In den frühen 60er Jahren hatte ein Mann eine Vision. Gene Roddenberry träumte von einer Science-Fiction-Serie über ein Raumschiff, das sich in die unendlichen Weiten des Weltraums aufmacht und dort unbekannte Welten, unbekannte Lebensformen entdeckt, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Dabei war sein Konzept zunächst alles andere als erfolgsversprechend. Sein Raumschiff Yorktown wollte einfach nicht richtig abheben. Der erste produzierte Pilotfilm wurde nie ausgestrahlt. Mit dem Austausch der Crew und der Umbenennung in Enterprise kam jedoch eine Welle ins Rollen, wie sie Roddenberry in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet hätte. Es folgten vier Generationen der populären TV-Serie und satte zehn Kinofilme. Der bisher wohl beste Leinwand-Ableger: „Star Trek: Der erste Kontakt“.
Der Tag, vor dem sich die Föderation jahrelang fürchtete, ist gekommen. Die Borg greifen die Erde an! Die U.S.S. Enterprise befindet sich zur Zeit der Invasion auf Patrouille an der neutralen Grenze. Und dort soll sie nach dem Willen der Sternenflotten-Admiräle auch bleiben. Captain Picards (Patrick Stewart) Borg-Vergangenheit als Locutus ist eine zu große Unbekannte. Doch er und seine Crew widersetzen sich dem Befehl. Die Enterprise übernimmt das Kommando über die Verteidigungsflotte und dank Picards Wissen über die Borg, wird deren Kubus zerstört. Doch damit ist die Invasion noch nicht abgewendet. Eine kleine Borg-Sphäre nimmt weiter Kurs auf die Erde, löst eine temporale Verzerrung aus und reist – gefolgt von der Enterprise – zurück ins 21. Jahrhundert, um dort den ersten menschlichen Warp-Flug von Raumfahrt-Pionier Zefram Cochrane (James Cromwell) zu verhindern. Nur die Enterprise kann die Assimilierung der Erde in der Vergangenheit verhindern.
Nach David Carsons kläglich gescheitertem Versuch, in „Treffen der Generationen“ Dinge unter einen Hut zu bringen, die einfach nicht zusammen passen, konnte es nur aufwärts gehen. Dass auch auf der Leinwand irgendwann ein Wechsel der Generationen notwenig wird, war unvermeidlich. Aber warum beide durch einen alles andere als zufrieden stellenden Plot um den mysteriösen Nexus gemeinsam vor die Kamera treten mussten, wird als ewiges Rätsel in die Unendlichkeiten des Star-Trek-Universums eingehen. Back to the roots, auf die eigenen Stärken besinnen – das war also die Devise bei der achten Leinwand-Adaption. Mit Jonathan „Commander William Riker“ Frakes wurde ein absoluter Star-Trek-Insider auf den Regiestuhl gesetzt. Gemeinsam mit Brannon Braga und Ronald D. Moore werkelte Frakes an einem Drehbuch, das sich vor allem durch eine Sache auszeichnet, die dem „Treffen der Generationen“ gänzlich abging: Liebe zum Detail. „Der erste Kontakt“ steckt voller erfrischender, liebevoller Kleinigkeiten und einem gesunden Schuss Selbstironie. In einer Szene stellt Zefram Cochrane Geordi La Forge (LeVar Burton) die Frage, ob die Leute im 24. Jahrhundert nicht mehr pinkeln müssen. Und in der Tat, wer jemals in irgendeiner Star-Trek-Episode eine Toilette gesehen hat, möge sich bitte bei uns melden…
Ein weiterer Pluspunkt sind die zahlreichen Gastauftritte. Und zwar nicht deren selbst Willen. Hier ergeben sie tatsächlich einen Sinn. Worf (Michael Dorn) wird aus der TV-Serie „Deep Space 9“ reaktiviert und bringt gleich die U.S.S. Defiant mit, Dwight Schultz gibt sich als Reginald Barclay ein weiteres Mal die Ehre, Robert Picardo legt den Borg als das aus „Star Trek: Raumschiff Voyager“ bekannte Medizinisch-Holographische-Notfallprogramm ein Hautpflege-Spray nahe, Ethan „Neelix“ Phillips kommt in einem Holo-Programm zu seinem Cameo… Kurzum: In „Der erste Kontakt“ gibt es so viele Details zu entdecken, wie in keinem anderen „Star Trek“-Kinofilm!
Jeder aus „Star Trek: Die nächste Generation“ bekannte Darsteller ist mit an Bord und bekommt seine Leinwandzeit. Im Mittelpunkt stehen dabei allerdings eindeutig einige wenige. Captain Picard wird von seiner Borg-Vergangenheit eingeholt und muss diese endgültig hinter sich lassen. Data (Brent Spiner) wird in seinem Bestreben nach Menschlichkeit von den Borg ein unmoralisches Angebot unterbreitet. Und dann wäre da noch James Cromwell, der als Dr. Zefram Cochrane mit dem Wissen, dass er zum Idol einer ganzen Zivilisation werden wird, nicht zu Recht kommt. Eine interessante Randnotiz ist in diesem Zusammenhang, dass eigentlich Tom Hanks die Rolle von Zefram Cochrane übernehmen sollte. Leider ließ sich dies terminlich wegen seines Regiedebüts „That Thing You Do“ nicht einrichten. Ohne die kurzweilige Performance von James Cromwell schmälern zu wollen, wäre Tom Hanks in einem Star-Trek-Film durchaus eine feine Sache gewesen.
Star Trek ist eben Star Trek. Entweder man hat ein Faible dafür, oder eben nicht. Objektiv bleibt an dieser Stelle nicht mehr übrig als festzuhalten, dass „Der erste Kontakt“ einer der besten Filme im Star-Trek-Universum ist. Vielleicht finden manche „Zurück in die Gegenwart“ noch besser, da dieser Teil weniger düster und dafür amüsanter ist. Aber das ist letztlich eine Geschmacksfrage. Wirkliche Fans kennen diesen Film natürlich ohnehin schon. Denn ganz klar: Widerstand ist zwecklos…