Richard Curtis machte sich als Drehbuchautor von „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, „Notting Hill“ und „Bridget Jones“ einen Namen. Mit der romantischen, märchenhaften Komödie „Tatsächlich Liebe“ legt er nun sein Regie-Debüt, das ebenfalls von der britischen Erfolgsschmiede Working Title produziert wurde, vor. Mit Wortwitz, Situationskomik und einer gehörigen Portion englischem Charme geht er dem Phänomen Liebe nach und bündelt mehrere lose miteinander verbundene Geschichten zu einem amüsanten Liebesreigen, der nur zum Ende hin vielleicht ein wenig zu kitschig geraten ist. Trotzdem überzeugt „Tatsächlich Liebe“ als definitiver Film für die Weihnachtszeit.
Den roten Faden in „Tatsächlich Liebe“ bildet die Geschichte um den abgehalfterten Sänger Billy Mack (Bill Nighy), der mit einer schauderhaften weihnachtlichen Coverversion von „Love is all around“ (eine herrliche Anspielung auf den Hit aus „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“) verzweifelt versucht, ein letztes Comeback zu starten. Der neue Premierminister (Hugh Grant) hat es schwer, sich in seinem Amt zurechtzufinden und wird von den Menschen im Lande unterschätzt. Unglücklicherweise verliebt er sich in seine Servierdame Natalie (Martine McCutcheon), was seine Aufgabe nicht leichter macht. Seine Schwester Karen (Emma Thomson) muss mit ansehen, wie ihr Mann, der Verlagsleiter Harry (Alan Rickman), sich den Avancen einer seiner Angestellten (Heike Makatsch) nur schwer erwehren kann. Ihre Kollegin Sarah (Laura Linney) ist seit über zwei Jahren in ihren Schwarm verliebt, traut sich aber nicht, ihn anzusprechen.
Der Autor Jamie (Colin Firth) erholt sich in Frankreich von einer schmerzhaften Trennung und findet Gefallen in dem Hausmädchen Aurelia (Lucia Moniz). Die frisch verheiratete Braut Juliet (Keira Knightley) muss feststellen, dass Mark (Andrew Lincoln), der beste Freund ihres Mannes, nur Augen für sie hat. Während Daniel (Liam Neeson) um seine verstorbene Frau trauert, hat sich sein elfjähriger Stiefsohn Sam (Thomas Sangster) unsterblich in die Schulschönheit verliebt, sieht aber keine Möglichkeit, ihr näher zu kommen. Sandwichjunge Colin (Kris Marshall) glaubt, in Amerika endlich die Traumfrau zu finden, die er in England nicht finden will, während sich zwei Lichtdoubles für einen Erotikfilm (Martin Freeman, Joanna Page) bei der Arbeit näher kommen. Die Ereignisse im Londoner Umfeld nehmen ihren Lauf und je näher Weihnachten rückt, desto klarer scheinen sich die Dinge zu ordnen.
Love is all around: Das ist das Fazit, das Richard Curtis seinen Zuschauern über 129 Minuten anbietet. Zu Beginn zeigt er Menschen, die sich am Flughafen umarmen. Dort kehrt er auch am Ende wieder zurück, wenn seine Geschichten um die Liebe sich weiterentwickelt, zu Entscheidungen gefunden haben – ob positiv oder negativ. Bei seiner Suche nach der Liebe zwischen den Menschen folgt er ihnen auf einer gewissen Wegstrecke. Mal grotesk, mal romantisch, mal hoffnungsvoll, mal hoffnungslos, mal tragisch, mal rational, mal irrational – jede erdenkliche Facette will Curtis in seinem Reigen abdecken. Mit dem typisch britischen Humor durchsetzt, der schon die Working-Title-Filme „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, „Bridget Jones“, „Notting Hill“ und „About A Boy“ zu Hits machte, entfaltet auch „Tatsächlich Liebe“ mit leichter Hand eine gehörige Portion Charme.
Das Ensemble, das Regisseur und Autor Curtis gewinnen konnte, kann sich wahrlich sehen lassen. Alles, was im Vereinten Königreich Rang und Namen hat, ist vertreten. Dazu noch ein paar Stars aus den USA und Deutschland - fertig ist die Traumbesetzung. Das größte Vergnügen bereitet dabei Bill Nighy als alternder Starsänger, der seine Umwelt mit entwaffnender Ehrlichkeit zum Erstaunen bringt. Schon der Einstieg im Tonstudio, wenn Nighy als Billy Mack seine grauenhafte Weihnachtsversion von „Love is all around“ aufnimmt, zieht den Zuschauer auf seine Seite. Der restliche Cast spielt solide in dem für jeden vorgesehenen Rahmen – jeder bekommt seine Szenen, kann sich hier beweisen. Mr. Charming Hugh Grant ist als Premierminister natürlich keineswegs glaubwürdig, aber er ist halt Hugh Grant und von daher trotzdem sehenswert. In kleinen Gastrollen sind noch Billy Bob Thornton als fieser texanischer US-Präsident, Rowan Atkinson als Juwelier, Claudia Schiffer als Liam Neesons Traumfrau sowie Denise Richards zu sehen.
Die Dialog-Pointen sitzen, auch wenn der Film im letzten Drittel stark ins Märchenhafte abdriftet. Die Balance zwischen Humor, Warmherzigkeit, Tragik und Leid gerät durch etwas Kitsch jedoch nicht aus den Fugen - gerade in der Weihnachtszeit ist die feierlich-versöhnliche Botschaft dieses gefühlvollen Reigens bestens platziert.