Regisseur James Cameron, der mit „Avatar“ und „Titanic“ die beiden bis zum Verfassen dieser Kritik kommerziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten schuf, war schon immer für jede Gigantomanie zu haben und ging schon früher beträchtliche Risiken ein - mit großem Erfolg. Mit dem Sci-Fi-Action-Reißer „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ setzte der Kanadier 1991 einen Meilenstein, der technisch über allem stand, was bis dorthin auf der Leinwand zu sehen war. An der Kinokasse schlug sich dies positiv nieder, der erste Film der Historie, der die magische Grenze von 100 Millionen Dollar Produktionskosten erreichte, spielte in den USA 205 Millionen Dollar (weltweit: 520 Millionen Dollar) ein und begeisterte in Deutschland 4,66 Millionen Besucher. Während der Vorbereitung seiner vier Blockbuster-Fortsetzungen „Avatar 2“ bis „Avatar 5“, die ab Ende 2020 in die Kinos kommen sollen, hat der Kanadier Cameron nun die 3D-Konvertierung seines inzwischen klassischen Action-Meilensteins überwacht. Und wie schon bei der dreidimensionalen Überarbeitung von „Titanic“ 2012 kann sich das Ergebnis auch im Falle von „Terminator 2“ sehen lassen.
Nachdem in einer möglichen Zukunft im Los Angeles des Jahres 2029 ein verheerender Nuklearkrieg zwischen intelligenten Maschinen und den Menschen ausgebrochen ist, wollten die Cyborgs den 1985 geborenen Anführer des Widerstandes in der Vergangenheit beseitigen und schickten dazu einen Terminator durch die Zeit. Doch die Mission scheiterte. John Connor hat die Attacke überstanden, doch der Krieg tobt weiterhin. Die Maschinen unternehmen nun einen zweiten Versuch, die Existenz des Anführers zu verhindern und senden einen T-1000-Terminator (Robert Patrick) zurück, um den jungen John Connor (Edward Furlong) zu töten. Doch der Terminator ist nicht allein, das Ur-Modell 101 aus der T-800er Serie (Arnold Schwarzenegger) wurde in der Zukunft darauf programmiert, Connor zu schützen. Gemeinsam mit Johns Mutter Sarah (Linda Hamilton) gibt er sein Bestes, den Jungen am Leben zu halten, denn der T-1000 ist ihm eigentlich überlegen. Eine gnadenlose Jagd um das Schicksal eines Kindes und das Überleben der Menschheit beginnt…
James Cameron ist sicherlich nicht unumstritten und generell sind seine Filme nicht jedermanns Geschmack. Aber das, was er für das Action-Genre geschaffen hat, ist herausragend bis bahnbrechend. Mit „Terminator“ kreierte Cameron einen Kultfilm, mit „Aliens – Die Rückkehr“ einen weiteren der besten Actionfilme aller Zeiten, „Abyss“ glänzte im Science-Fiction-Genre und „True Lies“ ist bei Freunden der krachenden Unterhaltung äußerst beliebt. Einmal abgesehen von seinen ersten beiden Werken „Xenogenesis“ und „Piranha II“ wurden alle seine Filme Blockbuster. Cameron ist gewiss kein begnadeter Geschichtenerzähler, aber er versteht es wie kaum ein Zweiter, technische Perfektion in seinen Filmen zum Tragen zu bringen. So auch in „Terminator 2“, dem Big-Budget-Nachfolger des 6,5 Millionen Dollar teuren Überraschungshits aus dem Jahre 1984. Zu Teil drei (2003) stieg Cameron aus und überließ Regisseur Jonathan Mostow im passablen, straighten Nachzieher „Terminator 3“ das Feld.
In „Terminator 2“ hat Cameron vor allem die Tricktechnik revolutioniert, seine Morphing-Effekte setzten Maßstäbe im Bereich der Spezialeffekte. Dafür gab es logischerweise einen von insgesamt vier Oscars (visuelle Effekte, Ton, Tonschnitt, Maske) und einer der eindrucksvollsten Morphing-Momente des Films - wenn sich der T-1000 im Krankenhaus gleichsam aus dem Fußboden „herausschält“ – ist auch einer der Höhepunkte der neuen 3D-Fassung. Cameron erweist sich bei der Überarbeitung ein weiteres Mal als Meister der plastischen Bildgestaltung und versteht es, die räumliche Wirkung zu verstärken, ohne dass die 3D-Technik sich in den Vordergrund schiebt.
Die „kleine Geschichte“ des Originals hat der Kanadier mit viel Geld in der Hand zu einem gigantischen Action-Spektakel mit extrem hohem Unterhaltungswert ausgebaut. Die Story ist auch bei genauer Betrachtung ziemlich clever konstruiert und dabei angenehm düster. Sicherlich macht Regisseur und Produzent Cameron, der gemeinsam mit William Wisher („Judge Dredd“) auch das Drehbuch schrieb, einige Zugeständnisse an das Mainstreampublikum, aber im Kern schadet das dem Film nicht. Für Fans zitiert der Regisseur den ersten „Terminator“ dezent. „Get out“, weist der T-1000 den Hubschrauberpiloten an, bevor dieser unfreiwillig in luftiger Höhe aussteigen muss. Selbiges sagte auch der T-800 zu einem Trucker in vergleichbarer Situation in Teil eins. Als der T-800 Sarah Connor aus der Anstalt rettet, sagt er: „Come with me if you want to live.“ Exakt das Gleiche sprach Kyle Reese (Michael Biehn) bei der Nachtclubschießerei des Originals.
Arnold Schwarzenegger durfte von Böse nach Gut die Seiten wechseln und Robert Patrick dafür als exzellenter Bösewicht in die Bresche springen. „Terminator 2“ ist wahrscheinlich der Film, der Schwarzeneggers Image am meisten geprägt hat. Sein „Hasta la vista, Baby“ ließ er sich gar als Trademark eintragen. Der zwischenzeitliche Gouverneur von Kalifornien, eher Actionstar als Schauspieler im herkömmlichen Sinne, macht das, was er am besten kann: seinen Gegnern die Hucke vollhauen und dabei möglichst coole Oneliner absondern. 15 Millionen Dollar kassierte der gebürtige Österreicher für seine Rolle. Bei 700 Worten, die er spricht, macht das 21.429 Dollar pro gesprochenem Wort – eine beachtliche Quote. Nicht nur Schwarzenegger glänzt, der Film profitiert auch von der starken Leistung Robert Patricks, der als einer der besten Fieslinge in die Filmgeschichte eingeht. Linda Hamilton überzeugt als gestählte Kampfamazone, die eigentlich nur ihren Mutterinstinkt auslebt und dabei dem Wahnsinn bedrohlich nahe kommt. In der Szene, als Sarah Connor doppelt zu sehen ist und von dem T-1000 imitiert wird, unterstützt Hamiltons Zwillingsschwester Leslie Hamilton Gearren übrigens die Produktion. Auch Edward Furlong ist als junger John Connor eine ideale Besetzung, er hat genau die richtige Rotzigkeit eines etwas frühreifen Rebellen.
Fazit: James Camerons „Terminator 2“ strotzt nicht nur vor furioser Action und grandiosen Effekten, sondern bietet ein perfektes Gesamtpaket mit einer durchdachten Story, coolen Onelinern und kraftvoller Musik – ein Meisterwerk auch in 3D und für uns weiterhin der beste Actionfilm aller Zeiten.