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    Die Highligen drei Könige
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Highligen drei Könige
    Von Christian Horn

    Alle Jahre wieder begeht die Christenheit das Weihnachtfest – und jedes Jahr gibt es wieder neue dazu passende Filme. Die Komödie „Die Highligen drei Könige“ kommt im Advent 2015 auf den ersten Blick als etwas anderer Feiertagsfilm daher, aber wie in den allermeisten Weihnachtsgeschichten geht es auch hier um wahre Liebe und echte Freundschaft. Schon der Vorspann im Stil eines Märchenbuchs verdeutlicht dies, ehe sich das Hauptdarsteller-Trio Joseph Gordon-Levitt („The Walk“), Seth Rogen („Das ist das Ende“) und Anthony Mackie („Ant-Man“) durch eine turbulente New Yorker Weihnachtsnacht albert, die eine kleine Prise „Hangover“ atmet und eine Dosis „Ananas Express“ intus hat. Mit diesen beiden Komödienhighlights können sich diese „Highligen“ allerdings nicht messen. Nach dem gewieften „All The Boys Love Mandy Lane“, dem gefühlsecht-bittersüßen „50/50: Freunde fürs (Über)Leben“ (ebenfalls mit Gordon-Levitt und Rogen) und der unvergleichlichen Untoten-Romanze „Warm Bodies“ bedeutet dieser unauffällig inszenierte Film mit seinen grob skizzierten Figuren und den fade durchexerzierten Problemlösungen für Regisseur und Drehbuchautor Jonathan Levine einen Rückschritt, aber die Stars sorgen mit ihren komödiantischen Fähigkeiten trotzdem für jede Menge Schwung.

    Seit dem Unfalltod seiner Eltern an Weihnachten vor zehn Jahren hängt der 33-jährige Ethan (Joseph Gordon-Levitt) in den Seilen und begeht den Heiligen Abend nun immer mit seinen Kindergartenfreunden Isaac (Seth Rogen) und Chris (Anthony Mackie). Dieses Jahr wollen die Kumpels das Fest der Liebe letztmalig gemeinsam feiern: Isaac und seine Frau Betsy (Jillian Bell) erwarten nämlich ein Kind, während der Baseballspieler Chris inzwischen berühmt ist. Zur letzten gemeinsamen Weihnachtssause passt es gut, dass Ethan zufällig an drei Karten für den Nussknacker-Ball gelangt. Bis zum Beginn der Sause ziehen die Freunde ihr alljährliches Programm durch, zu dem unter anderem ein Strickpulli-Partnerlook und eine ausufernde Karaoke-Einlage gehören. Für Isaac und Chris ist der frisch von Diana (Lizzy Caplan) getrennte Ethan ein Sorgenkind, doch alsbald stellt sich heraus, dass jeder der Freunde ein Päckchen Probleme mit sich herumschleppt. Schließlich läuft der Abend komplett aus dem Ruder, woran das ominöse Schächtelchen, das Isaac von seiner Frau geschenkt bekommt, nicht ganz unschuldig ist ...

    Für das Rauschhafte, das der bemüht komische deutsche Titel verspricht (im Original heißt es schlicht: „The Night Before“), sorgt nicht etwa Regisseur Levine, sondern dafür ist vor allem Seth Rogen als Isaac zuständig. Während Ethan und Chris nur kurz an einem Joint ziehen, hält der werdende Vater in puncto Drogenkonsum die Fahne hoch: Auf eine Handvoll Magic Mushrooms folgen Koks, Alkohol und Marihuana, bevor wieder Pilze eingeschmissen werden. Entsprechend früh am Abend brennen bei Isaac die Sicherungen durch und seine Versagensängste treten hervor. Herrlich böse ist seine mit dem Handy gefilmte Hassrede auf das ungeborene Kind („Wir sollten es lieber in die Mülltonne werfen“). Dass Isaac seine Vaterrolle am Ende trotzdem annimmt und meistert, ist dabei allerdings von vornherein sonnenklar - ebenso wie Ethans Einlaufen in den sicheren Beziehungshafen und Chris‘ Erkenntnis, was wahre Freundschaft ist. Dabei ist die genretypische Vorhersehbarkeit weniger problematisch als das uninspirierte und daher auch weitgehend emotionslose Abspulen dieses vorgezeichneten Wegs. Nur selten wird das Muster ironisch durchbrochen wie mit dem Umstand, dass die drei Männer ihre Erleuchtung  jeweils in einem Zwiegespräch mit dem Dealer Mr. Green (lustig: Michael Shannon) erleben, der sie mit dem „Gras der gegenwärtigen Weihnacht“ auf den rechten Pfad führt.  

    Die weihnachtlichen Lektionen und Selbsterkenntnisprozesse sind der dürftige dramaturgische Kitt für eine lose Ansammlung humoriger Szenen, die durch Musikvideo-Passagen verbunden sind. Wie es bei einer Sketchparade so üblich ist, treffen gelungene auf weniger gelungene Scherze, wobei das Spektrum von einer affigen Sexszene auf dem Klo über den Clinch mit einem weiblichen Grinch bis zur Drogenparanoia in der Mitternachtsmesse reicht. All das ist mit zahlreichen Anspielungen auf andere Filme durchsetzt und unterwegs gibt es noch zwei selbstironische Gastauftritte von James Franco („Die fantastische Welt von Oz“) und Miley Cyrus, die ihren Hit „Wrecking Ball“ intoniert. Das Ganze ist alles in allem recht kurzweilig und gelegentlich gibt es sogar kleine Überraschungen, etwa wenn Isaacs Smartphone versehentlich in die Hände einer Freundin seiner Frau gerät und das böse Nachspiel wegen der Baby-Tirade vorgezeichnet scheint. Das Wildeste an diesem insgesamt recht zahmen Film ist aber womöglich das aggressive product placement rund um den Energy-Drink Red Bull. Das geht vom allgegenwärtigen Logo bis in den Dialog hinein, sogar der fantastische Abgang von Mr. Green, steht – wenn man die Werbung kennt – im Zeichen des Getränks.

    Fazit: Eine gut besetzte und ziemlich bekiffte Weihnachtskomödie mit einer Überdosis Red Bull.

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