2015 avancierte „Monster Hunt“ vor allem in China zum Mega-Hit. Im Reich der Mitte brach er alle Kassenrekorde und weltweit spielte er insgesamt über 385 Millionen US-Dollar ein. Das Fantasy-Familienabenteuer von „Shrek der Dritte“-Co-Regisseur Raman Hui spielt in einer fiktiven Welt, in der Monster und Menschen einst friedlich zusammenlebten. Seit langer Zeit ist das allerdings nicht mehr so, weil die Menschen die Welt für sich alleine wollten und ihre Mitbewohner in entlegene Gebiete verdrängten. Doch die Monster-Königin ist schwanger, ihr Baby könnte alles ändern. Allerdings wollen sowohl die Menschen als auch missgünstige Monster den neuen König töten. Kurz bevor die Mutter stirbt, kann sie ihr Kind noch in den Bauch des unbedarften Kochs Song (Jing Boran) verpflanzen, der sich bald mit Nachwuchs-Monsterjägerin Huo (Baihe Bai) auf der Flucht befindet. Was folgt ist eine bisweilen hochgradig alberne, zeitweise unlogische, tricktechnisch gewöhnungsbedürftige, aber auch unterhaltsame und vor allem sehr charmante Hatz.
„Monster Hunt“ überrascht mit einer Umkehrung der Geschlechterrollen. Song, der als Hobbys „Kochen, Nähen sowie Kochen und Nähen“ listet, ist schwanger und beständig in Not, die toughe Kämpferin Huo dagegen hat die Hosen an, gibt die Richtung vor und befreit den schutzbedürftigen Koch aus allerlei misslichen Lagen. Diese Konstellation funktioniert dank der glänzend aufgelegten Schauspieler blendend. Dabei kam Jing Boran, ein bekannter Pop-Sänger in China, nur an Bord, weil der eigentliche Hauptdarsteller Kai Ko nach einem Skandal rund um öffentlichen Drogenkonsum mitten in der Produktion aussteigen musste, woraufhin ein Großteil des Films neu gedreht wurde. Frauenschwarm Boran, der sich ohne jede Eitelkeit zum Trottel macht, überzeugt mit Slapstick-Einlagen und erweist sich als großartiger Gegenpart für Chinas Superstar Baihe Bai („Go Away Mr. Tumor“). Bai stellt einmal mehr ihre Vielseitigkeit unter Beweis und wirbelt nicht nur dynamisch durch die gut choreografierten Martial-Arts-Szenen, sondern bricht auch immer wieder die harte Schale ihre Figur auf. Nach und nach legt sie deren weichen Kern frei, wovon die emotionaleren Momente des Films ungemein profitieren.
Eine wichtige Rolle spielen natürlich auch die computeranimierten Monster, an deren cartoonesk überzeichnetes Erscheinungsbild man sich erst einmal gewöhnen muss, wenn man eher an den Stil von Filmen wie etwa „Paddington“ gewöhnt ist, wo der animierte Bärenprotagonist sich ganz natürlich in die reale Umgebung einfügt. „Monster Hunt“ erinnert dagegen eher an den heterogenen Look von „Space Jam“, womit aber keineswegs die Qualität der 3D-Animationen generell in Zweifel gezogen werden soll – ganz im Gegenteil. Die ebenfalls aus dem Computer stammenden Städte und sonstigen Ortschaften sind größtenteils unglaublich imposant und auch die Dynamik zwischen Mensch und Monster stimmt trotz einiger unebener Effekt – vor allem sobald der kleine Monsterkönig selbst die Bildfläche betritt. Der Kniff, dass sich Monster in Menschenkostümen tarnen, verleiht dem Geschehen zusätzliche Würze und gibt unter anderem Comedian Eric Tsang („Infernal Affairs“-Reihe) viel Raum, um ungehemmt drauflos zu chargieren. Das ist bisweilen extrem albern und überdreht, doch immer wieder auch lustig. Und auch wenn Teile der Geschichte keinen Sinn ergeben und ein Restaurant, in dem Menschen Monster verspeisen (am liebsten roh) für einen Kinderfilm unglaublich verstörend ist, ergibt das Ganze unter dem Strich einen ziemlich kurzweiligen Film.
Fazit: „Monster Hunt“ ist aufgrund einiger verstörender Sequenzen weniger etwas für Kinder als für Erwachsene, die Lust auf kindlichen und sehr charmanten Spaß haben.