Das schon beinahe totgesagte Studio Babelsberg konnte nach dem Startwochenende des Spionagethrillers „Die Bourne Verschwörung“ aufatmen. Die Geschichte des ehemaligen CIA-Agenten Jason Bourne, die zum größten Teil in den Studios in Brandenburg und Berlin realisiert worden war, startete mit 53,3 Millionen Doller auf Platz 1 der amerikanischen Kinocharts. Mit dem deutschen Traditionsunternehmen geht es wieder aufwärts, gerade wird die Comicverfilmung „Aeon Flux“ mit Oscarpreisträgerin Charlize Theron in Potsdam gedreht. Mit einem US-Einspielergebnis von 176 Millionen Doller für den zweiten Teil, der auf einer Roman-Trilogie von Robert Ludlum basierenden Filmreihe, hatte wohl niemand gerechnet. Grundsätzlich funktioniert der zweite Film um den an Amnesie erkrankten James Bourne wie der erste Teil und arbeitet mit bekannten Agentenfilmversatzstücken, verzichtet aber gänzlich auf Special Effects und die übertriebenen Spielereien à la James Bond.
Zwei Jahre nach den Ereignissen in „Die Bourne Identität“ lebt der ehemalige CIA-Auftragskiller Jason Bourne (Matt Damon) mit seiner Freundin Marie (Franka Potente) zurückgezogen in der indischen Stadt Goa. Doch auch die malerische Kulisse lässt den an Amnesie Erkrankten nicht zur Ruhe kommen. Jede Nacht wird er von Alpträumen geplagt, die ihn Szenen aus seiner Vergangenheit vor seinem geistigen Auge erblicken lassen. Als ein auf ihn angesetzter Killer auftaucht und Bourne des Mordes an zwei CIA-Agenten in Berlin beschuldigt wird, ist er gezwungen das Idyll zu verlassen und wieder in Erscheinung zu treten.
Statt Doug Liman, der bei „Der Bourne Identität“ noch Regie führte, saß bei dem Sequel nun Paul Greengrass im Regiestuhl und drückte dem Film seinen stilistischen Stempel auf. Der Brite, der 2002 mit seinem Semi-Dokumentarfilm „Bloody Sunday“, über das Massaker in der nordirischen Stadt Londonderry, den Goldenen Bären bei den Filmfestspielen in Berlin gewann, wollte wohl mehr Realismus in den Film bringen und setzte deswegen auf verwackelte Bilder. Das trug schon in „Blair Witch Project“ passend zur Atmosphäre bei und funktioniert auch hier ähnlich, selbst wenn es Greengrass gelegentlich übertreibt. Das Bourne-Universum, welches ohnehin anders als andere Spionagefilme nicht auf den unglaubwürdigen Faden eines Bond wandelt, sondern einen Realitätsbezug bewahrt, wird durch den Einsatz dieser Technik authentischer. Die schnellen Schnitte fordern das Publikum weiter, so dass man sich manchmal fragt, wer denn nun gerade zugeschlagen hat oder ausgewichen ist.
Die Geschichte wartet mit gestohlenem CIA-Geld, russischen Attentätern, Maulwürfen und dem altbewährten Nationenhopping auf. Wie im ersten Teil wird bevorzugt Europa bereist, wobei die Locations stets in dunklen Tönen gehalten sind und man von den einzelnen Metropolen nicht all zu viel zu Gesicht bekommt. Die Rahmenhandlung, die Bournes Wiederkehr inszenieren soll, ist ein guter Aufhänger für das Katz- und Mausspiel, welches sich auf der Leinwand entfaltet. Aber über das Treadstoneprojekt, das in direktem Zusammenhang mit Bournes Identität stehen muss, erfährt der Zuschauer nichts neues. Die Geschichte der Vergangenheit des Hauptdarstellers wird nur minimal behandelt und es wird nur ein neues Detail des Identitätspuzzles aufgedeckt.
Matt Damon verkörpert den Charakter, der bei Zeiten wie eine emotionslose Kampfmaschiene wirkt, wie im ersten Teil gekonnt. Er trägt den Film, der ganz und gar auf die geheimnisvolle Person des Jason Bourne ausgelegt ist. Auch die anderen Darsteller wissen in ihren jeweiligen Rollen zu überzeugen. Bedauerlicherweise hat Franka Potente nur einen kurzen Auftritt, zeigte sie doch im ersten Teil eine gute Leistung und schien die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern zu stimmen. „Die Bourne Verschwörung“ ist trotz kleinen Mängeln ein gelungner Spionage-Thriller mit gut agierenden Darstellern, der an den ersten Teil anknüpft.