Ghostbusters in der irischen Provinz
Von Lutz GranertAls die Ghostbusters Bill Murray und Dan Aykroyd in den 1980er Jahren im Großstadtdschungel von New York auf Geisterjagd gingen, war die Welt noch in Ordnung. Schließlich konnten sie mit einigen markigen Sprüchen auf den Lippen und vereinten Energiestrahlen aus ihren Ionenpacks jede noch so große paranormale Bedrohung vom Marshmallow-Mann bis zum finsteren Fürsten Vigo erfolgreich bannen. Der Komödien-Klassiker von Ivan Reitman sowie ein knapper Zeitungsartikel über ein älteres Ehepaar, das sich an den Wochenenden als Hobby-Geisterjäger bei vermeintlichen Spukvorfällen etwas dazuverdient, inspirierten die Iren Mike Ahern und Enda Loughman zu ihrem Langfilmdebüt „Extra Ordinary – Geisterjagd für Anfänger“. Angesiedelt in der irischen Provinz und angereichert mit skurrilen Charakteren bietet die Horrorkomödie genügend Lacher und kreative Ideen, auch wenn der Spuk selbst dabei vielleicht etwas zu kurz kommt.
Vincent Dooley (Risteard Cooper) war ein passionierter Geisterforscher, der seine Erkenntnisse über paranormalen Spuk auch auf Video festgehalten hat. Gut 20 Jahre nach seinem tragischen Tod hat seine mit übernatürlichen Gaben gesegnete Tochter Rose (Maeve Higgins) mit allem Geister-Hokuspokus abgeschlossen und arbeitet stattdessen als Fahrlehrerin in der irischen Provinz. Doch dann tritt der aufgelöste Martin (Barry Ward) an sie heran. Der Witwer wird nicht nur vom streitsüchtigen Geist seiner verstorbenen Frau heimgesucht, seit Kurzem scheint auch seine Tochter Sarah (Emma Coleman) von einem Dämon besessen zu sein. Rose und Martin finden heraus, dass offenbar der seit Jahren erfolglose Rockstar Christian Winter (Will Forte), der dem Teufel im Tausch für mehr Geld und Ruhm die Seele einer Jungfrau versprochen hat, hinter dem Spuk steckt. Rose und Martin kramen also die archivierten Lehrvideos von Vincent wieder heraus und nehmen den Kampf gegen die finsteren Mächte auf…
Will Forte ist der Bösewicht -> das erkennt man schon an seinem Porno-Schnurrbart!
Mike Ahern und Enda Loughman machen in „Extra Ordinary“ keinen Hehl aus Ihren großen Vorbildern. Neben den Plot-Parallelen zu „Ghostbusters“ diente vor allem „Der Exorzist“ als Inspirationsquelle. William Friedkins Horror-Klassiker wird von ihnen sogar szenisch zitiert, als Rose nachts unter einer Laterne steht, bevor sie ins erleuchtete Zimmer von Sarah hinaufgeht, wo der Teenager gerade über dem Bett schwebt. Die 70er und 80er Jahre sind jedoch nicht nur bei solchen Zitaten, sondern auch bei der Ausstattung (jedes Auto im Film ist ein Youngtimer), bei dem synthielastigen Score und bei den immer wieder eingestreuten Lehrvideoausschnitten im Vintage-Look mit deutlichen Laufstreifen allgegenwärtig. Diesen Dekaden scheinen auch Bösewicht Christian Winter und dessen One-Hit-Wonder „Cosmic Woman“ (als kurzer Musikclip-Schnipsel zu sehen) entsprungen zu sein. Will Forte („The Last Man On Earth“) gibt den exzentrisch-diabolischen Rockstar-Snob mit Scheitelfrisur, Schnauzer, Seidenschal und Felljacke, sprich mit viel Mut zur Hässlichkeit. Eine gelungene Witzfigur – auch weil ihm ein „Willie Stick“, der an einen Riesendildo erinnert, den Weg zu seinem jungfräulichen Opfer weist.
Skurriler Humor, abgefahrene Situationskomik (inklusive der wohl langsamsten Verfolgungsjagd der Filmgeschichte) und alberner, plumper Klamauk gehen bei „Extra Ordinary“ fließend ineinander über. Die zweifelhaften „Liebesbotschaften“, die Martins verstorbene Frau dem gepeinigten Witwer auf dem beschlagenen Spiegel im Bad und auf dem Frühstücktoast hinterlässt, sorgen für stilsichere Lacher. Doch dann findet Rose heraus, dass die beiden zum Dämonenkampf vor allem sehr viel Ektoplasma benötigen – und der arme Martin muss die Flüssigkeit erbrechen, jedes Mal nachdem der Geist eines Toten in ihn geschlüpft und wieder entwichen ist. Die irische TV- und Radio-Komikerin Maeve Higgins, die auch am Skript mitschrieb, kommt als großherzige Singlefrau Rose von allen Figuren noch mit den wenigsten kompromittierenden Momenten davon, selbst wenn sie ihren Feierabend regelmäßig einsam wippend auf einem Gymnastikball verbringt.
Der Film packt das „Normal“ in „Paranormal“ – hier gehen zur Abwechslung mal ganz normaaaale Leute auf Gespensterjagd.
Mit dem Fokus ganz klar auf den skurrilen Figuren und schrullige Pointen kommen die Effekte etwas zu kurz. Gerade einmal zwei kurze Gore-Szenen in morbidem Gewand und ein tricktechnisch gelungenes CGI-Finale, das in etwa so gruselig ausfällt wie der familienfreundliche Geisterspuk in „Casper“, hat die Horrorkomödie zu bieten. Aber mal Hand aufs Herz: Wer hatte denn damals bei „Ghostbusters“ in den Achtzigern ernsthaft schlotternde Knie? Darauf kommt es bei solchen Filmen dann am Ende auch einfach nicht an.
Fazit: Auch wenn „Extra Ordinary – Geisterjäger für Anfänger“ etwas bemüht auf die Retrowelle aufzuspringen versucht und einige Gags danebengehen, bietet die Horror-Komödie mit ihrem originellen Setting in der irischen Provinz trotzdem noch mehr als genug und vor allem sympathisch-schrullige Lacher. Der perfekte Film, um die Wartezeit bis zu „Ghostbusters 3“ zu überbrücken.