Der britische Filmemacher Corin Hardy hängt derzeitig ein wenig im Startblock fest: Seine für 2016 geplante Neuverfilmung von „The Crow“ musste in den letzten Monaten schließlich einen Rückschlag nach dem nächsten wegstecken. Dem Ausstieg der beiden Hauptdarsteller Jack Huston und Luke Evans folgte die Pleite der Produktionsfirma Relativity Media, sodass das ambitionierte Projekt schon während der Vorproduktion unterbrochen wurde. Zeit genug also für Hardy, um sich zunächst anderen Projekten zu widmen und mit einem anderen Stoff sein Langfilmdebüt zu geben: Sein in Irland gedrehter Horrorfilm „The Hallow“, in dem er auch Motive aus der dortigen Folklore verarbeitet, feierte beim Sundance Festival 2015 seine Weltpremiere und ist hierzulande zuerst auf dem Fantasy Filmfest zu sehen. Hardy punktet mit einer souveränen Inszenierung und einer stimmigen Atmosphäre, die Handlung erweist sich insgesamt aber als etwas einfallsarm und in vielen Schlüsselszenen als zu vorhersehbar.
„The Hallow“ beginnt wie ein Home-Invasion-Schocker à la „The Strangers“: Das Ehepaar Adam (Joseph Mawle, „Abraham Lincoln Vampirjäger“) und Clare (Bojana Novakovic, „Drag Me To Hell“) verschlägt es mit seinem Baby Finn in ein abgeschiedenes Häuschen im Wald. Auf ihrem Weg in die Einöde wird die Kleinfamilie von mürrischen Dorfbewohnern vor der Gegend gewarnt, doch auch ein gruseliges Märchenbuch des argwöhnischen Colm (Michael McElhatton, „Game of Thrones“) kann sie nicht von ihrem Plan abbringen. Kurz nach ihrer Ankunft im Haus, wird es dunkel und die übliche Genremaschinerie wird in Gang gesetzt: Vorbeihuschende Schatten lassen finstere Kreaturen vor den Fenstern erahnen, die außerdem für Sekundenbruchteile im Blitzlicht einer Kamera sichtbar werden (wie wir es zum Beispiel aus James Wans „Saw“ kennen). Türen fallen ins Schloss, und auch die Stromversorgung im Haus gibt bald ihren Geist auf.
Corin Hardy spielt geschickt mit der Erwartungshaltung des Publikums und setzt etwa eine Stunde lang routiniert auf das typische Wechselspiel aus Spannung und Entspannung. Nach einer Stunde zieht er die Daumenschrauben jedoch an: Beginnend mit der stärksten Filmsequenz, in der Clare im Rückspiegel des Wagens drohendes Unheil kommen sieht, wandelt sich „The Hallow“ zum stimmungsvollen Creature-Gemetzel, bei dem erfreulich wenig CGI zum Einsatz kommt. Dass die Logik dabei auf der Strecke bleibt, versteht sich fast von selbst: Adam und Clare gehen immer dorthin, wo es gerade am gefährlichsten ist – und auch der kleine Finn, dessen künstliche Quiek-Laute irgendwann ziemlich anstrengend sind, reagiert auffallend wechselhaft auf alles, was um ihn herum so geschieht.
Fazit: Solide inszenierter und unterhaltsamer Horrorfilm, bei dem Regisseur Corin Hardy nie die ausgetretenen Pfade des Genres verlässt.