Uwe Bolls außergewöhnlichen Talente für Filmfinanzierungen und das günstige Einkaufen von bekannten Darstellern sowie seine ungebrochene Vorliebe für Computerspielverfilmungen sind die offensichtlichen Möglichkeiten, in eine Boll-Rese einzusteigen. Da FILMSTARTS.de jedoch bereits über ein ansehnliches Arsenal an Boll-Kritiken verfügt, soll an dieser Stelle lediglich auf diese verwiesen werden: German Fried Movie, Barschel - Mord in Genf?, Das erste Semester, Blackwoods, Heart Of America, Alone In The Dark, Bloodrayne, Postal und schließlich BloodRayne 2 bieten einen breiten Überblick über die bisherigen (Un-)Taten des kontrovers diskutierten Dr. Uwe Boll. Mit „Die Schwerter des Königs“ werden die roten Fäden in Bolls Filmographie nun übergangslos weitergesponnen. Mit einem Budget von stolzen 60 Millionen Dollar die bisher aufwändigste Boll-Produktion, erscheint die Finanzierung auf den ersten Blick nicht unbedingt als Selbstgänger. Mit mehr als zehn namhaften Darstellern bietet Boll einmal mehr einen überraschend hochkarätigen Cast auf. Mit dem Rollenspiel „Dungeon Siege“ diente ihm wieder mal ein Computerspiel als Inspiration. Und schließlich – und dies ist wohl der dickste rote Faden im Bollschen Schaffen – kann das sterbenslangweilige Fantasy-Epos nicht einmal ansatzweise überzeugen.
Weil er nicht länger auf den Thron des Königreichs Ehb warten will, schließt sich der ehrlose Herzog Fallow (Matthew Lillard) mit dem größenwahnsinnigen Magier Gallian (Ray Liotta) zusammen. Dieser belegt die Rasse der Krugs mit einem mächtigen Zauber, der die eigentlich harmlosen Kreaturen zu erbitterten Kämpfern werden lässt, die gegen die Armeen des Königs Konreid (Burt Reynolds) zu Felde ziehen. Bei einem ihrer Raubzüge überfallen die Krugs auch das Dorf des namenlosen Farmers (Jason Statham) – dessen Sohn getötet und Frau Solana (Claire Forlani) verschleppt wird. Mit seinen Gefährten, seinem Schwager Bastian (Will Sanderson) und seinem väterlichen Freund Norick (Ron Perlman) macht „Farmer“ sich auf, um seine Solana zu retten und den Tod seines Sohnes zu rächen. Doch der erste Befreiungsversuch schlägt fehlt – Bastian und Norick landen ebenfalls in Gefangenschaft, „Farmer“ wird vom dem König ergebenen Hofmagier Merick (John Rhys-Davies) halbtot aufgefunden. Während er ihn wieder aufpäppelt, offenbart Merick dem Farmer auch das Geheimnis um dessen ungeklärte Herkunft...
Mit 60 Millionen Dollar lässt sich durchaus ein „großes“ Fantasy-Epos realisieren. Doch „Schwerter des Königs“ ist Trash pur. Als Reaktion auf Hollywoods Hochglanzwestern entstanden im Italien der 60er Jahre die hastig heruntergekurbelten Spaghettiwestern. In Folge des Erfolgs von George A. Romeros Die Nach der lebenden Toten sah sich Lucio Fulci dazu bemüßigt, gleich stapelweise günstige Splatterstreifen rauszuhauen. Und wäre Peter Jacksons Herr der Ringe - Trilogie bereits vier Dekaden früher gedreht worden, hätte sich sicherlich innerhalb von Monaten ein Italiener gefunden, der eine passende Eurotrash-Antwort gegeben hätte – und die wäre Bolls „Schwerter des Königs“ wohl gar nicht mal so unähnlich gewesen. Immerhin sehen die Kostüme der Krugs-Darsteller aus, als würden hier die Klamotten aus einem klassischen Monsterhorror dieser Ära aufgetragen (auch Parallelen mit der „Power Rangers“-TV-Serie lassen sich durchaus ziehen). Die Qualität der Effekte reicht von ordentlich (animierte Hintergründe und Schlösser) über mäßig (Magierduell mit fliegenden Klingen) bis hin zu katastrophal (Blue-Screen-Aufnahmen beim schwungvollen Überqueren eines Flusses in luftiger Höhe). Doch diese Haltung, es seinen Vorbildern mit geringeren Mitteln gleichtun zu wollen, ist nicht das eigentliche Problem des Films – immerhin gibt es genug grandiose Spaghettiwestern und Fulci hat auch reihenweise Genreklassiker abgeliefert.
