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    Shin Godzilla
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Shin Godzilla
    Von Gregor Torinus

    1954 belebte Regisseur Ishiro Honda mit „Godzilla“ den Monsterfilm neu und legte den Grundstein für eine unverwüstliche Reihe, die bis heute 28 weitere japanische sowie zwei amerikanische Filme hervorgebracht hat. Der Original-Godzilla war eine radioaktiv verstrahlte Kreatur im Mittelpunkt einer düsteren Parabel auf das japanische Trauma der neun Jahre zuvor erfolgten Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Die späteren Produktionen waren dann oft und zunehmend weniger ernsthaft und wurden vor allem außerhalb Japans als trashiges B-Movie-Vergnügen angesehen, ein Eindruck, den entsprechend alberne Synchronisationen noch verstärkt haben. Als Roland Emmerich 1998 den ersten Hollywood-„Godzilla“ in die Kinos brachte, war dann vor allem ein tricktechnischer Quantensprung zu erkennen und 2014 setzte Gareth Edwards mit dem zweiten amerikanischen Auftritt des Monsters noch einmal deutlich einen drauf. Doch die Japaner Hideaki Anno und Shinji Higuchi haben die Herausforderung angenommen und knallen mit „Shin Godzilla“ gleich das größte Filmmonster aller Zeiten auf die da nicht mehr ganz so groß wirkende Leinwand. Aber in dieser Zerstörungsorgie wirkt nicht nur der Titelheld verstrahlt.

    Die japanische Küstenwache inspiziert eine verlassen in der Bucht von Tokio liegende Yacht, als plötzlich starke schockartige Erschütterungen des gesamten Schiffs Panik hervorrufen. Als es in kurzer Folge zu immer mehr ähnlich beunruhigenden Zwischenfällen kommt, gelangt Deputy Chief Cabinet Secretary Rando Yaguchi (Hiroki Hasegawa) zu der Überzeugung, dass ein bisher unbekanntes Lebewesen der Auslöser für die gleichermaßen rätselhaften wie bedrohlichen Vorkommnisse ist. Doch seine Warnungen bleiben so lange ungehört, bis die gewaltige Kreatur plötzlich eine Schneise der Zerstörung mitten durch Tokio zieht. Bei eilig angestellten Nachforschungen findet Yaguchi heraus, dass diese Godzilla getaufte tödliche Riesenechse durch radioaktive Strahlung entstanden ist. Inzwischen arbeitet die gesamte politische und militärische Führungsspitze Japans fieberhaft daran, das unbesiegbar erscheinende Monster irgendwie aufzuhalten ...

    Mit „Shin Godzilla“ knüpfen die beiden Regisseure Hideaki Anno („Neon Genesis Evangelion - The End of Evangelion“) und Shinji Higuchi („Die verborgene Festung - Hidden Fortress“) selbstbewusst an den ursprünglichen „Godzilla“ von 1954 an. Überdeutlich ist auch dieser Film eine Parabel auf ein nur wenige Jahre zurückliegendes japanisches atomares Trauma: Fukushima lässt unschön grüßen! Zu der neuen alten Ernsthaftigkeit passt auch der fast dokumentarisch wirkende Look des Films. So erscheint die Einführung des Monsters fast wie die Übertragung einer Nachrichtensendung. Aber sobald die radioaktiv verseuchte Kreatur in ihrer ganzen Größe aus dem Meer aufsteigt, gibt es die erste Irritation: Das computeranimierte Riesenvieh bewegt sich nicht eben geschmeidig, sondern leicht unbeholfen wankend - und erinnert somit sofort an eines der mäßig animierten Modelle aus älteren Kaiju-Tagen. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, blickt das monströse Viech reichlich matt aus toten Knopfaugen!

    Die Erscheinung von Godzilla selbst mag ein wenig gewöhnungsbedürftig sein, die Zerstörungssequenzen sind aber dennoch sehr wirkungsvoll. Der launige Katastrophenfilmbombast wird allerdings immer wieder durch ziemlich geschwätzige Szenen ausgebremst, in denen irgendwelche Wissenschaftler, Militärs und Politiker pausenlos über das strategisch beste Vorgehen im Angesicht des ganz Tokio mit der Vernichtung bedrohenden Grauens aus der Tiefe diskutieren. Sobald man dort einmal genauer hinhört, entpuppen sich diese gewieften Strategen als klischeetriefende und stumpf vor sich hinplappernde Pappkameraden, die ohne mit der Wimper zu zucken, haarsträubenden Unfug verzapfen. Das hat zwar oft einen ganz eigenen trockenen Witz, aber das Geplapper nimmt zwischenzeitlich dermaßen viel Raum, dass eine gewisse Ermüdung einsetzt. Aber keine Sorge! Godzilla sorgt im Endspurt noch einmal für einige derart übersteigerte und vollkommen verstrahlte Actioneinlagen, dass man nur noch höchst erfreut mit der Zunge schnalzt.

    Fazit: „Shin Godzilla“ ist eine nur scheinbar bierernste Rückbesinnung auf die ursprünglichen Tugenden der legendären japanischen Monsterfilmreihe, die sich als augenzwinkerndes, wenn auch zwischendurch etwas langatmiges Vergnügen entpuppt.

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