Dass Not erfinderisch macht, dürfte vielerorts bekannt sein und auch nicht erst seit den Komödien der 50er-Jahre. Wie weit dieser gedankliche Ausdruck jedoch geht, variiert durchaus. Nehmen wir beispielsweise Billy Wilders „Manche mögen’s heiß“. Einschließlich seiner Beiträge zum Film Noir der 40er-Jahre („Lost Weekend“, „Sunset Boulevard“) zeigt Wilder mit seiner Travestie-Komödie einen seiner bekanntesten und herausragendsten Filme in einer langen, erfolgreichen Film-Karriere.
Chicago, 1929. Zeit der Prohibition. Saxophonist Joe (Tony Curtis) und Bassist Jerry (Jack Lemmon) verdienen ihr Geld in einer als Beerdigungsinstitut getarnten Jazz Bar. Die feucht-fröhliche Stimmung findet ein abruptes Ende, als die Polizei den Laden aushebt und somit die vorübergehende Geldquelle der beiden Aushilfs-Musiker trocken legt. Wäre das nicht schon genug des Übels, werden Joe und Jerry Zeugen eines Massakers ihres bisherigen Bosses und Anführers einer Ganoven-Bande, „Gamaschen Columbo“ (George Raft). Zwei Zeugen zuviel, denn Gamaschen-Columbo mag weder Zeugen noch Freunde der Polizei. Als scheinbarer Retter in der Not zeigt sich Jerry mit der verrückten, wie auch sehr hilfreichen Idee, bei der Frauen Jazz-Band „Sweet Sue’s Society Syncopaters“ Unterschlupf zu suchen. Als Frauen verkleidet machen sich die zwei kurzerhand auf den Weg ins sonnige Florida.
Doch die richtigen Probleme fangen jetzt erst an. Jerry alias Josephine verliebt sich in die attraktive Sängerin Sugar Kane (Marylin Monroe). Auch zwischen Joe alias Daphne und Multi-Millionär Osgood Fielding III (Joe E. Brown) geht es heiß her. Die naive Sugar sehnt sich derweil lieber nach einem möglichst gut aussehenden Millionär inklusive Yacht und auch das Gefolge von Gamaschen Columbo hat mittlerweile den Weg nach Miami gefunden...
Bei der Zusammenstellung des Casts entschied sich Wilder gegen den Vorschlag der Studiomanager und verpflichtete zunächst den Theater-erprobten Tony Curtis, der bereits zwei Jahre zuvor mit „Sweet Smell Of Success“ seine schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte. Auch mit von der Partie ist Jack Lemmon, der vier Jahre zuvor einen Oscar als bester Nebendarsteller in der US-Navy-Komödie „Mister Roberts“ einheimste und für sein grandioses Zusammenspiel mit Curtis in „Manche mögen’s heiß“ vollkommen zurecht auch wieder nominiert wurde. Eine weitere Hauptrolle ging an Marylin Monroe, Hollywoods Sexsymbol und Pin-Up-Girl Nummer eins. Sie spielt nicht nur die vor Charme und Anziehungskraft sprühende Sugar, sondern bildet gleichzeitig das passende Bindeglied zwischen den beiden Musiker-Helden Joe und Jerry – eine Paraderolle für Mrs. Monroe.
Messerscharfe Dialog, Situationskomik und bissige Satire – durch all dies zeichnet sich „Manche mögen’s heiß“ aus. Die zunächst zunehmend verworrene Story wird geschickt zu einem glücklichen Abschluss gebracht. Nachdem zu Beginn mit den Ereignissen um Gamaschen Columbo langsam in die Geschichte eingeführt wird, widmet sich Wilder zunehmend den zwischengeschlechtlichen Beziehungen der beiden Vollblut-Casanovas und brennt dabei ein wahres Gag-Feuerwerk ab. Beispiele:
Josephine: You've gotta keep telling yourself: you're a boy.
Daphne: I'm a boy?
Josephine: You're a boy.
Daphne: I'm a boy.
Josephine: That's the boy.
Daphne: Oh boy, am I a boy.
Joe: You're NOT a girl! You're a GUY! Why would a guy wanna marry a guy?
Jerry: Security!
Spätestens mit der Zugfahrt nimmt der Film seinen endgültigen Lauf und erreicht höchste Gag-Dichte, ohne dabei je ins Lächerliche abzudriften. Es findet sich die aus Mafia-Filmen bekannte Gangster-Konstellation, wie auch jede Menge Anleihen an die „kleinen“ Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Solch herrliche Klischees, wie die naiven Sehnsüchte Sugars, und das eiskalte Mafioso-Image sorgen für kurzweilige Unterhaltung und machen aus dem Gewinner des Golden Globes den Kultfilm des Jahres 1959.
Regisseur und Autor Billy Wilder, der 1934 auf der Flucht vor den Nazis nach Amerika auswanderte, avancierte innerhalb kürzester Zeit zum erfolgreichsten unter den europäischen Regisseuren. Mit „Manche mögen’s heiß“ gelang ihm neben dem ebenfalls grandiosen „Eins, Zwei, Drei“ die wohl berühmteste Komödie der Filmgeschichte. Nicht zu vergessen das sicherlich berühmteste Zitat der Schlussszene:
Jerry: You don't understand, Osgood! I'm a man!
Osgood: Well, nobody's perfect.