„Scooby-Doo“ ist die völlig verfremdete und überladene Realverfilmung der erfolgreichen TV-Serie, deren Portierung nur der titelgebende Scooby-Doo halbwegs unbeschadet überstanden hat. Durch kaum vorhandenen Witz und eine gänzlich uninteressante Geschichte weiß lediglich die technische Seite zu überzeugen.
Kaum zu glauben: Die hippste Detektei diesseits des Paranormalen löst sich auf. All die kleinen Reibereien zwischen Fred „Freddie“ Jones (Freddie Prinze Jr.), Daphne Blake (Sarah Michelle Gellar) und Velma Dinkley (Linda Cardellini) bringen die Drei dazu, sich von der „Mystery AG“ loszusagen und sich auf eigene Beine zu stehen. Übrig bleiben der tollpatschige, aber gutmütige Norville „Shaggy“ Rogers (Matthew Lillard) und die überängstliche, sprechende dänische Dogge Scooby-Doo. Doch die fünf sollen wieder zusammengeschweißt werden: Der Besitzer des Themenparks „Spooky Island“, Emile Mondavarious (Rowan „Mr. Bean“ Atkinson), lädt das ehemalige Dream-Team auf seine Insel ein. „Spooky Island“ ist eine einzige große Geisterbahn; ein Themenpark auf einer abgelegenen Insel, der vor allem studentischem Publikum eine angenehme Zeit bescheren soll. Doch seit geraumer Zeit verlassen die zunächst gutgelaunten Gäste die Insel als miesepetrige und aggressive Abbilder ihrer selbst. Ein klarer Fall für das Gespann um Scooby-Doo...
Die erste Folge der TV-Serie „Scooby-Doo, Where Are You?“ wurde am 13. September 1969 im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt; seither gehört sie zu den beliebtesten und bekanntesten Zeichentrickserien überhaupt und hat auch in der deutschsprachigen Fernsehlandschaft noch immer einen festen Platz. Da Verfilmungen alter Stoffe derzeit hochgradig erfolgversprechend sind, war es also nur eine Frage der Zeit, bis auch die sprechende dänische Dogge die große Leinwand erblicken würde. Warum allerdings ausgerechnet Raja Gosnell als Regisseur verpflichtet wurde, dürfte ebenso rätselhaft wie die Fälle sein, die von der „Mystery AG“ gelöst werden wollen. Der ehemalige Cutter hat keinen besonderen Ruf, der ihn als Regisseur für ein derart großes Projekt qualifizieren würde und der letzte Film bei dem Raja Regie führte, war „Big Mamas Haus“, eine nur begrenzt komische Kalauerparade mit Martin Lawrence und allerlei Späßen unterhalb der Gürtellinie.
Die Vorzeichen für „Scooby-Doo“ stehen also alles andere als gut und tatsächlich entpuppt sich die Verfilmung der Kultserie als eine der größten Enttäuschungen des Kinojahres. Der Abwärtstrend beginnt schon damit, dass aus den Figuren der Serie klischee-beladene und quietschbunte Charakter-Wasserköpfe extrahiert wurden. So wurde aus Daphne das kleine dumme Blondchen, das Sarah Michelle Gellar als modischen Alptraum in pink verkörpern darf; Fred geriet zum selbstverliebten Luftikus ohne Sinn für Teamwork, während Velma vom schlauesten Teammitglied zum super-intelligenten Hirn der Truppe wurde, das alle Fälle eigentlich alleine löst und nebenbei noch Raketenantriebe für die NASA entwickelt. Lediglich Shaggy und Scooby-Doo dürfen ihren ängstlichen und tollpatschigen Rollenbildern treu bleiben; die gaben Drehbuchautor James Gunn offenbar genug her. Die anderen drei sind zu unglaubwürdigen Abziehbildchen der Originale verkommen und der Film erinnert in so mancher Szene weniger an eine Realverfilmung, sondern viel eher an eine wenig gelungene Parodie auf die Serie.
Grund hierfür könnte auch die recht fade Geschichte sein, die kaum aus dem Potential des Stoffes schöpft, sondern lieber eine halbstündige TV-Episode auf 88 Minuten aufbläht. Die unweigerliche Folge ist ein gewisses Maß an Leerlauf, der in einer der schlechtesten Szenen des gesamten Films durch ein Furz-Duell zwischen Shaggy und Scooby-Doo kaschiert werden soll. Überhaupt kommen Hund Scooby und sein menschliches Anhängsel Shaggy immer dann ins Spiel, wenn Zeit überbrückt werden muss und sollen dann immer wieder mit wenig einfallsreichen Slapstick-Einlagen das Geschehen retten. „Scream“-Veteran Matthew Lillard gibt sich dabei sichtlich Mühe, zusammen mit der computeranimierten Dogge den Film zu retten und eine gute Figur zu machen, scheitert jedoch am einfältigen Rollenbild des Shaggy und dem einfallslosen Konzept dieses Buddie-Movies im Film.
Der titelgebende Scooby-Doo selbst macht dabei dank aktueller Computertechnik eine gute Figur; sogar die Interaktion mit seinen menschlichen Schauspielkollegen weiß zu überzeugen. Überhaupt ist die technische Seite das einzige, was diesen Film ansatzweise sehenswert macht. Die schaurige Villa Kunterbunt, die „Spooky Island“ darstellt wurde konsequent durchgestylt und so versprühen die Kulissen und das stilechte Outfit von Schauspielern und Komparsen echten Comic-Look. Die Geister und Dämonen stammen selbstverständlich wie Scooby-Doo aus dem Computer und sind dem Comicstil entsprechend stimmig gestaltet. Zusammen mit dem wunderbaren Soundtrack beweist der Film so immerhin, dass es technisch möglich ist, eine Zeichentrickserie mit realen Schauspielern und technischer Schützenhilfe adäquat auf die große Leinwand zu portieren.
Aber man zeigt eben auch, dass ein gewisses Gespür für das Original vorhanden und ein fähiger Drehbuchautor am Werk sein muss. In seiner endgültigen Form jedenfalls ist schwer einzuschätzen, an welche Klientel sich „Scooby-Doo“ eigentlich wenden soll. Für Erwachsene einen Tick zu abgedreht und viel zu unkomisch, kommt der Film für die Kleinen stellenweise zu visuell und beinahe brutal daher. Allerdings kann es nicht Zweck dieses Projekts gewesen sein, sich den gesammelten Zorn der Serienfans aufzuladen; doch genau das dürfte passieren. In den USA war der Film mit einem Einspielergebnis von über 54 Millionen Dollar am Startwochenende allerdings finanziell ein Volltreffer und ein zweiter Teil ist bereits beschlossene Sache. Da aber neben den Schauspielern der „Mystery AG“ auch Regisseur Raja Gosnell und Drehbuchautor James Gunn für das Sequel verantwortlich sein sollen, ist auf keine Besserung zu hoffen.
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