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    Hotel Dallas
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    Hotel Dallas
    Von Christoph Petersen

    In den 1980ern umfasste das Fernsehprogramm im kommunistischen Rumänien täglich nur zwei Stunden, in denen hauptsächlich Propagandasendungen über Diktator Nicolae Ceaușescu gezeigt wurden. Und dann gab es da noch „Dallas“! Die amerikanische Seifenoper über eine Öldynastie sollte der Bevölkerung eigentlich die Abgründe des korrupten kapitalistischen Systems aufzeigen, entwickelte sich aber zum kultisch verehrten Straßenfeger. Nach dem Ende des Ostblocks errichtete ein rumänischer Geschäftsmann sogar ein Hotel, das der Southfork-Ranch aus der Serie nachempfunden war – und weil es ihm  gefiel, stellte er daneben einfach noch einen Nachbau des Eifelturms … Diese absurde Geschichte scheint perfekt geeignet für eine augenzwinkernd-doppelbödige Popkultur-Doku wie „Chuck Norris und der Kommunismus“, stattdessen präsentiert das in New York lebende Künstlerehepaar Ungur & Huang mit seinem Langfilmdebüt „Hotel Dallas“ aber einen surreal-experimentellen Stilmix zwischen Fiktion, Dokumentation und Kunstinstallation. Das wäre an sich natürlich auch okay, aber das Ergebnis wirkt wie ein schrecklich misslungenes Schulprojekt – voller banaler Bilder, hölzerner Performances und angestrengter Assoziationen.    

    Im Presseheft wird die Mischung aus fiktiven und dokumentarischen Momenten als „verspielt“ bezeichnet – so kann man sich die offenkundige Amateurhaftigkeit der Produktion natürlich auch schönreden. Der Zuschauer betrachtet das Geschehen meist aus den Augen des von „Dallas“-Star Patrick Duffy (alias Bobby Ewing) gesprochenen Mr. Here (der so heißt, weil im Gästebuch des Hotels „Your Name Here“ steht), der wiederum von Livia (Regisseurin Livia Ungur spielt eine fiktive Version von sich selbst) quer durch Rumänien zu einer geheimnisvollen Säule geführt wird. Diese wird wiederholt derart einfallslos abgefilmt, dass dem Betrachter auch schon mal frühe Windows-Bildschirmschoner in den Sinn kommen. Zudem hat Ungur vor der Kamera die Ausstrahlung eines Holzblocks – gestelzter kann man seine Dialoge gar nicht aufsagen (was partiell auch daran liegen mag, dass Patrick Duffy nicht vor Ort war, sondern seinen Teil in den USA eingesprochen hat).

    Daneben gibt es noch bewusst kitschige Gesangseinlagen, Schwarz-Weiß-Szenen mit Kindern, die eine verbotene Liebesgeschichte samt daraus resultierender Exekution nachspielen, sowie klassische Dokumentarszenen, in denen auch immer wieder die vierte Wand durchbrochen wird. Aber egal ob es da nun um den Kommunismus oder um eine Camera Obscura geht, die Metaphern sind derart umständlich und zugleich doch völlig banal, dass selbst die ständigen Stilwechsel schnell nicht mehr über die Leere des Films hinwegtäuschen können. „Hotel Dallas“ wirkt wie ein Werk, in dem jemand einfach alles zusammengeschmissen hat, was ihm vom letzten MOMA-Besuch noch in Erinnerung geblieben ist – allerdings ohne jede erzählerische Kohärenz, ohne das geringste Gespür für starke Bilder und vor allem ohne eine einzige eigene visuelle Idee. Die Macher selbst sehen die Form des Films als eine Erklärung ihrer kulturellen und künstlerischen Unabhängigkeit, gerade auch in ihrer Bindung an die Popkultur und in ihrem Rückgriff auf Klischees und Kitsch. Zumindest das mit den Klischees haben sie ganz gut hinbekommen.

    Fazit: Extrem gewollt, aber gar nicht gekonnt – ein experimentelles Doku-Projekt, aus dem die Selbstverliebtheit nur so trieft.

    Dieser Film läuft im Programm der Berlinale 2016. Eine Übersicht über alle FILMSTARTS-Kritiken von den 66. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gibt es HIER.

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