Mein Konto
    600 Miles
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    600 Miles
    Von Christian Horn

    Kritiker sprechen bereits von einer „Neuen Welle“ des mexikanischen Kinos, das von Alejandro González Iñárritus „Amores perros“ über Cary Fukunagas „Sin Nombre“ bis hin zu Amat Escalantes „Heli“ immer mehr fiebrig-aufrüttelnde und – in Anbetracht der Lage des Landes wenig verwunderlich - oft auch sehr wütende Filme hervorbringt. „600 Miles“ von Gabriel Ripstein, der auf der Berlinale 2015 seine Weltpremiere feiert, spielt nun ebenfalls vor einem im gegenwärtigen mexikanischen Kino häufig vorkommenden Hintergrund: An der abgeschotteten Grenze zu den USA gehen kriminelle Machenschaften, der Kampf gegen Drogenkartelle und illegale Einwanderung Hand in Hand. Regiedebütant Ripstein, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, inszeniert in grobkörnigen Digitalbildern ein Thriller-Drama ohne unnötige Schnörkel. Die Spannung entwickelt sich dabei jederzeit aus der Situation heraus und wirkt somit nie aufgesetzt.

    „600 Miles“ beginnt mit dokumentarisch anmutenden Alltagsimpressionen aus dem Leben des jungen Mexikaners Arnulfo (Kristyan Ferrer), der Waffen von Arizona in sein Heimatland schmuggelt. Zwischen dem Passieren der Grenze und einer Waffenübergabe merkt Arnulfo, dass der abgebrühte ATF-Drogenfahnder Hank Harris (Tim Roth) plötzlich an seinen Fersen klebt. Also beschließt der unerfahrene Schmuggler kurzerhand, den Agenten als Geisel nach Mexiko zu entführen… Von hier an entwickelt sich „600 Miles“ zum intimen Zwei-Personen-Road-Movie, bei dem die scheue Annäherung zwischen Arnulfo und Hank im Mittelpunkt steht. Dabei brilliert insbesondere der deutlich gereifte Tim Roth, dessen Rolle ein wenig an seinen unvergessenen Auftritt in Quentin Tarantinos Debüt „Reservoir Dogs“ erinnert. Unter der ruhigen Oberfläche brodelt immerzu die Gefahr eines Gewaltausbruchs, zu dem es schließlich auch kommt: gnadenlos und verheerend. So mündet der bündig erzählte Thriller in einer bitteren Schlusspointe, bevor am Ende wieder ein trügerischer Alltag einkehrt.

    Fazit: „600 Miles“ ist ein mit simplen, aber effektiven Mitteln inszenierter Thriller mit einem großartigen Tim Roth.

    Dieser Film läuft im Programm der Berlinale 2015. Eine Übersicht über alle FILMSTARTS-Kritiken von den 65. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gibt es HIER.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top