Mein Konto
    Battlefield Earth - Kampf um die Erde
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    Battlefield Earth - Kampf um die Erde
    Von Jan Görner

    Es gibt Filme, von denen es heißt, man müsse sie selber gesehen haben, um glauben zu können, wie schlecht sie sind. Einige dieser Streifen, etwa Tommy Wiseaus grenzdebiler Erotik-Thriller „The Room" oder Ed Woods Opus Magnum „Plan 9 aus dem Weltall", erlangen dabei sogar Kultstatus und können auf eine stetig wachsende Fangemeinde verweisen, die jede Aufführung zum Happening macht. Ob die Verantwortlichen hinter Roger Christians Scientology-Murks „Battlefield Earth" wohl auch auf diesen Markt geschielt haben?

    3000 A.D. - vor 1.000 Jahren hat die außerirdische Rasse der Psychlos die Erde überfallen und sich die Menschheit untertan gemacht, um die Ressourcen des Planeten auszubeuten. Die letzten freien Menschen leben in kleinen Gruppen in atomar verseuchten Gebieten, Erinnerung an die Zeit vor der Herrschaft der „Dämonen" sind längst Legende. Gierig fördert Terl (John Travolta), seines Zeichens Psychlo-Chef für Erdensicherheit, prestigeträchtiges Gold aus frisch erschlossenen Adern und schafft es heimlich in die interstellare Heimat. Allerdings befinden sich die Quellen in atomar verseuchten Gebieten, die für die Außerirdischen mit ihren sensiblen Atemgas-Instrumenten unzugänglich sind. So bildet er menschliche Sklaven zu Goldschürfern aus. Zum schicksalhaften Unglück seiner gesamten Rasse fällt die Wahl mitunter auf Jonnie Goodboy (!) Taylor (Barry Pepper), der im Handumdrehen an einer Lernmaschine hängt und die Psychlo-Sprache lernt. Dabei schnappt er kritische Informationen über den Feind auf, die den Fall der Besatzung bedingen könnten...

    Die Gerüchte, dass „Battlefield Earth" insgeheim von der Scientology-Kirche mitfinanziert wurde, wollen seit Jahren nicht verstummen. Das ist kein Zufall, stammt die Vorlage „Kampf um die Erde" von 1982 doch aus der Feder des Sektengründers L. Ron Hubbard selbst. Das dem Stil der 1940er Pulp-Romane nachempfundene Werk beflügelte die Fantasie des jungen Scientologen John Travolta („Pulp Fiction", „Im Körper des Feindes") so sehr, dass der bekennende Science-Fiction-Fan seit jenen Tagen den Wunsch hegte, einmal selbst den Helden Taylor auf der Leinwand zu geben. Bis zum fertigen Film war aus der Helden- eine Schurkenrolle geworden. Wer sich die 118 nicht enden wollenden Minuten dieses Machwerks gibt, wird wissen, warum „Battlefield Earth" von der Jury der Goldenen Himbeere als „Schlechtester Film der Dekade" ausgezeichnet wurde. Hier stimmt einfach rein gar nichts.

    Die Geschichte ist hanebüchen, das Schauspiel lächerlich und die Regie grausig. Kaum zu glauben, dass ein waschechter Oscar-Gewinner am Ruder sitzt. Roger Christian erhielt die Trophäe 1977 für seine künstlerische Leitung bei „Krieg der Sterne"; 1979 war er für „Alien" in der gleichen Kategorie ein zweites Mal nominiert. Dass Christians jüngste Regie-Arbeit, der Abenteuer-Streifen "Prisoners of the Sun", bereits 2007 fertiggestellt wurde, es aber bis heute zu keiner Uraufführung kam, ist bezeichnend. Warum der Brite praktisch jedes Bild zur Seite kippt (ein sogenannter Dutch Angle), wird wohl ein Geheimnis sein, das er mit ins Grab nimmt. Normalerweise dient diese Art der Kameraeinstellung dazu, die Vorstellung einer entrückten, weltfremden Figur oder eines solchen Ortes zu installieren. Kritiker-Papst Roger Ebert bringt es auf den Punkt, wenn er feststellt: „The director, Roger Christian, has learned from better films that directors sometimes tilt their cameras, but he has not learned why."

    Auch ohne ideologische Scientology-Anleihen ist die Geschichte schlichtweg zum Haareraufen. Wenn zum Beispiel Terl die Menschen unbeaufsichtigt lässt, nutzen diese die Zeit, um unter Jonnies Leitung 1.000 Jahre alte Flugzeuge und Atombomben zu reparieren. Damit die Widerstandskämpfer, die noch ein paar Szenen zuvor als kreischende Wilde porträtiert wurden, aber dennoch ihre Schürf-Quote erfüllen, brechen sie kurzerhand in Fort Knox ein und entwenden ein paar Tonnen Gold. Als Terl die Ladung abholt, wundert er sich nur kurz, gibt sich aber mit der Erklärung zufrieden, die Menschen hätten nach dem Abbau des Goldes Zeit gefunden, es in Barren zu pressen. Barren, auf denen „Federal Reserve" steht. Sicher, die Psychlos sollen dekadent und arrogant wirken, tatsächlich aber sind sie dämliche Napfsülzen. Zeitweise sinken die Drehbuchautoren David Shapiro und Corey Mandell gar auf zweitklassikes Stand-Up-Niveau herab: Aus irgendeinem Grund betrachten ein paar Psychlos eine Jahrhunderte alte Aufnahme eines Überwachungssatelliten vor der Invasion. Ein Hund auf einem Cabrio-Rücksitz verleitet die Aliens zu der Annahme, die ehemals dominante Spezies des Planeten vor sich zu haben; eine, die Menschen als Chauffeure einspannt.

    Schließlich kommt es zum Showdown zwischen Psychlos und Menschen. Wer den Anblick von mit Tierfell behängten Höhlenmenschen im Cockpit eines Harrier-Kampfjets schätzt, hat hier seinen Spaß! Wer auf rasante Action aus ist, hat hier ohnehin längst abgeschaltet. Und doch ist es dieser Teil des Films, mit dem „Battlefield Earth" die Leiden des Publikums lindern kann. Die Effekte sind akzeptabel, einige Einstellungen durchaus gelungen – bis das Finale jedwede positive Anwandlung wieder zunichte macht. „Battlefield Earth" darf mit Fug und Recht als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten angesehen werden – und ist in seiner fehlgeleiteten Gigantomanie schlichtweg tragikomisch. Wer John Travolta und Forest Whitaker (Oscar für „Der letzte König von Schottland") im einzigartigen Klingonen-KISS-Outfit bestaunen will und über eine gehörige Portion Humor verfügt, sollte sich dieses Machwerk auf keinen Fall entgehen lassen.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top