Nach den gigantischen Erfolgen der „Twilight“- und „Die Tribute von Panem“-Filme schießen Verfilmungen populärer Jugendbuch-Reihen trotz Flops wie „Hüter der Erinnerung - The Giver“ und „Ender's Game“ wie Pilze aus dem Boden. Dazu zählt auch das auf den Bestsellern von James Dashner basierende Mystery-Teen-Abenteuer „Maze Runner“. Nach dem spannenden und visuell reizvollen ersten Teil „Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth“, der lediglich am Ende etwas schwächelte, legt Regisseur Wes Ball mit „Maze Runner – Die Auserwählten in der Brandwüste“ nun die Fortsetzung vor. Dieser Mittelteil der geplanten Trilogie ist düsterer und actiongeladener als der Reihenauftakt, allerdings fällt die Figurenzeichnung dieses Mal weit formelhafter und statischer aus und so bleibt „Maze Runner 2“ trotz gelungener Einzelszenen deutlich hinter dem Vorgänger zurück.
Der lebensgefährliche Weg aus dem Labyrinth in die vermeintliche Freiheit endet für Thomas (Dylan O‘Brien) und seine Mitstreiter Minho (Ki Hong Lee), Newt (Thomas Brodie-Sangster) und Co. in einer neuerlichen Kasernierung. Die Gladers genannte Gruppe von Jugendlichen gerät in einer postapokalyptischen Welt, deren Population von einem Zombievirus dahingerafft wird, wieder in die Fänge der mysteriösen, regierungsähnlichen Sicherheitsorganisation WCKD (World Catastrophe Killzone Department), die sie für Experimente missbraucht. Oberaufseher Janson (Aidan Gillen) regiert mit harter Hand und lässt die Jugendlichen darüber im Unklaren, was ihnen blüht. Als ihre Freundin Teresa (Kaya Scodelario) in dem hermetisch abgeriegelten Komplex verschwindet, will Thomas dem Geheimnis auf die Spur kommen. Was er entdeckt, schockiert ihn so sehr, dass er mit seinen Leidensgenossen die Flucht aus der Anlage in die unwirtliche, verödete und hochgefährliche Brandwüste plant, wo sich Rebellen verschanzt haben sollen.
Der emsige Jugendbuch-Schreiber James Dashner sorgt dafür, dass dem produzierenden Studio 20th Century Fox genug Stoff für ein langlebiges „Maze Runner“-Franchise zur Verfügung steht. Neben der „Maze Runner“-Trilogie („Die Auserwählten – Im Labyrinth“, „Die Auserwählten – In der Brandwüste“ und „Die Auserwählten – In der Todeszone“), deren Verfilmung mit „Maze Runner 3: The Death Cure“ (deutscher Kinostart: 16. Februar 2017) abgeschlossen wird, hat Dashner bereits das Prequel „The Kill Order“ verfasst und mit „The Fever Code“ eine weitere Vorgeschichte in Planung. Die Verkaufszahlen für die Bücher sind gut und auch die Kino-Bilanz stimmt bisher: Teil 1 spielte weltweit immerhin das Zehnfache seines sehr moderaten Budget von 34 Millionen Dollar ein. Was die filmische Qualität angeht, kann die Fortsetzung das Versprechen des ersten Films aber nicht voll einlösen. Das liegt auch - aber nicht nur - an den typischen dramaturgischen Schwierigkeiten eines mittleren Kapitels in einer Trilogie. Es hilft jedenfalls definitiv, wenn man den ersten Film gesehen hat, denn hier geht es ohne große erneute Einführung der Figuren in die Schlacht. Und wenn die schließlich geschlagen ist, dann ist das spürbar nur ein vorläufiges Ende: Der Krieg ist noch lange nicht vorbei.
Trotz des (Original-)Titels entfliehen Thomas und seine Freunde in „Maze Runner 2“ keinem Labyrinth mehr – mit viel gutem Willen könnte man die Kaserne des Beginns mit ihren vielen verschachtelten Gängen als solches bezeichnen, aber nach der Flucht in die Brandwüste wird nur noch geradeaus gerannt - gefühlt die ganze Zeit. Dabei bleiben die emotionale Entwicklung der Charaktere und die übergeordnete Handlung weitgehend auf der Strecke. Die Auserwählten treffen episodenhaft auf immer neue Grüppchen, deren Freund/Feind-Status erst einmal geklärt werden muss, aber letztlich treibt das alles die Protagonisten immer nur bis zur nächsten Ecke oder beendet eine der wenigen kurzen Verschnaufpausen. Diese sehr schematische Actionlastigkeit wird bei einer Laufzeit von satten 131 Minuten fast zwangsläufig irgendwann ermüdend. Dazu passt auch, dass der bemerkenswerte Mystery-Faktor von „Die Auserwählten im Labyrinth“ hier nun durch einige klassische Horrorelemente in den Hintergrund gedrängt wird: Schnelle Effekte sind diesmal eindeutig wichtiger als eine nachhaltig geheimnisvolle Stimmung.
„Die Auserwählten in der Brandwüste“ hat vor allem dramaturgische Schwächen, doch visuell macht er einiges her – vor allem die Einstellungen von der postapokalyptischen Ödnis im zentralen Abschnitt außerhalb des Bunkers sind eindrucksvoll. Und immer wieder begeistert Regisseur Wes Ball („Beginners“) mit einzelnen Passagen – so zum Beispiel in der halsbrecherischen Hochhaussequenz, in der die Fluchtgruppe und die sie verfolgenden Zombies die Haltbarkeit der bereits arg ramponierten Fenster testen oder in der rauschhaften Episode, in der Thomas‘ Clique unter dem Einfluss von Halluzinogenen einer verrückt-maßlosen Partygesellschaft entkommen muss. Die Schauspieler machen aus all dem weitgehend das Beste: Der stoisch-sympathische Dylan O’Brien („Prakti.com“) ist als Thomas ein grundsolider Anführer, während Kaya Scodelario („Moon“, „Kampf der Titanen“), die hier nicht nur durch ihre Initialen an „Twilight“-Ikone Kristen Stewart erinnert, im Verlauf des Films von dem kessen „Maze Runner“-Neuzugang Rosa Salazar („Die Bestimmung - Insurgent“) ausgestochen wird. Gestandene Akteure wie Giancarlo Esposito („Bob Roberts“) als charismatisch-exzentrischer Gangster, Lili Taylor („Kopfgeld“) und Barry Pepper („Der Soldat James Ryan“) als knorrige Widerständler sowie Patricia Clarkson („Shutter Island“), die als WCKD-Chefin Patricia Clarkson („Shutter Island“) erneut eine unheimliche Präsenz zeigt, runden die Besetzung ab.
Fazit: „Maze Runner – Die Auserwählten in der Brandwüste“ ist ein schnörkelloser, dystopischer Fluchtfilm, dem allerdings die Originalität des ersten Teils fehlt.