Große Darsteller in einem aufwändigen Film, der kritisch mit dem Kampf gegen den Terror umgeht? Was vor zehn Jahren zumindest im englischsprachigen Mainstreamkino noch schwer denkbar gewesen wäre, ist heute schon fast ein Muss. Die Welt in Gut und Böse aufzuteilen wird der Realität nun einmal nicht gerecht und da kommt es wie gerufen, dass sich ein profilierter Filmemacher wie Hood (u.a. "X-Men Origins: Wolverine" und "Ender's Game") mit dieser Thematik befasst.
Das zusätzlich eingeflochtene Porträt einer am Terror unbeteiligten afrikanischen Familie, wo man Schulbücher vor den Nachbarn verstecken muss und Mädchen nur dann unbekümmert spielen dürfen, wenn keiner zuguckt, zeigt schonungslos, in welcher Lage sich das von der Miliz kontrollierte Viertel befindet. Da wünscht man sich auch als Pazifist schon fast einen Befreiungsschlag aus der Luft, doch ganz so einfach ist nun mal nicht. Nachdem sich Minister, Staatssekretäre und Militärs endlich zu einer Entscheidung durchgerungen haben, stellen die Bedenken des Piloten die Unternehmung auf den Kopf. Colonel Powell und General Benson (Alan Rickman) wollen die Mission in jedem Fall erfolgreich beenden und sind auch gegenüber Halbwahrheiten nicht abgeneigt, um ihr Ziel zu erreichen.
Statt fiese Befehlshaber und befehlsverweigernde Soldaten gegeneinander auszuspielen zeigt "Eye in the Sky" eindrücklich, wie sich (fast) ein jeder windet, um in dieser unangenehmen Sache nicht die endgültige Entscheidung zu treffen. Plötzlich wollen sich alle rückversichern um im Falle einer Veröffentlichung der zu vermeidenden zusätzlichen Todesopfer mit reinem Gewissen dazustehen. Idealismus findet man am ehesten noch beim Drohnenteam, das letztendlich den Befehl umsetzen und die Rakete abschießen muss.
Die Kamera fängt immer wieder großartige Luftaufnahmen ein, wechselt aber auch gekonnt in die beengten Büros und Bunker, in denen die Entscheidungen über Leben und Tod getroffen werden. Handygesteuerte Drohnen in täuschend echter Käfer- und Vogelform, die auch noch gestochen scharfe Bilder aus fremden Häusern liefern, mögen derzeit noch Zukunftsmusik sein, im Rahmen der Erzählung kann man sie aber verkraften. Alan Rickman liefert eine gewohnt knarzige Rolle ab, wirkt zeitweise aber ein wenig wie Professor Snape in Uniform. Das passt nicht immer zum Tonfall des Films, immerhin erlebt man ihn hier in seiner wirklich allerletzten Rolle.
Obwohl die Anzahl der tatsächlich abgegebenen Schüsse und Todesopfer überschaubar bleibt, gelingt Hood hier einer der besten und aufregendsten Antikriegsfilme seit langem. Die Komplexität der Thematik und die Schwere der getroffenen Entscheidungen, die von sämtlichen Darstellern glaubhaft vermittelt wird, erfährt eine dringend nötige Würdigung.