Das 1999 zum 25-jährigen Jubiläum des ABBA-Sieges beim Eurovision Song Contest erschienene Bühnenmusical „Mamma Mia!“ ist heute noch ein absoluter Publikumsmagnet – und deshalb muss auch keine Fortsetzung her, weil das Original eben auch 19 Jahre nach seinem Start immer noch die Massen in die Theater lockt (hierzulande aktuell in München am Deutschen Theater). Anders sieht es im Kino aus, da bei Filmen natürlich ganz andere Halbwertszeiten gelten – und so wünschen sich die Produzenten der Leinwandadaption bereits einen zweiten Film, seit der nur 52 Millionen Dollar teure „Mamma Mia!“ im Jahr 2008 weltweit zum Megahit avanciert ist und mehr als 600 Millionen eingespielt hat.
Zehn Jahre später hat es mit der Fortsetzung nun endlich geklappt: „Mamma Mia 2 – Here We Go Again“ wirkt ohne Bühnenvorlage inszenatorisch viel freier als sein Vorgänger und Neuzugang Lily James schafft das Unmögliche, nämlich die großartige Meryl Streep einigermaßen würdig zu vertreten. Zugleich hat Ol Parker, der hier nicht nur Regie führt, sondern auch das Drehbuch selbst geschrieben hat, aber praktisch nichts Neues zu erzählen: Wir erfahren über Donnas Vorgeschichte nur das, was wir sowieso schon wussten, und das auch noch auf ziemlich holprige Weise, weil es hier merklich vor allem darum ging, noch ein paar ABBA-Songs (aus der zweiten Reihe) im Film unterzubringen. Und so sind in der Zur-Hälfte-Prequel-zur-Hälfte-Sequel-Fortsetzung einige Dinge besser und andere schlechter gelungen als im Vorgänger – und damit wird das insgesamt mäßige Niveau von „Mamma Mia!“ gehalten.
Nach dem Tod von Donna (Meryl Streep) hat Sophie (Amanda Seyfried) den unvollendeten Traum ihrer Mutter fortgeführt und das kleine Hotel auf der (fiktiven) griechischen Insel Kalokairi in ein echtes Schmuckstück verwandelt. Nun steht die große Eröffnung bevor, aber die Vorzeichen stehen schlecht: Nicht nur hat sich Sophie mit ihrem Freund Sky (Dominic Cooper) gestritten, weil der lieber in New York leben will, mit Harry (Colin Firth) und Bill (Stellan Skarsgård) haben auch zwei ihrer drei Väter keine Zeit, um zur Feier zu kommen – und ein gewaltiger Sturm kündigt sich auch noch an… In dieser schwierigen Situation hilft es Sophie, sich daran zu erinnern, was ihre Mutter (in jung: Lily James) alles durchgemacht hat, als sie damals nach ihrem Schulabschluss ganz allein auf die Insel kam und direkt feststellen musste, dass sie von Harry (in jung: Hugh Skinner), Bill (Josh Dylan) oder Sam (Jeremy Irvine) schwanger ist…
Beim ersten Teil hat mit Phyllida Lloyd noch die Regisseurin des Bühnenstückes selbst die Inszenierung übernommen – und das hat man „Mamma Mia!“ auch angemerkt: Die Gesangsnummern wirkten allesamt wie abgefilmte Bühnenperformances, die spezifischen Möglichkeiten des Kinos wurden hingegen kaum genutzt. In der Fortsetzung ist das zumindest bei einigen der Nummern wie „When I Kissed The Teacher“ oder „One Of Us“ anders – da streifen die Macher nach zehn Jahren endlich die Bühnenfesseln ab und nutzen die Freiheiten der Leinwand. Wobei „Mamma Mia!“ natürlich auch in der Fortsetzung ein Jukebox-Musical bleibt – und als solchem tut es dem Film nicht unbedingt gut, dass neben der herausstechenden „Waterloo“-Performance in einem Französischen Restaurant diesmal vor allem weniger bekannte ABBA-Songs (soweit man bei ABBA überhaupt von „weniger bekannt“ sprechen kann) im Mittelpunkt stehen. Kein Wunder also, dass zusätzlich viele der zentralen Stücke des ersten Teils zumindest in verkürzter Version wieder aufgegriffen werden.
Die Geschichte von Donna, Sophie und den drei möglichen Vätern war am Ende von „Mamma Mia!“ auserzählt – und trotz der zehn Jahre zwischen den beiden Teilen ist den Machern kaum etwas eingefallen, was das Sequel nicht nur wegen der extra ABBA-Songs, sondern auch erzählerisch rechtfertigen würde. Die Szenen aus Donnas Jugend, wo sie Harry, Bill und Sam zum ersten Mal begegnet und sich entscheidet, fortan auf der griechischen Insel leben zu wollen, bieten null Überraschungen, sondern nur exakt das, was man als Zuschauer eh schon wusste. So zehren sie letztendlich vor allem von der wunderbar optimistischen Energie von Lily James („Baby Driver“, „Deine Juliet“), die die Rückblenden praktisch im Alleingang mit Leben und guter Laune füllt. In der Jetztzeit hat Sophie unterdessen mit dem einen oder anderen (arg konstruierten) Rückschlag zu kämpfen – und eine Hoteleröffnung bietet jetzt auch nicht unbedingt die allergrößte emotionale Fallhöhe.
Da ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass das große Finale eben nicht von den beiden eigentlichen Protagonistinnen des Films, also Sophie und der jungen Donna, sondern von den erst gegen Ende dazustoßenden Superstars dominiert wird: Die ABBA-Interpretationen von Cher („Mondsüchtig“) als Sophies divenhafte Großmutter Ruby sind dabei allerdings eher gewöhnungsbedürftig, während Ex-Hauptdarstellerin Meryl Streep in ihren eineinhalb Songs noch mal zeigt, wie man aus einem Ohrwurm-Popsong tiefe Gefühle herausholen kann. Und während viele der Darsteller jetzt gesanglich nicht in der allerersten Liga spielen, gilt auch bei der Fortsetzung, was wir schon vor zehn Jahren zum ersten Teil geschrieben haben: Niemand kann auf eine so niedliche und zärtliche Weise nicht singen wie Ex-007 Pierce Brosnan.
Fazit: Nur für Fans des ersten Teils empfehlenswert.