Stolze zwölf Jahre lang währte das Hickhack um eine mögliche zweite Fortsetzung des Action-Klassikers „Terminator“. Titelheld Arnold Schwarzenegger hatte sich längst dagegen ausgesprochen, aber angesichts seiner den Bach runtergehenden Karriere mit Flops in Serie („End Of Days", „The 6th Day", „Collateral Damage"), versucht der US-Österreicher wieder Fuß zu fassen. Regisseur James Cameron blieb standhaft und stieg aus, Nachfolger Jonathan Mostow übernahm für ihn. Große Skepsis war also mehr als angebracht. Doch das Ergebnis, „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“, diese 175 Millionen Dollar teure Materialschlacht, ist sicherlich die positive Überraschung des Kinosommers. Mostows launige, ironische Destruktionsorgie hat zwar kleine Schwächen, unterhält als gigantischstes B-Movie aller Zeiten dennoch auf’s Beste.
Zehn Jahre nachdem John Connor (Nick Stahl) dachte, alles ausgestanden und die Apokalypse abgewendet zu haben, lebt er weiter in ständiger Angst und ist von Visionen und Albträumen über den Untergang der Menschheit geplagt. Er hat keinen festen Wohnsitz, reist von Ort zu Ort, nicht einmal einen Ausweis, ein Mobiltelefon oder eine Kreditkarte hat er. Damit existiert kein Hinweis auf seine Existenz und er hinterlässt keine Spur, die von Skynet verfolgt werden könnte – dem hoch entwickelten Netzwerk von Maschinen, die einst versucht hatten, ihn zu töten und einen Krieg gegen die Menschen zu führen. Seine Vorsicht ist begründet.
Die Maschinen haben auch in der Zukunft nicht aufgegeben und schicken das neueste Terminator-Modell in die Vergangenheit: den T-X (Kristanna Loken), eine Terminatrix, die darauf programmiert ist, den künftigen Rebellionsführer John Connor und seine Offiziere zu töten. Das verbesserte Modell des T-1000 macht keine Gefangenen, schnell sind einige Namen von ihrer Liste gestrichen. Der Zufall führt Connor und seine ehemalige Schulfreundin Kate Brewster (Claire Danes) zusammen. Als John mit seinem Motorrad stürzt und sich am Bein verletzt, bricht er in eine Tierklinik ein, um Medikamente zu klauen. Kate, die Leiterin der Einrichtung, wurde durch den Notruf alarmiert und stellt Connor. Sie überlistet ihn und sperrt den Verletzten in einen Käfig. Doch dann droht richtiger Ärger. Der T-X hat Kate ausfindig gemacht, denn sie steht ebenfalls auf ihrer Liquidierungsliste. In letzter Sekunde kommt ein alter Bekannter dazwischen: ein T-850 (Arnold Schwarzenegger) - den Kate selbst aus der Zukunft geschickt hat, um sie zu beschützen... Zunächst aber glaubt sie kein Wort von dem, was Connor ihr über die bevorstehende Apokalypse erzählt. Der T-800 und John kidnappen Kate, um sie zu retten... Die gnaden- und humorlose Terminatrix ist ihnen dicht auf den Fersen...
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James Cameron hatte es nach „Titanic“ nicht nötig, sich auf dieses riskante Unterfangen einer weiteren Fortsetzung einzulassen. Er hat den erfolgreichsten Film aller Zeiten inszeniert und konnte mit „T3“ nur verlieren. Deswegen bekam Jonathan Mostow seine Chance. Mit dem Action-Thriller „Breakdown“ hatte er noch ein kleines, aber feines Genre-Highlight vorgelegt, bevor er mit dem belanglosen US-Hurra-Patriotismus seines U-Boot-Actioners „U-571" in allzu seichtes Fahrwasser geriet. Die bange Frage also: Gelingt es Mostow, in Camerons große Fußstapfen zu treten? Ja und nein! Der dritte Teil versucht erst gar nicht, inhaltlich die Vorgänger zu kopieren, sondern setzt auf etwas eigenes. „Terminator 3: Rise Of The Machines“ ist weniger mythologisch angehaucht, weniger visionär und sicherlich keine Genre-Revolution (wie Teil 2). Aber: Mostow inszeniert mit einem Mega-Budget ein mehr als launiges, superb ausgestattetes Sci-Fi-Action-Inferno, das sich trotzdem nicht bemüht, alles zu toppen, was bisher auf der Leinwand zu sehen war.
