Vor drei Jahren sorgte James Wong mit dem satirischen Teenie-Horrorthriller „Final Destination" für einen echten Überraschungshit. Da ließ es sich das produzierende Studio Warner gemäß den Branchenregeln nicht nehmen, eine Fortsetzung ins Rennen zu schicken. Doch im Prinzip ist „Final Destination 2“ gar kein Sequel, sondern fast schon ein Remake des ersten Teils - nur mit anderer Crew. Von der Ur-Besetzung blieb nur eine Nebenrolle für Ali Larter und ein Gastauftritt von Tony „Candyman“ Todd. Qualitativ hat sich nicht viel geändert. Teil zwei gefällt mit den gleichen Zutaten, nur die Originalität bleibt diesmal auf der Strecke - aber das ist auch kein Wunder, wenn einfach das Original kopiert wird.
Ein Jahr nach den mysteriösen Todesfällen der Überlebenden von Flug 180 ist nur noch Clear Rivers (Ali Larter) am Leben. Ihr Freund Alex, der Teil eins noch überstand, starb wenig später unter ebenso ungeklärten Umständen wie alle anderen. Um sich zu schützen, ließ sich Clear in eine Gummizelle der geschlossenen Psychiatrie einweisen. Doch bis Kimberly (A.J. Cook) die misstrauische Clear um Hilfe bittet, soll sie erst noch den schlimmsten Schrecken ihres Lebens durchmachen. Auf dem Weg zu einem Wochenendtrip mit ihren Freunden, hat Kimberly eine Vision von einer apokalyptischen Massenkarambolage beim der sie und ihre Freunde sterben werden. In Panik halt das Mädchen den kompletten Verkehr auf – und rettet dadurch einer Handvoll Leute das Leben. Denn wenig später ereignet sich das Unglück in der Realität. 18 Menschen sterben. Als nur wenige Stunden nach dem Crash der erste Überlebende auf bizarre Weise umkommt, geht bei den anderen die Angst um. Aufgeschreckt durch die Legende der mysteriösen Todesfälle vor einem Jahr, versuchen Kimberly und der Verkehrspolizist Thomas Burke (Michael Landes), der sie am Unfallort vor einem heranbrausenden Lkw rettete, mit den restlichen Überlebenden, eine Taktik gegen den Plan des Todes zu entwickeln...
Das gleiche noch mal, nur ganz anders. So oder ähnlich, lautet wohl das Motto der Produzenten von „Final Destination 2“. Der Horror-Reißer knüpft zwar inhaltlich am Ende von Teil eins an, wiederholt aber im Anschluss die Geschehnisse des Originals und variiert im Grunde nur die Todesarten. Das hört sich nicht unbedingt gut an, ist aber halb so schlimm. Schließlich kann David R. Ellis, der die Regiezügel übernahm, die Spannung immer am Limit halten. Sein Background als ehemaliger Stuntkoordinator („Sliver“, „Der Mann ohne Gesicht“, „Forever Young“) ist ihm deutlich anzumerken. Besonders der infernale Verkehrsunfall zu Beginn ist atemberaubend choreographiert. Diese stilistische Brillanz – gepaart mit einem feinen Händchen beim Schnitt - zieht sich durch den ganzen Film.
Da der Einfallsreichtum im Storyaufbau weitgehend wegfiel, beschränken sich die Innovationen auf die Präsentation neuer, wahnwitzig-bizarrer Todesarten. Dabei schafft es Ellis geschickt, mehrmals die Erwartungen der Zuschauer zu täuschen und den einen oder anderen Kandidaten zunächst davonkommen zu lassen – auch wenn dessen Leben anschließend nur noch eine kurze Halbwertzeit hat. Dadurch wird die Spannung straff gehalten. Schauspielerisch ist nicht allzu viel gefordert. Die eher unbekannten A.J. Cook („Eiskalt“) und Michael Landes („Das Tribunal") machen in den Hauptrollen eine passable Figur, wirken sympathisch genug, um mit ihnen mitzuleiden. Der Rest der Crew ist ebenfalls ordentlich besetzt, sodass sich einige Charaktertypen herauskristallisieren und für eine Prise Ironie gesorgt ist.
Innerhalb der Storykonstruktion ist die Handlung zunächst noch schlüssig, doch zum Ende hin häufen sich die Logiklöcher. Das spielt aber auch keine große Rolle, da sowieso jedem klar ist, dass der Film kein Doku-Drama, sondern schockende Unterhaltung ist. Apropos schocken. Hin und wieder kommt es vor, dass die Arbeit der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) nicht nachvollziehbar ist. „Final Destination 2“ ist ein Paradebeispiel dafür. Dass der Horror-Schocker ab 16 Jahre freigegeben ist, ist ein schlechter Scherz. Der Reißer ist teilweise furchtbar brutal, sodass eine Freigabe ab 18 mehr als gerechtfertigt wäre.
Angesichts des ordentlichen Einspiels in den USA (47 Millionen Dollar, bei einem Budget von 26 Mio Dollar) ist es nicht auszuschließen, dass auch „Final Destination 3“ das Licht der Leinwand erblicken wird. Warum eigentlich nicht? Teil zwei ist kurzweilig genug, dass sich der Kinobesuch für Fans des Genres auf jeden Fall lohnt.