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    Das Zeichen des Teufels
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Das Zeichen des Teufels

    Netflix-Flop: Lovecraft würde im Grab rotieren!

    Von Janick Nolting

    Das Böse wird einfach nicht müde, vom Menschen Besitz zu ergreifen. Dämonische Besessenheit ist auch im Jahr 2020 nicht aus dem Horrorkino wegzudenken, obwohl man mittlerweile meinen möchte, dass bereits sämtliche Gliedmaßen in alle denkbaren Richtungen verdreht und selbst die schlimmsten Flüche längst ausgesprochen worden sind. Trotzdem ist es Netflix 2017 mit dem spanischen Horror-Hit „Veronica“ um eine von Dämonen besessene Schülerin gelungen, selbst mit abgegriffenen Grusel-Klischees noch einen gewissen Hype zu generieren. Und so versucht es der Streamingdienst nun ein weiteres Mal mit einem großen Exorzismus: In dem Gruselfilm „Das Zeichen des Teufels“ von Diego Cohen geht es wieder einer heimgesuchten Jugendlichen an den Kragen. Zumindest einen kleinen neuen Twist hat der mexikanische Regisseur dabei allerdings im Gepäck!

    Die Linguistin Cecilia (Lumi Cavazos) staunt nicht schlecht, als ihr ein uraltes Buch mit merkwürdigen Zeichen und Illustrationen in die Hände fällt. Das Manuskript mit nach Hause zu nehmen, entpuppt sich allerdings als großer Fehler, denn kaum ist laut daraus vorgelesen worden, ergreift ein Dämon von Cecilias Tochter Camila (Arantza Ruiz) Besitz. Der Priester Tomás (Eduardo Noriega) und dessen Bruder Karl (Eivaut Rischen) scheinen ihre letzte Rettung zu sein, doch die beiden Exorzismus-Experten haben zunächst einmal mit ihren ganz eigenen Dämonen zu kämpfen…

    Der Priester und sein besessener Assistent!

    Wenn in Diego Cohens Exorzismus-Streifen zu Beginn die Kamera über ein in finstere Farben getauchtes mexikanisches Dorf fliegt, in dem wir Zeuge der ersten Dämonenaustreibung werden, dann sind das noch die stimmungsvollsten Momente in diesem ansonsten völlig misslungenen Gruselfilm! Dass nach der Eröffnungssequenz jener bedrückende Schauplatz gegen ein wenig stimmungsvolles Großstadtsetting getauscht wird, ist dabei nur der Auftakt einer ganzen Reihe von Fehlern, bei denen zwar durchschimmert, dass Cohen einige nette Ideen hatte, aber dann doch immer genau die falsche Abzweigung genommen hat.

    Wo bleibt der Horror?

    „Das Zeichen des Teufels“ spaltet sich auf in zwei Handlungsstränge, der eine handelt von der Besessenen, der andere von ihrem unorthodoxen Erretter. Schade, dass nun ausgerechnet der langweiligere Strang einen Großteil des Raums einnimmt! Die meiste Zeit verharrt man nämlich im Haus der jungen Camila, die plötzlich die Kontrolle über ihren Körper verliert. Dass der Regisseur bei dieser Metamorphose lediglich auf Altbekanntes setzt, war ja zu befürchten, aber wie lustlos die Verwandlung der unschuldigen Teenagerin zum Leibhaftigen herbeiinszeniert wird, ist doch ziemlich ernüchternd.

    Hier färbt sich mal ein Auge schwarz, dort wird dunkler Schleim in die Toilette gekotzt: „Das Zeichen des Teufels“ spult in wenigen Szenen gelangweilt das Einmaleins des Besessenheits-Horrors ab. Es fehlt die Lust an der Eskalation, am Verharren in Einzelmomenten, um sich dem Schrecken dann auch mal voll und ganz hinzugeben. Fast wirkt es so, als wüsste Diego Cohen, dass er uns lediglich mit Klischees langweilt und hält sich deshalb lieber nicht zu lange mit den Gruselszenen auf. Doch wenn sich nicht ein einziges Mal eine bedrohliche Stimmung einstellt, dann steht „Das Zeichen des Teufels“ als Horrorfilm ohnehin vor dem Aus, von der dünnen Handlung mal ganz zu schweigen!

