die Witwe die beiden Indianer dazu bringt, sie mitsamt Bett aus dem Haus zu tragen, ist das zwar äußerst witzig anzusehen, aber keineswegs glaubwürdig. Doch gerade diese Szenen entspannen den Film, der sich bei all der Lockerheit gelegentlich erstaunlich brutal und düster gibt.

    „Trommeln am Mohawk“ ist aus dem Jahre 1939. Das heißt, ein bisschen melodramatisches Schauspiel und eine Portion Patriotismus müssen in Kauf genommen werden. Das Indianerbild ist denkbar einfach gehalten, wenngleich nicht zwingend negativ. Am Ende weht die amerikanische Flagge und während der gesamten Laufzeit wird wie selbstverständlich angenommen, dass das Land den Frontiers gehöre. Über das Recht der Indianer verliert „Trommeln am Mohawk“ somit kein Wort. John Fords zurückhaltende Regie ist es aber zu verdanken, dass sich der Film mitnichten in unerträglichem Pathos oder zu viel des Patriotismus verliert. Das bedeutet aber auch, dass sich der ein oder andere Betrachter ob der stilistischen Unverbindlichkeit gelegentlich ein bisschen langweilen könnte. Die uramerikanische Grundeinstellung, mitsamt religiösen Aussagen (die aber auch diverse humorvolle Überspitzungen erhalten) indes gehören einfach zum Film und machen ihn nicht wirklich schlechter, aber auch nicht besser. Wer jedoch einen guten, unterhaltenden Abenteuerfilm mit ein bisschen Anspruch sehen will, der kann bei „Trommeln am Mohawk“ nicht allzu viel falsch machen.

    Noch ein Wort zur Synchronisation. Der deutsche Ton ist gut, nimmt sich allerdings einige Freiheiten heraus, verglichen mit dem O-Ton. So lachen die Indianer beispielsweise in der oben beschriebenen Szene, was den Humor mehr zunichte macht als fördert. An anderer Stelle dagegen, wo Gilbert Martin nach seinem Kind sucht, wurde das tatsächliche Kreischen des Babys weggeschnitten.

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