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Dafür hat der Film eine eigene Identität, eine Seele - genau das, was den meisten Hollywood-Blockbustern völlig fehlt. Schwarzeneggers minimalistischer Paradepart ist herrlich ironisch, die obligatorische Beschaffung von Lederkluft und Sonnenbrille unbestritten komisch (Stichwort: „Talk to the hand“). Während Schwarzenegger sehr selbstironisch zu Werke geht und einige coole Oneliner zum Besten geben darf, hat seine Gegenspielerin Kristanna Loken wenig zu sagen, ihre Textzeilen sind Mangelware. Dafür stampft das Model in enger Lederkluft und mit stoischem Blick durch den Plot - und sieht dabei atemberaubend aus. Was will man mehr erwarten? Sie verfügt nicht über das Charisma eines Robert Patrick (T-1000 in „Terminator 2“), macht ihre Sache aber insgesamt gut. Gleiches lässt sich über die beiden weiteren Hauptdarsteller sagen. Nick Stahl („In The Bedroom"), der den im Drogensumpf abgetauchten Edward Furlong ersetzt, spielt seinen John Connor mehr als solide zwischen ängstlich und kämpferisch. Claire Danes („Igby", „The Hours") ist ebenfalls eine adäquate Wahl, sie meistert ihre Rolle als zunächst hysterisches Kidnapping-Opfer und spätere Revolutionskämpferin (Connor: „You remind me of my mother") souverän.
Was den Action-Trip „Terminator 3“ trotz erwähnter kleiner Mängel so ungeheuer unterhaltsam macht, ist seine absolute Gradlinigkeit. Nach der knappen, stimmungsvollen Einführung geht es schnell in die Vollen. Die sensationelle Zerstörungsorgie bei der Kranwagen-Verfolgungsjagd durch die Straßen von Los Angeles muss sich nicht hinter der bahnbrechenden Autobahn-Sequenz von „Matrix Reloaded" verstecken. Allerdings hat „T3" nichts von der durchgestylten Gelacktheit, die momentan groß in Mode ist. Hier wird mit offenem Visier zerstört - quasi als Hommage an die Vorgänger als die Action noch brutaler war und Helden als unanstastbar galten. Und im Gegenteil zu dem Wachowski/Wachowski-Film wirkt hier alles erfrischend echt, nichts ist gepixelt. Ein herrlicher Anachronismus: Ein Schritt zurück in der Technik, bringt den Spaß nach vorn. Bei „Terminator 3“ wird zumeist alles auf herkömmliche Weise in Schutt und Asche gelegt - und nicht im Rechner. Das hinterlässt einen sehr sympathischen Eindruck. Jeder Cent der 175 Millionen Dollar Produktionskosten sind auf der Leinwand zu sehen. Nach diesem ersten Action-Highlight im Film folgen weitere, herausragend ist auch die Friedhofs-Sequenz, die mit Sargträger Schwarzenegger ein starkes Bild schafft. Das alles ist nicht neu, dafür aber perfekt gemacht.
Einen großen Trumpf hat „T3“ noch zu bieten. Im Grunde ist der Film ein klassisches B-Movie, was Mostow auch nie verhehlt. Aber die Handlung ist gewürzt mit kleinen Überraschungen, die zum Beispiel den T-800 betreffen. Wirklich erstaunlich und zu bewundern, ist der überraschende und für eine Hollywood-Megaproduktion ungewöhnlich düstere Schluss. Der Mut hat sich gelohnt, den gerade dies verleiht dem Film Sympathie. So lässt sich auch verzeihen, dass diese Storykonstruktion einige Fragen bezüglich Teil 2 und eines möglichen vierten Teils aufwirft. Und warum eigentlich nicht? Dieser Terminator darf in ein paar Jahren gern noch einmal wiederkommen. Vorausgesetzt Arnold Schwarzenegger ist körperlich dazu noch in der Lage, in die Rolle des grimmigen Äktsch'n-Helden zu schlüpfen.