Einen kritischen Blick hinter die Kulissen des US-Football-Geschäfts wagt Regisseur Oliver Stone in seinem Sport-Drama „An jeden verdammten Sonntag“.
Das Profi-Team der Miami Sharks steckt in der Krise, verliert Spiele in Serie. Dann verletzten sich auch noch Quarterback-Veteran Cab Rooney (Dennis Quaid) und sein Ersatzmann. Der unerfahrene Will Beamen (Jamie Foxx) ist der Aufgabe zunächst nicht gewachsen, steigert sich aber im nächsten Spiel und zeigt dort ungeahnte Qualitäten. Nach ersten Erfolgen steigt dem Einzelgänger der schnelle Ruhm zu Kopf. Trainer Tony D’Amato (Al Pacino) - ein Football-Besessener, der seine besten Tage längst hinter sich hat – hat sein Team nicht mehr unter Kontrolle. Der Jungstar Beamen spielt zwar erfolgreich, hält sich aber nicht an die taktischen Anweisen des Trainer-Stabs. Zudem sitzt D’Amato die neue ehrgeizige und skrupellose Clubbesitzerin Christina Pagniacci (Cameron Diaz) im Nacken, die sich in die Belange des Trainers einmischt.
Nach seiner ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Vietnam-Krieg, widmet sich Oliver Stone jetzt einem anderen Krieg, dem ritualisierten Kampf Mann gegen Mann auf dem Spielfeld. Das Football-Drama thematisiert den Kampf des Moralisten gegen den Kommerz, den scheinbar grenzenlosen Egoismus der Spieler und den Appell an den Teamgeist, der alles zum Besseren wenden soll. Stone legt seinen schmerzhaft analytischen Blick hinter die Kulissen als universelle Parabel auf die US-Gesellschaft an. Furios und spektakulär setzt er das Spiel in Szene. Erstaunlich an seinem exzellent besetzten Ensemble ist die Leistung von Cameron Diaz, die erstmals in einer ernsthaften Rolle überzeugt und an der Seite des gewohnt brillanten Al Pacino bestehen kann. Ob der US-Erfolg allerdings auch in Deutschland sein Publikum finden wird, ist eher zweifelhaft. Zwar sind umfangreiche Football-Kenntnisse nicht nötig, jedoch sollten Sportmuffel lieber zuhause bleiben. Übrigens: Der deutsche Verleihtitel liegt wieder einmal haarscharf daneben. „Any Given Sunday“ heißt natürlich nicht „An jedem verdammten Sonntag“, sondern sinngemäß jeder Sonntag, der uns gegeben wird. Denn trotz allem: Publikum wie Spieler lieben diesen Sport.