    Typisches Exorzismus-Kind - das erkennt man auf den ersten Blick!

    Es ist lobenswert, dass sich hier ein Regisseur getraut hat, nicht einfach nur sein Publikum zur hundertsten Bibelstunde zu zitieren und den ewigen Kampf von Gott und Teufel zu erklären. Stattdessen wird hier tatsächlich noch einmal das gute alte „Necronomicon“ aus dem Keller geholt. Die teuflische Besessenheit wird mit Verweisen auf den Cthulhu-Mythos angedickt. Allerdings währt die Freude über den Lovecraft-Stoff nicht lang, vielmehr wird der berühmte Horrorautor lediglich als Stichwortgeber missbraucht.

    Der Film verschätzt sich völlig bei der Annahme, sich aus Lovecrafts Sagen, Kreaturen oder dem Necronomicon irgendwie selbst bereichern zu können. Alles bleibt wirr und unübersichtlich, auf Erklärungen hat hier offenbar niemand Lust gehabt. Stattdessen wird das Zauberbuch nach dem ersten Akt auch quasi direkt wieder bei Seite gelegt. Da sehnt man sich doch glatt einen Bruce Campbell herbei, um das dröge Rätselraten in „Tanz der Teufel“-Manier mal ordentlich aufzumischen!

    Zwei abgewrackte Super-Exorzisten

    Das einzig Interessante an „Das Zeichen des Teufels“ sind dann tatsächlich die beiden Exorzisten. Eduardo Noriega als drogensüchtiger, abgehalfterter Priester ist noch der einzige in dem ganzen Laientheater, der so etwas wie Charisma in seiner Rolle entwickelt. An seiner Seite mimt Eivaut Rischen dessen Gehilfen, der selbst von einem Dämon besessen ist und deshalb übermenschliche Kräfte besitzt. Okay, mit seinem schwarzen Hut und Mantel hat das etwas von einem Solomon Kane für Arme, aber man ist ja schon froh, dass der Film zumindest hier etwas ansatzweise Frisches zu bieten hat. Die beiden kaputten Gestalten sind als Exorzisten-Duo jedenfalls ein angenehm kantiger Gegenentwurf zu dem aalglatten Katholiken-Paar Warren, das in der „Conjuring“-Reihe den Geistern zu Leibe rückt.

    Wenn hier sprichwörtlich die Besessenen gegeneinander in den Ring geschickt werden, dann gipfelt das in einem abstrusen Action-Finale, das zwar ebenfalls völlig sein Grusel-Ziel verfehlt, aber sich immerhin einen unfreiwillig komischen Trash-Bonus sichern kann. Ärgerlich nur, dass „Das Zeichen des Teufels“ bis zu diesem endlos verzögerten Absprung lieber ewig suggeriert, man würde sich Mühe geben, zu erklären, was denn mit der besessenen Camila eigentlich los ist, ohne sich dabei auch nur einen Schritt vom Fleck zu bewegen.

    Guten Appetit!

    Sonderlich hintersinnig ist der ganze Budenzauber ohnehin nicht! Die Besessenheit ist lediglich Mittel zum Zweck, um einmal mehr einen misstrauischen Blick auf eine ach so rebellische Jugend zu werfen, die sich mit Partys, Drogen und Affären dem elterlichen Korsett entzieht und plötzlich gar nicht mehr wiederzuerkennen ist. Damit reproduziert man auf kläglich gescheiterte Weise noch einmal die Ängste, die in „Der Exorzist“ bereits in den Siebzigern verhandelt wurden. Nur mit dem Unterschied, dass William Friedkins Horrorinventar damals schon um ein Vielfaches reich- und vor allem nachhaltiger war als alles, was in „Das Zeichen des Teufels“ so belanglos aneinandergereiht wird.

    Fazit: Da hilft auch der beste Exorzist nicht mehr! „Das Zeichen des Teufels“ ist wirr erzähltes und öde inszeniertes Grusel-Fast-Food zum Dahinschlummern.

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