Wenn es eine Weisheit gibt, die einem findigen Produzenten beim lukrativen Franchise-Ausschöpfen ganz sicher nicht zu verklickern ist, dann dass man aufhören solle, während es am schönsten ist. Nach dem fünften Teil der „Nightmare"-Reihe war jedoch war nicht mehr zu übersehen, dass das Franchise auf ein toten Gleis manövriert worden war. Die Zuschauerzahlen brachen ein und auch kreativ war scheinbar alles gesagt, was es zu erzählen gab. Mit dem sechsten Teil sollte das produzierende Studio New Line Cinema der Serie dann ein Ende mit Schrecken bereiten. Die große und keineswegs eingehaltene Ankündigung, der sechste Freddy-Auftritt möge der letzte sein, sollte ein letztes Mal alle noch verbliebenen Serienfans in die Kinosääle treiben, um ihren Abschied vom ikonischen Kinderschreck Freddy Krueger zu feiern. Es war allerhöchste Zeit – auch wenn man der kultigen Reihe einen besseren Abschluss gegönnt hätte als einen konfusen, stillos heruntergekurbelten Trash wie „Freddy's Finale – Nightmare on Elm Street 6". Was als krönender Abschluss beworben wurde, entpuppte sich schnell als Freakshow ohne Sinn und Verstand, die weder nennenswert gruselig noch besonders lustig war.
Traumschlächter Freddy Kruger ist nicht totzukriegen und es scheint einfach kein Entkommen vor seinen nächtlichen Attacken zu geben. Nach und Nach hat er fast alle Jugendlichen der beschaulichen Kleinstadt Springwood über seinen Klingenhandschuh springen lassen, nur John Doe (Shon Greenblatt) hat überlebt. Da es in Springwood ganz sicher keine „traumhafte" Zukunft für junge Menschen gibt, ergreift der schlaue Fuchs die Flucht und strandet in einem Heim für junge Obdachlose und Asylsuchende. Doch ein Krueger vergisst seine Schäfchen nicht so schnell. Geschwind reist er seinem entwischten Opfer in dessen Träumen nach. Dabei dezimiert er freilich auch fern der Elm Street alle möglichen Freunde und Weggefährten des gepeinigten John – bis sich die junge Sozialarbeiterin Maggie (Lisa Zane) dem irren Killer stellt und ihn zu einem letzten (?) Duell in der realen Welt herausfordert...
Schon beim fünften Serienteil war ein Großteil der Luft aus dem Franchise-Ballon entwichen – mit Nummer sechs ging es dann ab in den Sturzflug. So nahm auf dem Regiestuhl anders als in allen bisherigen Teilen kein junger Genre-Auteur mehr Platz sondern New-Line-Cinema-Produzentengehilfin Rachel Talalay, die hier in Hast und Eile zur Regisseurin befördert wurde. Nicht, dass ihr der Sprung nicht zu gönnen wäre – das Label „Produzentenkino" war dem Franchise damit allerdings endgültig eingebrannt. Was sich bis dahin immer durch die stilbewusste Arbeit bildstarker Regisseure kaschieren ließ, tritt nun offen zutage: Statt auf echte Ideen wird hier auf lumpige Taschenspielertricks zurückgegriffen, die eher irritieren als gruseln oder belustigen. Darunter etwa der technisch so unausgegorene wie erzählerisch unnötige Einsatz von 3D-Effekten. Längst tummeln sich da keine Figuren auf der Leinwand, die diese Bezeichnung noch verdienen würden. Hier gibt es bloß noch austauschbares Schlachtvieh. Spannung kommt da keine mehr auf.
„Nightmare 6" sieht aus wie ein Film, an den schon niemand mehr geglaubt hat und den man einfach nur noch so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Auch konzeptionell fehlt hier jede Richtung: Mal wird halbherzig am Freddy-Mythos weitergesponnen, dann wieder wird der alte Lump über weite Strecken als bloßes Comic-Relief verheizt. Hier wird nicht länger nur Licht in seine Vergangenheit geworfen, nein – hier werden gleich die letzten mysteriösen Leerstellen ausgestopft. So so, Krueger hatte also eine schwere Kindheit – das erklärt vieles! Der tonale Ausgleich von Horror und Comedy-Elementen, die im Serienverlauf zunehmend die Oberhand gewannen, ist endgültig über Bord gegangen. Und so wechseln sich Episoden über häusliche Gewalt mit Alice Cooper als Freddys versoffen-brutaler Adoptivdaddy mit Fun-Horror-Sketchen ab, bei denen mitunter unverhohlen und dabei saudumm auf Roadrunner-Cartoons angespielt wird. Wenn eine der Mordszenen dann in einer Videospielwelt stattfindet, wirkt der tumbe Verweis auf zeitgenössische Popkultur-Strömungen wie aus dem Film gefallen.
Und dann sind da noch die eher peinlich als kultig geratenen Gastauftritte, etwa die von Rosanne Barr und ihrem damaligen Ehegatten Tom Arnold. Auch Johnny Depp, dessen Karriere mit dem Erstling bekanntermaßen seinen Anfang nahm, ist einmal mehr dabei. Beim stupiden Abmetzeln der Nebendarstellerriege kommen jedoch nicht einmal Splatter-Fans auf Kosten. Nachdem der fünfte Teil von der amerikanischen Altersfreigabe-Behörde extrem zur Ader gelassen wurde, um überhaupt im Kino veröffentlicht werden zu dürfen, ging man hier scheinbar auf Nummer sicher und gestaltete die surrealen Traumsequenzen – stets die glasklaren Highlights eines jeden „Nightmare"-Films – merklich blutärmer. „Freddy's Finale – Nightmare on Elm Street 6" funktioniert auf keiner denkbaren Ebene, alle Ecken und Kanten des Franchises sind hier bis zur Unkenntlichkeit abgeschliffen. Lediglich der stets verlässliche Robert Englund lässt all das an sich vorbeiziehen und vergnügt sich unter seiner Maske so herzlich wie eh und je.
Fazit: Mit „Freddy's Finale – Nightmare on Elm Street 6" ist ein Franchise zu Grabe getragen worden – vorerst zumindest. Der sechste Serienteil ist schludriger Genre-Schund, den selbst die Freddy-Fans mit ruhigem Gewissen überspringen können.