Vielmehr scheitert „Schwerter des Königs“ daran, dass der Trash bei Boll einfach keinen Spaß macht. Zu Beginn denkt man noch, die als altbackene Prügelorgien inszenierten Schlachten können einem ein gewisses nostalgisches B-Movie-Vergnügen bereiten. Doch diese Hoffnung stirbt schnell. Als zu eintönig, unspektakulär und witzlos erweisen sich die überlangen und deshalb ermüdenden Actionsequenzen. Genau wie die Schlachten muss auch die restliche Handlung ohne funktionierende Spannungsbögen, beziehungsweise ohne überhaupt eine nachvollziehbare Dramaturgie auskommen. Die Geschichte um Königsmorde, ebenso verbotene wie gefährliche Liebschaften und verlorene Söhne mutet wie eine ins Mittelalter verlegte Seifenoper an. Bohrende Langeweile ist die unabwendbare Folge. Dazu passen auch die unbeholfenen Dialoge, die zwischen platt und unfreiwillig komisch (Letzteres leider viel zu selten) rangieren. Der Höhepunkt dieser verfehlten Dialogkunst sind die hohlen Phrasen rund um Krieg und Frieden, die der einfach nicht abtreten wollende König Konreid ausdauernd auf dem Sterbebett drischt.
Das Einzige, was den Film so über die öden, nicht enden wollenden Dialogpassagen hinüberretten könnte, ist die beeindruckende Starriege, die Boll für sein Epos zusammengeklaubt hat. Doch außer Jason Statham, der hier wie schon in The Transporter, Transporter - The Mission und Crank gewohnt routiniert seine Heldenperformance abspult, kann nur Scream-Killer Matthew Lillard überzeugen – und das auch nur, weil er mit seiner torkelnden Darstellung des muckschen Thronfolgers, die stark an Johnny Depps Jack-Sparrow-Nummer in den Fluch der Karibik-Filmen erinnert, unkontrolliert über alle Stränge schlägt. Egal ob Leelee Sobieski (The Wicker Man, 88 Minutes), Claire Forlani (Rendezvous mit Joe Black), Kristanna Loken (Terminator 3, Bloodrayne), Ron Perlman (Blade 2, Hellboy) oder John Rhys-Davies (Jäger des verlorenen Schatzes, The Ferryman) – alle weiteren großen Namen bleiben vollkommen blass. Besonders weh tut dies bei den Auftritten von Ray Liotta (Narc, GoodFellas) als finsterer Magier und Burt Reynolds (Boogie Nights, Ein Duke kommt selten allein) als ehrwürdiger Herrscher – gerade von diesen beiden hatte man sich insgeheim doch erhofft, dass sie mit ihrer Ausstrahlung trotz eindimensionaler Rollen noch etwas reißen könnten.
Fazit: Man muss mehr als dankbar dafür sein, dass Uwe Boll „Schwerter des Königs“ zumindest auf die immer noch viel zu langen 127 Minuten zusammengekürzt hat. Ohne Spannung, interessante Charaktere und ohne eine einzige eigene Idee konnte sich das stolz budgetierte Fantasy-Epos auch nur als wirkstoffreiche Schlaftablette entpuppen.