„The Big Short“ basiert auf wahren Begebenheiten. Ereignisse die uns anno 2008 alle beeinflussten: Die Finanzkrise. Die weltweite Krise der Wirtschaft, auf deren Höhepunkt die Bank Leman Brothers Pleite ging, sorgte für Millionen Arbeitslose und Obdachlose weltweit. So dramatisch waren die Ereignisse jedoch längst nicht für alle Menschen, denn einige gerissene Hedgefonds-Manager sahen die Krise voraus und wetteten gegen die Banken um das große Geld zu machen. Was letztlich auch gelang, allerdings mit sämtlichen moralischen Konsequenzen. „The Big Short“ erzählt die Ereignisse fast schon dokumentarisch, doch die Geschichte der Hedgefonds-Manager ist so irre, das „The Big Short“ automatisch zum Spielfilm wird. Der Finanz-Thriller ist dabei über weite Strecken sehr ernst geraten, wird jedoch mit einigen witzigen Einschüben, einer wilden Inszenierung und einem verrückten Soundtrack garniert. Herausgekommen ist eine wilde Mixtur die manchmal nicht genau weiß was sie eigentlich sein will und dennoch gleichzeitig unterhält und nachdenklich stimmt.
Denkt man an das heikle Thema der Finanzkrise denkt man nicht sofort an Adam McKay, wenn es darum geht einen geeigneten Regisseur für das Projekt zu finden. Doch der eher im Komödien-Genre angesiedelte „Anchorman“-Regisseur macht seine Sache gut. Zumal „The Big Short“ deutlich ernster geraten ist, als man das vorher vermuten konnte, zumal der Trailer deutlich mehr Witz versprochen hatte. Doch McKay geht damit den richtigen Weg, denn nur so kann er glaubwürdig die Geschichte der Außenseiter erzählen, die mit ihren riskanten Geschäften zu Millionen kamen. McKay wirft einen kritischen Blick darauf und „The Big Short“ lässt einen nachdenklich im Kinosessel zurück. Macht aber nichts, denn wenn „The Big Short“ witzig sein will, ist er es auch. Die Pointen zünden und insbesondere die großartigen Cameo-Auftritte von Stars wie Margot Robbie oder Selena Gomez verfehlen ihre Wirkung nicht. Diese Cameo-Aufritte sind auch bitter nötig, denn sie sind dazu da dem Publikum die komplizierten Begriffe der Finanzwelt zu erklären. Dabei wird auch gerne mal die vierte Wand durchbrochen und die Erklärungen sind auch für jene verständlich die mit der Finanzwelt normalerweise nur wenig zu tun haben. Einfach zu verstehen ist der Film dennoch nicht.
Die Inszenierung folgt dabei einem sehr eigenwilligen Stil, der mir nicht wirklich zusagte. Die Kamera ist immer in Bewegung, auch in ruhigen und Dialog lastigen Szenen und wird zudem oft und schnell geschnitten, was dem Film eine unangenehme Hektik verleiht. Ganz besonders wild sind die Einschübe von einzelnen Bildern oder Videos von realen Szenen. In diesen Momenten fühlt man sich, natürlich auch thematisch bedingt, unweigerlich an Martin Scorseses „The Wolf of Wall Street“ erinnert. Doch „The Big Short“ erreicht zu keiner Zeit die Qualität der verrückten Börsen-Komödie, ist für einen direkten Vergleich aber auch zu ernst und geerdet geraten. Zur Inszenierung kann man nur sagen, dass weniger mehr gewesen wäre und das „The Big Short“, trotz einiger Längen im Mittelteil, eine ruhigere Inszenierung gut getan hätte.
Ansonsten gibt es nur wenig zu meckern, denn gerade dem bis in die Nebenrollen stark besetzten Cast zuzuschauen macht schon Spaß. Ganz vorne dabei sind Christian Bale, der hierfür als bester Nebendarsteller für den Oscar nominiert wurde, Steve Carrel, Brad Pitt und Ryan Gosling, der nach zweieinhalb Jahren sein Schauspiel-Comeback gibt. Sie alle machen eine ausgesprochen gute Figur in ihren eigenwilligen Rollen und schauspielerisch kann man „The Big Short“ wahrlich nichts vorwerfen.
Fazit:
Kritiken und Publikum sind größtenteils begeistert wenn es um „The Big Short“ geht und das mit satirischen Einschüben versehene Finanz-Drama darf sich über fünf Oscar-Nominierungen (Bester Film, beste Regie, bester Nebendarsteller, bestes adaptiertes Drehbuch und bester Filmschnitt) freuen. Ich kann mich den Lobeshymnen allerdings nur bedingt anschließen. „The Big Short“ ist zwar ohne Frage sehenswert geworden, doch einige Längen sowie eine zu wilde und unruhige Inszenierung trüben den überraschend ernst ausgefallenen Spaß etwas.