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    Geständnisse - Confessions Of A Dangerous Mind
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    Geständnisse - Confessions Of A Dangerous Mind
    Von Carsten Baumgardt

    Schauspiel-Superstar Kevin Costner („Der mit dem Wolf tanzt“) räumte mit seinem Regie-Debüt gleich den Oscar ab, Mel Gibson („Braveheart“) holte sich die begehrte Trophäe im zweiten Anlauf. Nun schickt sich George Clooney an, auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen. Der Academy Award blieb ihm zwar verwehrt, aber mit dem skurrilen Biopic „Geständnisse – Confessions Of A Dangerous Mind“ liefert der Hollywood-Beau ein inspiriertes, originelles Debüt, eine grandiose Groteske voll wahnsinniger Ideen.

    Sein prägendstes Erlebnis hat Chuck Barris (Michael Cera, Sam Rockwell) als Elfjähriger. Er überredet seine achtjährige Freundin Tuvia (Chelsea Ceci) zu Oralsex. Fortan jagt er als Erwachsener jedem Rockzipfel nach, der sich ihm bietet. Das belastet auch seine Beziehung zu seiner Freundin Penny (Drew Barrymore), die aber trotzdem über Jahre hinweg an Barris festhält. Nach seinem ersten Erfolg mit dem Verkauf einer TV-Show in den 60er Jahren etabliert sich der abgebrühte Freigeist langsam in der Branche. Eines Tages taucht der CIA-Anwerber Jim Byrd (George Clooney) auf und macht ihm ein Angebot, das er nicht ablehnt. Chuck lässt sich zum CIA-Killer ausbilden und verknüpft anschließend Beruf und Nebenjob so gut es geht. Er findet Gefallen an dem Kick, Staatsfeinde auszuschalten. Als Barris mit der niveaulosen Gong-Show zum Star-Produzenten aufsteigt, aber trotzdem weiter für die CIA morden soll, gerät sein Leben langsam aber sicher außer Kontrolle...

    Für sein Regie-Debüt wählte George Clooney („Solaris", „Ocean's Eleven") nicht die sichere Variante. Mit einem schrägen Drehbuch von Charlie Kaufman („Adaption", „Being John Malkovich“) und einer Reihe vom Superstars an der Seite zielt „Confessions Of A Dangerous Mind“, die Verfilmung der Autobiographie des schillernden TV-Produzenten und CIA-Killers Chuck Barris, eher auf das Programmkinopublikum ab. Zu Beginn des Films ist schon klar, dass Barris’ Leben Anfang der 80er in einer Sackgasse endet. Verwahrlost hat er sich in einem New Yorker Hotel verbarrikadiert, um seine Memoiren zu schreiben.

    Seine skurrilen Erlebnisse zeigt Clooney in überzeichneten Bildern und Farben, quasi als Rausch, wie ihn Barris erlebt hat. In dem großartigen Sam Rockwell ("Drei Engel für Charlie", "Galaxy Quest") findet er die ideale Besetzung. Er gibt die ambivalente Hauptfigur sehr wandlungsfähig und schafft es trotzdem, Sympathie für den schrägen Antiheld zu wecken. Der übrige Cast ist ebenfalls treffend besetzt: von Drew Barrymore ("Drei Engel für Charlie") als Barris’ Freundin über Clooney selbst als CIA-Mann bis zu Julia Roberts („Voll frontal", „Ocean's Eleven"), die ihre kleine Rolle als Femme fatale mit sichtlichem Spielvergnügen gibt. Eine tragische Figur mimt Rutger Hauer („Blade Runner"), der endlich mal wieder in einer bedeutenden Produktion zu sehen ist, nachdem er die letzte Dekade im Niemandsland des B- und C-Movies verbringen musste. Daneben haben Brad Pitt („Ocean's Eleven", „Spy Game", „Fight Club") und Matt Damon („Ocean's Eleven", „Die Bourne Identität") witzige Cameos, der echte Chuck Barris hat ebenfalls einen kurzen Auftritt bei den eingeschobenen Interviewszenen, in denen reale Personen über den Menschen Barris berichten.

    Stilistisch fährt Clooney alles auf, was an Coolness geht. Da bis heute nicht ganz sicher ist, ob Barris die Wahrheit gesagt hat - seine CIA-Morde konnten weder bestätigt, noch ins Land der Fabel verwiesen werden - hält sich der Regisseur zu diesem Thema bedeckt. Durch seine bewusst überzogene Inszenierung sind beide Deutungen möglich. Am Ende verschwimmen Realität und Fiktion, das Publikum darf selbst entscheiden, was es glauben möchte.

    Die Vorlage des brillanten Querdenkers Charlie Kaufman bietet für Regisseur Clooney genügend Spielraum, sich künstlerisch auszutoben. Der Film mixt Drama, Komödie, Satire und Groteske, auch wenn es dem Hollywoodstar manchmal nicht ganz gelingt, das Ergebnis wie aus einem Guss erscheinen zu lassen, ist es gerade diese Unruhe, die den Film aufregend macht. Besonders, wenn er in Verbindung mit dem abwechslungsreichen Score, der teilweise an Angelo Badalamentis genialen Soundtrack zu „Twin Peaks“ erinnert, Zeitlupensequenzen in farblich überzeichnete Bilder packt. In der beeindruckendsten, dramatischen Sequenz des Films kurz vor Barris’ Zusammenbruch auf der Bühne sorgt genau dieser Bild- und Ton-Collagencharakter für eine elektrisierende Atmosphäre.

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