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    Hail, Caesar!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Hail, Caesar!
    Von Carsten Baumgardt

    Ob Billy Wilder („Boulevard der Dämmerung“), Federico Fellini („Achteinhalb”), Robert Altman („The Player“), François Truffaut („Die amerikanische Nacht“) oder Jean-Luc Godard („Die Verachtung“) - irgendwann haben diese großen Regisseure  es alle getan und uns einen Blick hinter die Kulissen gewährt: Sie drehten Filme über ihr Metier, über das Kino an sich und das Filmgeschäft im Speziellen. Die vierfachen Oscar-Preisträger Joel und Ethan Coen reihen sich nun auf gewohnt entspannte Weise in diese illustre Gesellschaft ein und eröffnen mit ihrer launigen Hollywood-Satire „Hail, Caesar!“ die 66. Internationalen Filmfestspiele in Berlin 2016. Mit dem glamourösen Stelldichein der Stars um George Clooney am roten Teppich bekommt die fröhliche filmische Selbstbespiegelung einen perfekt passenden Rahmen und da ist es dann auch nicht so wichtig, dass der Ausflug der Coens in die Goldenen Zeiten des Studiosystems nicht mit den oben genannten Meisterwerken des (selbst-)reflexiven Kinos mithalten kann. Dafür ist er witziger.

    Die Geschäfte florieren in Hollywood zu Beginn der 50er Jahre. Die Studiobosse führen ein strenges Regiment und auch die Stars müssen sich klaren Regeln unterwerfen. Damit hat Baird Whitlock (George Clooney), der ungekrönte König der Traumfabrik, allerdings so seine Probleme und als der zechfreudige Promi vom Set seines Monumentalfilms „Hail, Caesar!“ entführt wird, greift Eddie Mannix (Josh Brolin) unverzüglich ein. Der Profi-Problemlöser des Capitol Studios setzt alle Hebel in Bewegung, um den verschwundenen Megastar ausfindig zu machen, bevor jemand von dem Problem Wind bekommt. Mannix muss sich die Reporter-Zwillinge Thessaly und Thora Thacker (beide: Tilda Swinton) vom Leib halten, nebenbei den schauspielerisch komplett untalentierten Western-Star Hobie Doyle (Alden Ehrenreich) in der Broadway-Adaption von Star-Regisseur Laurence Laurentz (Ralph Fiennes) unterbringen und auch noch die Wasserballett-Diva DeeAnna Moran (Scarlett Johansson) bei Laune halten. Die Entführer, die sich als kommunistische Drehbuchautoren (unter anderem Fisher Stevens, Clancy Brown und David Krumholtz) herausstellen, fordern 100.000 Dollar Lösegeld für den verschleppten Whitlock und animieren den superreichen Schauspieler gleichzeitig dazu, sich ihrer weltverbesserischen Sache anzuschließen.

    Die Hauptfigur des „Fixers“ Eddie Mannix ist ein amerikanischer Studiomanager und Filmproduzent der 30er bis 50er Jahre, der auch schon in Allen Coulters „Die Hollywood-Verschwörung“ (2006) als Figur auftauchte (gespielt von Bob Hoskins), während die anderen Charaktere in „Hail, Caesar!“ zwar von den großen Stars der Handlungszeit inspiriert wurden, aber erfunden sind. Meistens verschmelzen die Coens mehrere historische Vorbilder zu einer Figur, um das Star-System pointiert zu persiflieren. So ist etwa George Clooneys („Gravity“) Baird Whitlock eine Mischung aus Robert Taylor in „Quo Vadis“ und Charlton Heston in „Ben-Hur“, sogar von deren eher hölzernem Spiel ist etwas in dieser liebevoll-mokanten Darstellung zu entdecken: Der zur Passivität gezwungene Clooney, der sich entweder unter der Knute der Studiobosse oder in den Händen der Kommunisten befindet, ist dem Geschehen hilflos ausgeliefert und läuft zumeist mit herrlich verdutztem Gesicht herum. Den Takt der Erzählung bestimmt unterdessen Josh Brolin („Inherent Vice“) als gerissener Problemlöser, der seine Aufgabe wie ein pflichtbewusster Beamter angeht und mit gnadenloser Effektivität tut, was getan werden muss.

    Für einen Film über Hollywood ist es Ehrensache, ein imposantes Staraufgebot zu mobilisieren und selbst kleinste Rollen prominent zu besetzen. Das verlangt schon die Ironie. Und in der Disziplin sind die Coens bekanntermaßen wahre Meister. So macht es durchaus Spaß, ganz genau hinzusehen, um möglichst viele Prominente durchs Bild huschen zu sehen – zum Beispiel „Highlander“ Christopher Lambert als nordischer Regisseur Arne Seslum. Oder Scarlett Johansson („Lucy“), die mit wenigen Szenen als zickige Badenixe brilliert. Channing Tatum („Magic Mike“) wiederum kommt als schwungvoll tanzendem Gene-Kelly-Verschnitt trotz begrenzter Leinwandzeit eine Schlüsselrolle zu. Doch nicht immer sind die Stars so clever integriert: So läuft etwa der Kurzauftritt des mittlerweile wieder beleibteren Jonah Hill („The Wolf Of Wall Street“) ebenso ins Leere wie der gesamte Subplot um Tilda Swintons („Snowpiercer“) doppelte Reporterin. Die Glanzpunkte setzt dagegen ein noch nicht ganz so berühmter Akteur: Alden Ehrenreich („Blue Jasmine“) sorgt als bodenständiger Cowboy-Star auf Abwegen für viele echte Lacher, seine Nebenhandlung steckt voller Herz, Witz und Charme – hier sind auch die Coens in Hochform.

    „Hail, Caesar!“ ist eine schwungvolle Nummernrevue, die durch die wenig spannende Rahmenhandlung nur notdürftig zusammengehalten wird: Joel und Ethan Coen halten sich wie schon so manches Mal in ihrer glorreichen Karriere (etwa bei „Burn After Reading“ oder „Ein (un)möglicher Härtefall“) weniger mit großen erzählerischen Zusammenhängen auf als mit kuriosen Details. Auch hier ist nun das „Was“ der Geschichte eigentlich gar nicht wichtig. Entscheidend ist allein das „Wie“ – und das wird stilvoll im Look der 50er Jahre auf 35-Millimeter-Film zelebriert von Kameramagier Roger Deakins („Prisoners“). Wer die Entführer sind und was sie wollen, ist schnell klar, der Clou liegt wie so oft bei den listigen Regie-Brüdern aus Minnesota in dem ironischen Twist, den sie den Dingen geben. Ging es etwa jüngst in Jay Roachs Hollywood-Drama „Trumbo“ mit Bryan Cranston noch um recht brave sozialliberale Drehbuchschreiber, die als vermeintliche Kommunisten verfolgt wurden, konterkarieren die Coens das absurde historische Propaganda-Klischee von Hollywood als der fünften Kolonne Moskaus nun auf ihre ganz eigene Weise: Hier sind die Autoren bekennende Rote, die sich dafür rühmen, kommunistische Propaganda in ihre Filme zu schmuggeln.

    Fazit: Die Coens garen Hollywood in ihrer stilvollen Showbiz-Satire genüsslich in seinem eigenen Sud: „Hail, Caesar“ gehört nicht zu den besten Werken der Brüder, aber viele köstliche Szenen sorgen für kurzweilige Komödienunterhaltung und einen allemal sehenswerten Film.

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