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    Reine Nervensache 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Reine Nervensache 2
    Von Patrick Hamann

    Machen wir uns nichts vor. Es wird ein Jahr der Fortsetzungen. Jeder Film, der in den vergangenen Jahren die 100-Millionen-Dollar-Grenze im US-Box-Office durchbrach, darf demnächst mit einem zweiten Aufguss an den Start. Es entsteht der Eindruck, als hätten die Verantwortlichen in Hollywood nichts Neues mehr zu bieten, und somit werden wir mit Sequels abgefüllt, um fehlende Gelder in die Kasse zu spülen, die im letzten Jahr nicht eingenommen wurden.

    Den Anfang macht also „Reine Nervensache“ Teil 2. Das Original lief im Jahre 1999 recht erfolgreich (1,2 Millionen Besucher in Deutschland, 108 Millionen Dollar Einspiel in den USA) und muss dadurch, so sind halt die Gesetze im Filmgeschäft, einen zweiten Teil nach sich ziehen. Zumal Billy Crystal und Robert DeNiro einen Erfolg mal wieder nötig hätten. Ihre letzten Filme liefen nicht besonders. Nur zur Erinnerung, Crystal ist der Mann, der in so wunderbaren Komödien wie „City Slickers“ mitwirkte und darüber hinaus jede Oscarverleihung durch seine Moderation zu einem Ereignis machte. In „Reine Nervensache 2“ spielt er wieder Ben Sobel, der Therapeut ihres Vertrauens, der den Mafioso Paul Vitti (Robert DeNiro) aus dem Knast von Sing-Sing holen soll, unter der Vorraussetzung, ihn bei sich zu Hause aufzunehmen. Das Problem ist nur, dass der Killer mit Herz so langsam aber sicher dem Wahnsinn verfällt, was er unter anderem dadurch zum Ausdruck bringt, dass er Songs aus West Side Story, nun ja, mehr oder weniger singt. Ist sein Nervenzusammenbruch vielleicht auf aktuelle Morddrohungen einer rivalisierenden Unterwelt-Familie zurückzuführen? Psychotherapeut Sobel sowie das FBI wissen nicht genau, ob der ehemalige Patient simuliert oder nicht.

    Robert DeNiros Aufgabe in diesem Film ist hinlänglich bekannt. Er spielt einen Mafiapaten, und parodiert seine Paraderollen aus längst vergangenen Zeiten. Dass er aber noch lange nicht zum alten Eisen gehört, bewies er vor kurzen in einem Sketch der amerikanischen Kultshow „Saturday Night Live“, wo er als Peter Pan verkleidet über die Bühne kurvte, und somit das Publikum zum lachen brachte. In „Analyze That“ beansprucht er nun wieder seinen Therapeuten komplette 24 Stunden am Tag. Immerhin meint Paul es ernst mit seinem Schwur, sich eine ehrliche Existenz aufzubauen. Doch für bürgerliche Berufe ist er denkbar ungeeignet. Auf keinen Fall will er Ben noch einmal in den Mafia-Krieg hineinziehen. Aber was soll er machen, wenn ständig Typen wie Schraubstock-Lou bei ihm auftauchen?

    Der Wiedererkennungsfaktor aus dem ersten Teil wird somit aufrecht erhalten. Vitti ist der Typ von nebenan, mit all seinen Problemen und Weltvorstellungen. Und machen wir uns nichts vor, das macht die Sache auch so vergnüglich. Der Charakterdarsteller DeNiro hat aus der Vergangenheit gelernt. Denkt man noch an seinen unbeholfenen Auftritt neben Sean Penn in „Wir sind keine Engel“ – auch wenn dies schon über zehn Jahre her ist - hat er sich mit dieser Komödie zwar nicht als Komiker etabliert, doch es ist herrlich komisch ihm zuzusehen. Er hat es allerdings schwer gegen einen Vollblut-Komödianten wie Billy Crystal. Der Spaßvogel, der selbst einem Robin Williams in „Ein Vater zuviel“ die Show stahl, ist als Ben Sobel grandios besetzt und besticht durch trockenen Humor. Keine Frage, er ist der eigentliche Star von „Reine Nervensache 2“. Als das FBI den Psychoanalytiker Sobel befragt, ob er mit Paul Vitti gesprochen habe, verneint er zunächst seine Antwort, als das FBI ihn darauf aufmerksam macht, dass sie das Gespräch abgehört haben, widerspricht er sofort und antwortet, „natürlich habe ich mit ihm gesprochen“. Für solche Szenen ist das Publikum dankbar und kann sich genüsslich in den gepolsterten Kinosessel lehnen.

    Dass diese Komödie so gut funktioniert, ist ohnehin der Verdienst von Regisseur Harold Ramis, einer der besten seines Fachs. Er brachte schon den Humor von Bill Murray sensationell zur Geltung, als er ihn für „Und täglich grüßt das Murmeltier“ besetzte. Damals bekam das Publikum eine der wohl besten und witzigsten Komödien der letzten Jahre zu sehen. Mit „Reine Nervensache 2“ reicht er an das Murmeltier zwar nicht ganz heran, dennoch macht der Film Spaß, was auch an den tollen Nebendarstellern liegt. Die Mafiagang um Vitti ist an Spielfreude kaum zu bremsen.

    Der Film lief in den USA lediglich mittelprächtig an (11 Mio Dollar am ersten Wochenden), ließ dann auch noch schnell nach, sodass Teil zwei nur etwa ein Drittel des Einspiels des Vorgängers einspielte. Ob es dem Film in Deutschland genauso ergeht, bleibt abzuwarten. Vielleicht ist das Publikum es auch leid, ewig die selben Figuren und Geschichten in immer wiederkehrenden Filmen zu sehen. Doch man sollte dieser Fortsetzung eine Chance geben. Es folgen in diesem Jahr noch einige andere Sequels, darunter mit Sicherheit einige Katastrophen. Dieser Film ist jedenfalls keine!

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