Euthanasie, Demenz und der Lebensabend – die israelischen Regisseure Sharon Maymon und Tal Granit haben sich nicht gerade für die Thematisierung leichter Kost entschieden. Daher ist es umso überraschender mit welch zündendem Humor sie ihren, beim Festival in Venedig mit dem Publikumspreis ausgezeichneten Film „Am Ende ein Fest“ um eine Seniorengruppe und ihre selbstgebaute, gnadenbringende Suizidmaschine ausgestattet haben. Doch auch die emotionale Seite kommt bei der hervorragenden Tragikomödie nicht zu kurz, so dass sich „Am Ende ein Fest“ als bittersüßes Vergnügen vor ernstem Hintergrund erweist, in dem auf gekonnte Weise ohne erhobenen Zeigefinger das für und wieder des selbstbestimmten Ablebens behandelt wird. Wie im wahren Leben liegen hier die Tränen der Trauer sowie der Freude meist überraschend nah beieinander.
Yehezkel (Ze’ev Revach) und seine Frau Levana (Levana Finkelstein) leben zusammen in einem komfortablen Seniorenheim und sind ein Herz und eine Seele. Dann kommt ihre gute Freundin Yana (Aliza Rosen) mit der Bitte zu ihnen, ihr dabei zu helfen, ihren im Sterben liegenden Ehemann Max (Shmaul Worf) von seinen Schmerzen zu erlösen. Eine Fahrt in die Schweiz wäre für den Todkranken nicht mehr möglich und ihn aktiv von seinem Leiden zu erlösen, bringt auch keiner der Senioren übers Herz, zudem ist Levana strikt gegen jedwede Sterbehilfe. Doch der 72-jährige Hobbytüftler Yehezkel entschließt sich schließlich dazu, eine Maschine zu bauen, die dem Todkranken über einen Knopf erlauben soll, selbst über die Verabreichung eines todbringenden Mittels in Verbindung mit einem Narkotikum zu entscheiden. Die Medikamentenmixtur soll der ehemalige Tierarzt Dr. Daniel (Ilan Dar) bereitstellen, der sich genauso wie der ehemalige Polizist Rafi (Raffi Tavor) der einfallsreichen Rentnergruppe anschließt. Doch nach dem selbstbestimmten Ableben von Max kommen plötzlich andere Senioren auf die Clique zu, die für ihre geliebten, mit dem Tode ringenden Angehörigen ebenfalls die gnadenbringende Maschine nutzen möchten. Wie sollen die auch rechtliche Konsequenzen fürchtenden Pensionäre auf diese bittenden Anfragen reagieren...?
Die israelischen Regisseure Sharon Maymon und Tal Granit nähern sich in ihrem ersten gemeinsamen Spielfilm der problematischen Thematik der Beihilfe zur Selbsttötung auf außergewöhnlich amüsante und ebenso feinfühlig-pietätvolle Weise. Die liebenswerte gerissene Seniorenclique wird dabei nie der Lächerlichkeit preisgegeben, sondern steht mit ihren Ideen, Nöten und Ängsten, sowie insbesondere mit ihrem großartigen Sinn für Humor beständig selbst im Mittelpunkt der Tragikomödie, in der der Alter und Vergänglichkeit als ganz natürliche Stufen menschlichen Daseins beschrieben werden. Dabei weiß der gesamte Cast der agilen Rentnergruppe mit tollen Darstellungen zu begeistern, wobei vor allem Ze’ev Revach („Gett: Der Prozess der Viviane Amsalem“) und Levana Finkelstein („Footnote“) als liebevoll miteinander umgehendes Paar, dessen langjährige Verbundenheit förmlich spürbar scheint, für sich einzunehmen und zu berühren verstehen. Revach, einer der bekanntesten Komiker Israels, beweist als etwas ruppiger, aber hingebungsvoll-besorgter Hobbyerfinder, dass er neben dem richtigen komödiantischen Timing auch die ruhigeren, dramatischen Töne beherrscht. Seine bessere Hälfte Levana wird von Levana Finkelstein als herzlich-sensible Frau gezeichnet, die ihrer in Schüben voranschreitenden Alzheimererkrankung angsterfüllt, aber auch bewundernd pragmatisch begegnet.
Selbst wenn der leichte Erzählton des Filmes mit zunehmender Laufzeit etwas dunklere und melancholischere Nuancen bekommt und man mit der zu Herzen gehenden, äußerst schweren Entscheidungen entgegensehenden Rentnergruppe einfach mitleiden muss, bleibt „Am Ende ein Fest“ seinen schwarzhumorigen Spitzen die komplette Laufzeit über treu. So erlauben sich die Regisseure beispielsweise einen Running Gag mit einem Polizisten, der die eingeschworenen Senioren bei ihren Rückfahrten von ihren gnadenbringenden Besuchen immerzu anhält. Dazu kommen köstliche Einfälle wie Stromausfälle zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt oder sogar eine abgefahrene Musicaleinlage zum gewünschten Eintritt in das Leben nach dem Tode. Doch trotz des dunklen Humors und des anscheinend lockeren Umgangs mit dem Sterben gelingt dem Regie-Duo in ihrer Tragikomödie ein hervorragendes Gleichgewicht zwischen den tragischen und den komischen Momenten, so dass man letztlich nicht nur erheitert, sondern auch berührt den Kinosaal verlässt.
Fazit: Dem israelischen Regieduo Sharon Maymon und Tal Granit gelingt das Kunststück dem bleischweren und hochemotionalen Thema der Sterbehilfe genauso einfühlsam wie humorvoll zu begegnen. Superb zwischen Witz und Mitgefühl ausbalanciert lässt die mitreißende Tragikomödie „Am Ende ein Fest“ so kaum ein Auge trocken und kein Herz kalt.